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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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übertragen, den fremdartigen Besucher die Sprache und die Bräuche des tyrrhenischen Volkes zu lehren. Zwischen den beiden jungen Männern entwickelte sich sehr schnell eine innige Freundschaft; und obwohl eine große Zeitspanne vergangen war, seitdem sie sich zuletzt gesehen hatten, war ihr großer gegenseitiger Respekt in keiner Weise geringer geworden.
    »Du hast dich überhaupt nicht verändert«, bemerkte Turms, während er Arthur eingehend betrachtete.
    »Und du ebenfalls nicht, mein verehrter König.«
    »Nimm dich in Acht.« Turms hob den Zeigefinger und bewegte ihn tadelnd hin und her. »Es ist gefährlich, einen König anzulügen. Doch sieh her – für dich lege ich meine Krone ab. Wenn wir beide zusammen sind, bin ich nur noch Turms. Wir werden die Jahre zurückdrehen und das sein, was wir einst waren.«
    »Wie du möchtest«, stimmte Arthur ihm freudig zu. »Nichts wäre mir lieber.«
    Sie sprachen über die Zeit, als sie beide, als Teil von Arthurs Ausbildung, durch das Land reisten. Turms’ Vater hatte in dem jungen Fremden eine Wissensquelle gesehen, und er war entschlossen gewesen, sie zu nutzen. Doch der alte König starb, noch bevor der Sommer vorbei war: ermordet durch die Klinge eines latinischen Meuchelmörders. Turms’ Bruder bestieg daraufhin den Thron und erklärte den Latinern den Krieg, um Vergeltung zu üben. Dies zwang die beiden jungen Männer, ihre Reisen abzubrechen und nach Velathri zurückzukehren, wo Turms auf Anordnung seines älteren Bruders der Priesterschaft beitrat. Noch während das Land sich intensiv auf den Krieg vorbereitete, verabschiedete sich Arthur und reiste mit dem Versprechen ab, in ein oder zwei Jahren zurückzukehren, wenn der Frieden wiederhergestellt sein würde.
    »Und jetzt bist du König«, stellte Arthur fest und grinste voller Freude, dass er seinen alten Freund in einer solch hochrangigen Position wiedergefunden hatte. »Du musst mir unbedingt erzählen, wie es dazu gekommen ist. Ich bin ganz begierig, diese Geschichte zu hören.«
    »Das ist nichts«, entgegnete Turms und fuhr mit der Hand durch die Luft, als würde er eine Fliege verscheuchen. Er hob seinen Becher und fragte: »Erinnerst du dich an den letzten Sommer, den wir gemeinsam verbracht haben?«
    »Es war in vielerlei Hinsicht der herrlichste Sommer meines Lebens. Wie könnte ich ihn jemals vergessen?«
    »Zwei kühne und leidenschaftliche Seelen, die sich nicht um das Geschehen in der Welt sorgten. Die Tage, die wir in Ruma und Reate verbracht haben ...« Turms kicherte und schüttelte den Kopf, als er sich den Erinnerungen hingab. »Und die Nächte! Sabinische Mädchen sind die besten in der ganzen Welt, sagen die Weisen. Und vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen – so begrenzt sie auch sein mögen – kann ich ihnen in keiner Weise widersprechen. Ich hätte eine dieser Sabinerinnen heiraten sollen, als die Glücksgöttin mir zugelächelt hat.«
    »Dazu ist es nicht zu spät«, hob Arthur hervor. »Es ist niemals zu spät.«
    Turms lächelte. »Vielleicht nicht.«

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VIERTES KAPITEL

    G iles?« Als Wilhelmina spürte, dass ihr Gefährte nicht mehr länger in ihrer Nähe war, wirbelte sie herum. Sogleich entdeckte sie ihn: Er lag auf Händen und Knien und würgte gerade den Inhalt seines Magens auf den weichen Kiefernnadelnbelag des Pfades. Sie kehrte zu ihm zurück und kniete sich neben ihm nieder. »Atmet tief durch und entspannt Euch. Das Schlimmste habt Ihr schon überstanden.« Sie legte eine Hand auf seinen Rücken. »So ist ’s gut – ein langsamer, tiefer Atemzug.«
    Er folgte ihren Anweisungen, und Wilhelmina fühlte, wie sich seine Rippen ausdehnten und zusammenzogen, während die Luft in seine Lungen eindrang und dann wieder ausströmte. »Noch einmal«, forderte sie ihn auf, während sie den Weg entlangblickte, auf dem sie hergekommen waren. »Glaubt Ihr, dass Ihr gehen könnt? Wir müssen unseren Weg fortsetzen, denn jeden Moment können Burleighs Männer uns auf die Spur kommen.«
    Giles nickte und wischte sich mit einem Ärmel über den Mund.
    »Gut.« Sie griff ihm unter den Arm und half ihm auf die Füße. »Es ist wirklich viel einfacher, wenn man Übung darin bekommt.« Sie lächelte. »Es dürfte jedoch jetzt besser sein, wenn Ihr Eure Kräfte sammelt. Wir müssen noch zwei weitere Sprünge durchführen, bevor wir auf der Lichtung sind. Und jetzt müssen wir sofort von diesem Ley fortkommen.« Sie drehte sich um und begann, zwischen die Bäume zu gehen, die den Pfad

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