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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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zugehört hatte, die an den am Hang wachsenden Mohnblumen und Hagebutten ihrer Arbeit nachgingen, wurde er schläfrig. Er entschied, zur höchsten Stelle des Pfades zu gehen, sich ein wenig umzuschauen, sich wach zu halten und zu sehen, ob er herausfinden könnte, in welcher Welt er sich wohl befand. Nicht, dass ihn diese Frage allzu sehr interessiert hätte; schließlich hatte er nicht vor, lange hierzubleiben. Es ging mehr darum, etwas zu tun, während er wartete.
    Der Pfad hoch zur Spitze war steil, und als er sie erreichte, schwitzte er stark. Oben empfing ihn der Ausblick auf eine weite Landschaft, die aus niedrigen, sanft gewellten Hügeln bestand, die dicht bewaldet waren. Es gab keine Straßen, keine Städte, keine Felder – nirgendwo ein Hinweis auf eine Wohnstätte von Menschen: In jeder Richtung war, so weit das Auge blicken konnte, nur das verblassende Grün und Gold einer herbstlichen Waldlandschaft zu sehen.
    Im hohen Gras verband sich eine Spur mit dem Pfad, der nach unten in eine wahrhaft gewaltige Schlucht führte, wie Kit nun feststellte. Er folgte dem Graspfad ein paar Dutzend Yards und kam an einen Punkt, wo sich der Weg teilte – der eine zweigte nach links ab, der andere nach rechts, ein weiterer verlief geradeaus in den Wald hinein. Kit nahm den letzteren und schlenderte schon bald durch ein sehr schönes Wäldchen aus Eschen, Lärchen, Birken und Erlen, zwischen denen verstreut ein paar Buchen und Walnussbäume standen. In der Luft lagen der schwere Duft von Blättern und feuchter Erde sowie ein stechender tierischer Geruch. Doch wenn es irgendwelche Lebewesen in der Gegend gab, so hielten sie sich versteckt.
    Als sich der Pfad erneut teilte, nahm Kit den rechten und ging weiter durch eine gleichbleibende Landschaft aus Bäumen, die nur ab und an von kleinen Lichtungen und Wiesen unterbrochen wurde. Obwohl er die Augen nach kleinsten Hinweisen menschlichen Handelns offen hielt, erspähte er nichts Bedeutsameres als einen von Tieren geschaffenen Pfad, geschweige denn eine Straße. Ihm wurde klar, dass er auf diesem Weg wohl noch Stunden weitergehen könnte; und so brach er seinen Ausflug ab, drehte sich um und marschierte zu dem Pfad zurück, der hinunter in die Schlucht führte.
    Mit gleichmäßigen Schritten stieg Kit hinab. Als er an der Stelle vorbeikam, wo er in dieser Welt gelandet war, zog er Minas Ley-Lampe heraus. Doch die kleinen Lichter blieben dunkel, und das Instrument lag kalt in seiner Hand. Er steckte den Apparat wieder in seine Tasche zurück, wobei ihm der Gedanke durch den Kopf fuhr, dass einige Leys zeitsensitiver waren als andere. Im Moment war der Ley hier offensichtlich inaktiv, und so entschied Kit, ihn später wieder zu überprüfen.
    Durch den Marsch war er ziemlich ins Schwitzen geraten und durstig geworden. Daher setzte er den Ausflug fort und folgte dem alten, geraden Pfad nach unten zum Fluss am Boden der Schlucht. Ein paar Dutzend Yards vom Ley entfernt verbreiterte sich der Pfad. Darüber hinaus verlor er seine schnurgerade Ausrichtung, da er den natürlichen Biegungen der Steilwand tief hinab ins Tal folgte. Die Wände waren gekennzeichnet durch gestreifte Bänder aus grauem und weißem Gestein – Kalkstein und Schiefer hatten sich im Verlaufe zahlloser Jahrtausende in Bändern und Schichten aufeinandergelegt. Während die Felswände um ihn herum immer höher emporstiegen, hatte Kit das Gefühl, als würde er auf einer Rolltreppe durch die aufeinanderfolgenden Zeitalter nach unten fahren, wobei jede Gesteinsschicht einen weiteren Äon darstellte.
    Schließlich endete der Pfad in einen Kessel, der von einer langen Biegung des träge dahinströmenden kleinen Flusses geformt wurde, der sich seinen Weg zwischen Felsbrocken von der Größe eines Autos oder Gartenhauses wählte, die über die Bodenmitte des Tals verstreut lagen. Auf jeder Flussseite gab es einen breiten Grasstreifen; und entlang des niedrigen Ufers wuchsen Röhricht, Buscheiche, kleine Büsche und Bäume. Hier unten im Tal war die Luft wärmer und feuchter.
    Kit suchte sich einen Weg durch das seichte Wasser am Rande des Flusses, indem er von einem großen Stein zum anderen hüpfte, bis er einen kleinen glasklaren Teich fand. Er kniete sich nieder, schöpfte mit den zu einer Schale geformten Händen Wasser und trank das süße, frische Nass. Anschließend setzte er sich nieder und ließ sich von der bleichen Sonne bescheinen. Nach einer kleinen Weile döste er ein ...
    Kit erwachte mit der

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