Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
Vom Netzwerk:
Pergamentbündel. »Zudem ist der Umfang an Themen, die in diesem Band behandelt werden, etwas eng gefasst in Anbetracht eines noch größeren Werkes, von dem dieses eine bloße Destillation ist, wie man glaubt: daher der Titel Opus Minus Alchemaie .«
    Der Titel erinnerte Douglas an eines von Bacons Büchern: das Opus Majus . War vielleicht Bruder Luciferus in Wirklichkeit Bacon selbst, der sich hinter einem Decknamen versteckte?
    »Hauptsächlich bezieht sich der Inhalt auf die Forschungen des Autors in der Wissenschaft der Alchemie«, fuhr der Professor fort. »Doch er genießt es, in kurzen Abstechern auf Themen einzugehen, die von größerem esoterischen Interesse sind.«
    »Als da wären?«, fragte Douglas.
    »Unsterblichkeit«, erwiderte Bacon, »Geistreisen, der Einsatz von Erdenergie, die Kraft des menschlichen Willens sowie Fragen und Spekulationen zu seiner Natur. Abschweifungen, wie ich gesagt habe.«
    »Und doch nicht ohne Interesse für einen Geist, der nach jeglicher Spielart von Wissen hungert.«
    Der Gelehrte lächelte nachsichtig.
    »Ich selbst fühle mich genau zu den Themen hingezogen, die Ihr beschrieben habt«, offenbarte Douglas. »Diese Geistreisen, von denen Ihr gesprochen habt – enthält dieses Buch irgendetwas, das für praktische Anwendungen nützlich ist?«
    »Oh, in der Tat. Bruder Luciferus war an dieser Art der Übermittlung ebenso brennend interessiert wie an ihren Auswirkungen auf die Erkenntnis dessen, was er nannte ...« Der Philosoph hielt inne, um die Seiten in seiner Hand zurate zu ziehen; er sah sie durch, um eine Stelle zu suchen, die er markiert hatte. »Ja, hier ist es: › ... ein höchst heilsamer Mechanismus, der den unerreichbaren Umfang der Schöpfung und den tieferen Ausdruck vom Geiste Gottes offenbart.‹ Hierin irrt er nicht – wie ich selbst bestätigen kann.«
    »Wirklich?« Douglas täuschte vor, er wäre verwundert. Doch aufgrund seiner Recherchen kannte er die Legende, dass Roger Bacon die Fähigkeit zugeschrieben worden war, nach Belieben aufzutauchen oder zu verschwinden und sogar zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten zu sein: Beides würde durch Ley-Reisen einfach durchzuführen sein.
    »O ja. Ich habe mich Experimenten hingegeben, die jenseits aller Zweifel bewiesen haben, dass es sich um ein wiederholbares Phänomen handelt, das – wie armselig unser Verständnis davon auch ist – nichtsdestotrotz die fertige Anwendung seiner Eigenschaften all denen bietet, die wissen, wie man die feineren Energien handhabt.«
    »Und das Buch sagt uns, wie man das macht?«
    Bacon nickte. »Und mehr. Bruder Luciferus legt sowohl praktische Prinzipien als auch damit einhergehende philosophische Überlegungen dar: zum Beispiel, wie man die dynamische Kraft erlangt, durch die eine Geistreise funktioniert – oder den Mechanismus, wenn Ihr so wollt, und seine heilsamen Auswirkungen auf den leiblichen Körper.«
    »Äußerst interessant.« Douglas’ Auge fiel auf das Bündel Pergament. »Und Ihr habt das übersetzt?«
    »Ja, und zwar zum Zwecke weiterer Experimente.« Bacon hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Ich hoffe, es macht Eurem Abt nichts aus. Natürlich gehört die Übersetzung mir, und ich darf sie niemals aus meiner Hand geben.«
    Den ganzen Abend und bis weit in die Nacht hinein unterhielten sie sich. Nur dann legten sie eine Pause ein, wenn sie ein wenig Brot und Wein zu sich nahmen, damit sie genügend Kraft hatten, um ihr Gespräch weiterzuführen. Als schließlich der berühmte Gelehrte gestand, müde zu werden und etwas Ruhe zu benötigen, erhob sich Douglas. Mit einer tiefen Verbeugung, mit der er seine Hochachtung ausdrückte, dankte er seinem Gastgeber für seinen unermüdlichen Eifer und Einsatz. »Ich werde mit meinem Abt sprechen, und zweifellos wird er den Wunsch verspüren, Euch für Eure intellektuelle Großzügigkeit und Euren Dienst an die Gelehrsamkeit zu belohnen. Ihr seid mehr als nur hilfreich gewesen.«
    »Ich hoffe, Ihr werdet Eurem Abt meine besten Grüße ausrichten.« Bacon nahm das rote Band und verschnürte vorsichtig das Bündel auf seinem Schoß; anschließend ging er zur eisernen Schatulle und schloss die entzifferte Schrift weg. »Werdet Ihr mich wieder aufsuchen, Bruder?«, erkundigte er sich, während er den Schlüssel in sein Gewand zurücksteckte. »Es gibt noch vieles, was wir besprechen müssen.«
    »Leider geht mein Aufenthalt in Oxford seinem Ende zu«, antwortete Douglas. »Meine Pflichten im Kloster ...« Er

Weitere Kostenlose Bücher