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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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mit Erfolg geschafft, mich sehr neugierig zu machen – etwas, was mit jedem Jahr, das Christus dahinziehen lässt, schwieriger wird. Wollt Ihr mich heute Abend im Bear aufsuchen? Dort können wir gemeinsam speisen.« Er zeigte auf das Wirtshaus, das sich hinter ihm befand. »Ich nehme drinnen meine Mahlzeiten ein, und wann immer ich komme, ist mein Tisch vorbereitet. Ich werde einen Platz für Euch freihalten.« Seine Augen richteten sich auf Douglas’ Gefährten. »Und natürlich auch für Euren Akolythen. Gott zum Gruße, mein Sohn.« Als er sich den Jugendlichen näher ansah, verschwand sein Lächeln.
    »Er ist stumm und spricht nicht«, teilte Douglas dem Magister mit und gab Snipe einen kleinen Klaps auf den übergroßen Kopf. »Besten Dank, Magister Bacon. Dann bis heute Abend.«
    »Gott sei mit Euch, mein Freund«, erwiderte der Professor und schritt davon.
    Douglas wartete noch einen Moment, bevor er den Platz überquerte und zum Star Inn weiterging, wo er Räume gemietet hatte. Er sprach die Gastwirtin an und bat, ihm Essen und Getränke zu bringen. Dann stiegen er und Snipe die Treppe hoch zu ihren Unterkünften. Dort lernte Douglas weiterhin Latein: eine Vorbereitung auf die abendliche Unterhaltung, von der er annahm, dass sie seine sprachlichen Fähigkeiten auf das Äußerste strapazieren würden. Unterdessen schlief Snipe: eine Vorbereitung auf die Nachtwache, die er heute halten würde.
    Direkt nach Sonnenuntergang zogen die beiden Ley-Reisenden ein weiteres Mal ihre Überkleidung an und gingen nach draußen, um sich mit Magister Bacon im Bear zu treffen. Sie überquerten den beinahe menschenleeren Platz; auf ihm befanden sich jetzt nur noch ein paar alte Frauen, die Häppchen aus dem sich an den Straßenecken aufhäufenden Müll und Unrat aufsammelten, und einige Straßenköter, die im Abfall der Gossen herumschnüffelten. Douglas ignorierte die schäbigen Verwünschungen der Alten, als sie ihn vergeblich anbettelten, und eilte zum Wirtshaus. Unter der Fackel über dem Eingang hielt er inne und ermahnte Snipe ein letztes Mal, sein bestes Verhalten an den Tag zu legen. Dann zog er die Kapuze seiner Kutte herunter und trat ein. Im Innern herrschte ein Nebel aus Rauch, Dampf und dem Geruch von Bienenwachskerzen, die den Raum erhellten und allem einen warmen bernsteinfarbenen Schein verliehen. Als Erstes ging er zur Bedienungsklappe und besorgte sich eine Pastete. Dann wandte er sich um und verschaffte sich einen Überblick über das Wirtshaus. Tische von unterschiedlicher Größe standen ungeordnet im großen zentralen Speisebereich, wo man die Gäste von einer breiten, tief gelegenen Feuerstelle aus bediente, über deren Glut aufgespießtes Fleisch briet, große Kessel gluckerten und Brot gebacken wurde. Vom Hauptraum zweigten drei kleinere Stuben ab, die jeweils einen einzigen langen Tisch und Bänke enthielten. In einem dieser Nebenräume entdeckten sie Roger Bacon, der von einer Studentenschar umgeben war: bleichgesichtige Jüngelchen mit strähnigen Bärten und langen, zerzausten Haaren; einige von ihnen trugen ihre akademischen Gewänder, andere waren zwangloser in dunklen Satinjacken und Kitteln gekleidet. Alle hielten Krüge mit Ale umklammert und standen wie auf Kommando gleichzeitig auf, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
    »Ich bitte Euch, steht nicht wegen uns«, sagte Douglas zu ihnen. »Bitte setzt Euch doch und macht es Euch bequem.« Nachdem er Snipe die Pastete gegeben und ihn an der Tür aufgestellt hatte, nahm er dankend den ihm angebotenen Sitz am Tischende an.
    »Unser Freund ist zu Besuch aus dem Kloster Tyndyrn«, teilte der Professor den anderen mit. Er goss einen weiteren Krug voll und schob ihn über den Tisch auf Douglas zu. »Er ist auf der Suche nach Aufklärung zu uns gekommen. Ist dem nicht so?«
    »Fürwahr, das ist der Zweck meines Besuchs«, antwortete Douglas. Er bemerkte das Augenzwinkern der Studenten, die sich gegenseitig Blicke zuwarfen, während er sprach. Den Grund dafür konnte er leicht erraten; und um jegliches Misstrauen sofort zu zerstreuen, fügte er rasch hinzu: »Bevor wir uns weiter unterhalten, möchte ich mich für den Mangel an Gelehrsamkeit und die Rohheit meiner Ausdrucksweise entschuldigen. Leider wurde mir nicht das Latein der Höhergestellten beigebracht. Ich kam auf der Isle of Man zur Welt und bin dort aufgewachsen. Was auch immer an Gelehrsamkeit ich besitze – ich erwarb es erst spät in meinem Leben und dann nur durch die Unterweisung

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