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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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war.
    Und obwohl er offiziell seine Tätigkeit im Antiquitätenhandel beibehielt, konnte man den Earl of Sutherland nun wahrscheinlich eher bei einer Vorlesung der Königlichen Gesellschaft sehen als auf dem Parkett der Auktionshäuser Sotheby’s und Christie’s. Als Phillipa schließlich begriff, dass alles, was sie sagte oder tat, keine Auswirkungen auf die neue Leidenschaft ihres Geliebten haben würde, zog sich die junge Frau – die es nicht gewohnt war, in ihrer Liebe irgendwelche Konkurrenz erdulden zu müssen – langsam vom Earl zurück. Und Archelaeus Burleigh wurde seiner Einsamkeit und seinem Junggesellentum überlassen.

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FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    D ie drei Reisenden erreichten schließlich die Straße und begannen, entlang des Flusses zu spazieren, der sich träge auf die Stadt zuschlängelte. Die Sonne schien warm auf ihre Rücken, und ihre feuchte Kleidung trocknete rasch, während sie marschierten. Kit, der sich an die Gluthitze im ägyptischen Hochsommer gewöhnt hatte, genoss sichtlich die sanften Brisen, die vom Wasser herüberwehten.
    »Ich möchte wirklich gern wissen, wie du so viel über Ley-Reisen gelernt hast?«, fragte er nach einer Weile. »Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe ...« Er hielt inne. »Ich meine eigentlich das vorletzte Mal – als ich dich in der Gasse in London verloren habe. Erinnerst du dich?«
    »Natürlich erinnere ich mich daran«, erwiderte Mina. »Es war das Beste, was mir jemals passiert ist. Wie könnte ich das vergessen?«
    »Erklär mir das.«
    »Warte nur.« Sie schenkte ihm ein breites Lächeln. »Du wirst schon sehen.«
    »In Ordnung«, stimmte Kit zu. »Dann erzähl mir, woher du weißt, wo die Leys zu finden sind, die wir benutzt haben.«
    »Ich habe sie mit meiner Ley-Lampe gefunden.«
    »Das kleine Ding, das du in deiner Tasche versteckt hast?«
    »So nenne ich es jedenfalls.« Sie holte es hervor und streckte es ihm entgegen. »Es scheint in der Lage zu sein, Ley-Linien zu lokalisieren und anzuzeigen, wann sie am stärksten aktiviert sind.«
    Er starrte auf das Messing-Oval, das ihre Handfläche ausfüllte. »Darf ich?«
    »Aber natürlich.« Sie reichte es ihm.
    Es war schwerer, als er erwartet hatte, und fühlte sich warm an. Die kleinen Löcher, die vorhin das blaue Licht ausgefüllt hatte, waren nun dunkel. »Habt Ihr jemals zuvor etwas Ähnliches gesehen?«, fragte er Giles und reichte ihm die Vorrichtung zur Prüfung.
    »Nur in Miss Wilhelminas Besitz«, antwortete er und gab das Gerät zurück.
    »Woher ist das gekommen?«, wollte Kit wissen.
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Mina. »Doch ich hoffe, dass ich von dem hier eine verbesserte Version erhalten werde.«
    »Ein Wagen kommt!«, rief Giles in diesem Augenblick.
    Sie drehten sich um und sahen ein Bauernfahrzeug auf sich zurollen, das von zwei großen Pferden gezogen wurde.
    »Wir haben Glück«, bemerkte Wilhelmina. »Wir können von ihnen eine Mitfahrgelegenheit bekommen.« Sie blickte Kit an. »Wie ist dein Deutsch?«
    »Meines ist nicht so gut«, antwortete er auf Deutsch. »Und deines?«
    »Besser als deines.« Sie lachte. »Am besten, du lächelst nur und zeigst dich mit allem einverstanden. Ich werde das Reden übernehmen.«
    Der Wagen kam näher, und Wilhelmina eilte ihm entgegen. »Guten Tag!«, rief sie auf Deutsch.
    »Erstaunlich«, flüsterte Kit, während er zusah, wie sie sich mit dem Bauern unterhielt. »Ich kann nicht glauben, dass sie dieselbe Person ist, die ich die ganze Zeit in London gekannt habe.«
    »Leute können sich ändern«, merkte Giles an.
    »Allerdings.«
    Die Fahrt nach Prag war ein Vergnügen im Zeitlupentempo: In der behaglichen Wärme eines trägen Spätsommernachmittags holperte der Wagen nur langsam über die unbefestigte Straße. Als sie schließlich um eine ausladende Biegung des Flusses herumgefahren waren, lag sie plötzlich vor ihnen: die alte Stadt mit ihren großartigen Eisentoren und den kräftigen Mauern. Stolze Fahnen flatterten auf den Zinnen der Befestigungen; über den Mauern konnten die Spitzen von Kirchen und Türmen erblickt werden; alte gepflasterte Straßen führten in das Gewirr von Fachwerkhäusern mit roten Ziegeldächern und Fenstern aus winzigen diamantförmigen Glastafeln. Alles sah gemütlich und gut angeordnet aus – ein scharfer Kontrast zur trockenen Einöde der ägyptischen Wüste.
    Als der Wagen das weit geöffnete Stadttor erreichte, wurde er von den im Schatten des Bogengangs dösenden Wächtern

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