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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Abend beim Dinner neben mir sitzen, sodass wir über diesen Gegenstand so ausführlich sprechen können, wie er es verdient.« Burleigh nahm ihre Hand von seinem Ärmel, hob sie an seine Lippen und küsste sie. »Das heißt«, fuhr er fort und schaute dabei Reggie an, »wenn Ihr Vater überredet werden kann, dass er Sie für die Dauer einer Stunde aus seinem Blick lassen kann.«
    »Ein schweres Unglück, Sir, doch ich werde es irgendwie ertragen.« Mit den Händen scheuchte Reggie sie hinaus. »Fort mit euch! Ihr jungen Leute könnt gehen und aneinander Spaß haben.«
    »Wollen wir?« Burleigh bot der jungen Dame seinen Arm an, den sie gnädig annahm, und die beiden schlenderten fort, durch die marmorne Vorhalle zum großen Saal.
    Später würde man sie immer wieder in beiderseitiger Gesellschaft sehen, und zwar so oft, dass die Leute begannen, dies vorauszusetzen. Die beiden wurden zum Gegenstand des Interesses in den oberen Kreisen der High Society und wie ein Liebespaar behandelt – was sicherlich der Fall zu sein schien. Doch wann immer jemand sich zu erkundigen wagte, wurde die Frage mit einem Lachen und der Versicherung, man sei miteinander befreundet, leicht beiseitegeschoben.
    Wenn mit dieser Antwort beabsichtigt wurde, dem Gerede Einhalt zu gebieten, dann schlug dies nicht nur fehl, sondern führte sogar zum gegenteiligen Resultat. Die Klatschmäuler der Aristokratie sprachen mit immer größerer Gewissheit von einer bevorstehenden Ankündigung der Verlobung.
    Doch leider wurden diejenigen enttäuscht, die eine baldige Einladung zu einer Galahochzeit erwarteten. Der Sommer kam, verstrich und wich dem Herbst, und obwohl sich das Liebeswerben fortsetzte, wurde keine Eheschließung angekündigt. Diejenigen, die dem Earl nahestanden, ließen durchblicken, dass der Reiseplan des jungen Gentlemans gegenwärtig solche Vorbereitungen schwierig machten; seine verschiedenen geschäftlichen Aktivitäten diktierten ihm eine Rückkehr in den Nahen Osten und wahrscheinlich auch in andere Länder des Orients. Wie dem auch sein mochte, es hielten sich beharrlich Spekulationen über eine Hochzeit im nächsten Frühjahr, sobald der Earl von seinen Reisen in die Stadt zurückgekommen sein würde.
    Aber der junge Gentleman kehrte nicht zurück – nicht im nächsten Frühjahr und auch nicht im übernächsten. Als dann der ständige Strom seiner Briefe an seinen Schatz Phillipa abrupt aufhörte, flammte das Feuer der Spekulationen erneut auf und schlug unerwartete Richtungen ein. Als die Zeit verstrich, erhärtete sich langsam die Auffassung, dass ihn irgendein schreckliches Schicksal heimgesucht hatte. Auch wenn die Art seines Untergangs unbestätigt blieb, lieferte die menschliche Vorstellungskraft eine endlose Reihe wahrscheinlicher Katastrophen: Burleighs Schiff war auf seiner Rückfahrt gesunken; er war unter die Diebe gefallen; man hatte den Earl entführt und hielt ihn fest, um ein Lösegeld zu erzielen; er war ins Kreuzfeuer irgendeines lokalen Konflikts geraten und so zum Kriegsopfer geworden; er hatte in Arabien eine neue Heimat gefunden; der junge Mann schmachtete aufgrund falscher Vorwürfe in einem fremden Gefängnis ... oder irgendeine andere Erklärung, die den Köchen in der Gerüchteküche einfiel.
    Tatsächlich sollte es noch mehr als drei Jahre dauern, bis Archelaeus Burleigh nach England zurückkehrte. Der Grund für seine Abwesenheit wurde niemals offenbart – auch nicht, was ihm auf seinen Reisen passiert war. Kein Wort der Erklärung für seine verzögerte Heimkehr wurde jemals auch nur im Flüsterton gesprochen. Doch der Mann, der nach London zurückgekehrt war, war nicht mehr derselbe Mann, der die Stadt vor beinahe vier Jahren verlassen hatte.
    Im Bauch des jungen Lords herrschte ein neuer, unstillbarer Hunger. Wissen – je geheimnisvoller, desto besser – war nun die ihn verzehrende Leidenschaft. Er wurde nicht mehr ohne ein Buch in der Hand gesehen, und wenn er einmal nicht las, schrieb er Notizen in seine Tagebücher, deren Zahl kontinuierlich wuchs und die er in seinem Schreibtisch hinter Schloss und Riegel aufbewahrte. Der Ballsaal seines weiträumigen Herrenhauses wurde von einer Armee von Schreinern entkernt; dann errichteten sie an den Wänden Doppelreihen von Regalen, die sich bald mit obskuren und uralten Buchbänden zu füllen begannen. Diese architektonische Veränderung diente zur Hervorhebung der einfachen Tatsache, dass der reiche junge Mann ein unermüdlicher Gelehrter geworden

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