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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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ausgehöhlt war. Der Ort, von dem aus man weit über den Fluss blicken konnte, lag etwa fünfzig oder sechzig Fuß oberhalb des Talbodens. Kit erkannte sogleich, warum die Stammesmitglieder diese Stelle als Überwinterungsort ausgewählt hatten. Der Felssims war nach Süden gerichtet, sodass man auf ihm noch relativ viel Sonne abbekam. Zudem lag er unter einem recht großen Überhang, weshalb es hier windgeschützt und sehr trocken war. Weiter hinten ging die Höhle in zwei Kammern über, von denen die kleinere ein natürliches Becken darstellte; es war mit Wasser gefüllt, das von irgendwoher oben kam und durch den Fels sickerte. Abgesehen davon, dass man unten in den Wäldern Feuerholz sammeln und hochschleppen musste, war dieser Ort perfekt.
    Kit schätzte, dass sie vom ersten Lager bis hierher insgesamt wenigstens zwanzig Meilen zurückgelegt hatten. Das bedeutete, dass sie ungefähr fünfzehn Meilen vom Ley entfernt waren, der ihn in das Tal befördert hatte – zu weit weg, um von Zeit zu Zeit kurz dorthinzuflitzen und es ein paar weitere Male zu probieren, wie Kit mit einigem Bedauern feststellte. Aber bald war er viel zu beschäftigt, um sich darüber zu sorgen; denn nach dem Umzug ins Winterquartier begann der Stamm, Vorräte an Lebensmitteln und anderem mehr anzulegen.
    Als sie noch im Fluss-Stadt-Lager gelebt hatten, waren die Jäger nur jeden dritten oder vierten Tag losgezogen. Dieser Gruppe gehörten sowohl Männer als auch Frauen an; schon vor langer Zeit hatte Kit bemerkt, dass die Jagd kein Betätigungsfeld war, das ausschließlich den »echten Kerlen« vorbehalten war. Von nun an gingen die Jäger jeden Tag hinaus: Noch vor Sonnenaufgang verließen sie das Lager und kehrten gegen Mittag nach Hause. Die Jagd wurde jetzt mit einer Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit durchgeführt, durch die sie sich zuvor nicht ausgezeichnet hatte.
    Die älteren Frauen, die nicht zur Jagd gingen, waren ebenfalls sehr beschäftigt: Sie sammelten Wurzeln und Beeren, präparierten Pelze und Felle, flochten Seile und lagerten Nüsse sowie andere Kleinigkeiten ein, die sie für die vor ihnen liegende lange, kalte Jahreszeit benötigen würden. Allmählich verwandelte der Stamm den nackten Felssims in etwas, das einem utopischen Ort ähnelte, wie ihn sich eine Gruppe von Überlebenskünstlern und Zigeunern vorstellen mochte.
    Zunächst blieb Kit im Lager und gab auf die Kinder acht, sodass die Älteren jagen und sammeln gehen konnten. Er musste noch die jeweilige Abstammung der Jüngeren herausfinden, denn keiner der Älteren schien für irgendein bestimmtes Kind ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zu besitzen; alle behandelten jedes einzelne Kleine in der gleichen Weise mit Rücksicht und Aufmerksamkeit. Kit war zufrieden damit, aushilfsweise den Babysitter zu spielen, da es ihm erlaubte, wieder etwas Zeit mit Sir Henrys Buch zu verbringen: Seitdem er sich dem Stamm zugesellt hatte, war er in seinen Zeiten der Muße stets damit beschäftigt gewesen, ein Verständnis von diesem Werk zu gewinnen. Während er las, spielten die Kinder zu seinen Füßen. Die kleinsten von ihnen akzeptierten ihn als einen natürlichen Teil ihrer Umwelt und reagierten auf ihn in der gleichen Weise wie auf die anderen Erwachsenen. Die etwas älteren Kinder schienen sich mehr seiner Andersartigkeit bewusst zu sein und waren in seiner Gegenwart recht scheu.
    Aber das änderte sich an dem Tag, als Kit begann, ihre Sprache zu lernen.
    Die Erwachsenen waren fortmarschiert und hatten ihn, wie es inzwischen Gewohnheit geworden war, mit der Verantwortung für die Kinder zurückgelassen. Dieses Mal bemerkte Kit, dass einige der älteren Racker damit begonnen hatten, den jüngeren etwas vorzusprechen; immer und immer wieder artikulierten sie die gleichen Laute, die von den Kleinkindern nachgeahmt wurden. Er kam auf die Idee, bei diesem Spiel mitzumachen, und bald schon war er in dieser Elementarklasse für Sprache »eingeschrieben«. Der Stamm glaubte, dies sei ein unglaublich tolles Spiel, und die Kinder wetteiferten miteinander, ihn Laute zu lehren. Als er die Grundlagen gemeistert hatte, brachte ihm eines der älteren Kinder einen Stein und legte ihn in seine Hand.
    Kit hielt ihn hoch. »Was?«, fragte er.
    Zu seiner Verwunderung hielt das Kind einen Moment inne und erwiderte dann mit klarer Stimme: »Tok.«
    »Tok« , wiederholte Kit. Er legte den Kieselstein auf den Boden, nahm einen anderen auf und hielt ihn in seiner Handfläche.
    »Tok.« Das Kind

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