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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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lächelte entschuldigend.
    »Ich verstehe.«
    »Doch so Gott will, mag es geschehen, dass ich gebeten werde, zwecks weiterer Unterrichtung hierher zurückzukehren. Falls dem so ist, werde ich diese Gelegenheit willkommen heißen. Allerdings ... ich ...« Er hielt inne, als ob er beschämt sei.
    »Sagt, ich bitte Euch – was gibt es?«, fragte der Professor. »Hattet Ihr noch ein Anliegen?«
    »Ich habe Euch schon genug belastet«, erwiderte Douglas. »Allerdings gibt es da noch eine letzte Sache, die Euch ebenso sehr interessieren mag, wie es die Neugier vieler der Brüder in unserem Kloster erregt hat – eine Sache, der ich bei meinen eigenen Forschungen nachgegangen bin.« Er griff in sein Gewand und holte die Kopie der Meisterkarte hervor, die er aus Sir Henrys Schatulle in der Krypta von Christ Church entwendet hatte. »Darf ich?«
    »Gewiss doch«, stimmte Bacon zu. Er hielt sich den Handrücken vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken.
    »Ich habe die Veranlassung zu glauben, dass dies eine Karte ist. Ich erwähne sie jetzt wegen ihrer verblüffenden Ähnlichkeit mit der Symbolsprache, die Ihr aus dem Buch der verbotenen Geheimnisse übersetzt habt.«
    Bruder Bacon streckte die Hand nach dem Pergament aus. »Wenn Ihr erlauben würdet.« Er rollte es auseinander und hielt es ins Licht. »Ja, ich sehe, was Ihr meint.«
    »Könnt Ihr darin irgendeinen Sinn erkennen?«
    »Eine Karte, sagt Ihr?«
    »Das glaube ich zumindest.«
    »Jaaaa ...«, sagte der Gelehrte langsam. »Faszinierend.«
    Douglas biss sich auf die Unterlippe.
    »Ja, ich sehe wirklich, was Ihr meint«, bekräftigte Bacon. »Aber das ist keine Karte.«
    Douglas hatte das Gefühl, als würde alle Kraft aus ihm entweichen und durch die Beine in den Untergrund sickern. Er schwankte auf seinen Füßen, als würde sich der Boden unter dem Wissen neigen, dass alle seine Bemühungen umsonst gewesen waren. Er kämpfte seine Enttäuschung nieder.
    »Nicht eine Karte in der allgemeinen Bedeutung des Wortes«, fuhr Bacon fort, »obschon ich verstehe, warum einige dies denken mögen.« Er hielt das Pergament vor sein Gesicht, um es genauer zu studieren. »Ja. Das sind numerische Koordinaten.« Er tippte mit dem Finger auf eine der minutiös kopierten Symbole. »Unter der Voraussetzung, dass ein Schlüssel zur Verfügung steht, könnte ich, wie ich meine, das hier für Euch entziffern.«
    »Ein Schlüssel?«, wiederholte Douglas verblüfft.
    »Ein Schlüssel, um das Geheimnis der Zahlen zu enträtseln«, erklärte der Professor. »Denn wenn wir nicht wissen, auf was sich die Koordinaten beziehen, wird die Information, die wir von den Zahlen erhalten, bedeutungslos bleiben.« Er reichte das Pergamentstück Douglas zurück. »Besitzt Ihr solch einen Schlüssel?«
    »Ich muss gestehen, dass dies nicht der Fall ist. Kann vielleicht ein Beispiel dafür zur Verfügung gestellt werden, das ich für weitere Studien im Kloster mit mir nehmen kann? Ich weiß, meine Brüder würden selbst für so etwas dankbar sein.«
    »Mit Sicherheit«, erwiderte Magister Bacon und ging zu seinem Arbeitstisch hinüber. Er nahm eine Schreibfeder auf, tauchte ihre Spitze ins Tintenfass und begann, rasch etwas auf ein Pergament zu schreiben. Als er damit fertig war, überreichte er Douglas die immer noch feuchte Kopie. Auf ihr befanden sich Zahlenreihen neben etwa einem Dutzend Glyphen – ebenfalls Zahlen, die Douglas als Koordinaten von Längen-und Breitengraden identifizierte.
    »Ich empfinde große Ehrfurcht vor Eurer Gelehrsamkeit«, sagte Douglas und verbeugte sich. Er dankte dem Professor und verabschiedete sich.
    »Meine Grüße an Euren Abt!«, rief Roger Bacon ihm hinterher. »Wir werden uns wieder unterhalten, wenn Ihr das nächste Mal in die Stadt kommt.«
    Sobald Douglas draußen war, weckte er den schlafenden Snipe, der sich am Fuße der Stufen in seinen Mantel gerollt hatte. »Wach auf«, flüsterte er. »Ich habe Arbeit für dich.«
    Der Junge wachte auf und war augenblicklich munter.
    »In einer Ecke des Raums gibt es eine Eisenkiste ...« Er beschrieb die Schatulle und sagte dann, wo der Schlüssel für sie aufbewahrt wurde. »In der Kiste ist ein Dokument, das mit einem roten Band verschnürt ist.«
    Snipe zeigte einen durchtriebenen Gesichtsausdruck und nickte schweigend.
    »Stiehl es.«

FÜNFTER TEIL

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ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    D er Aufprall war so stark, dass seine Knochen von den Füßen bis zum Schädel durchgeschüttelt wurden. Dann stürzte Kit

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