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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Einöde aus Dünen und schleuderten ein ganzes Meer aus Sand und rotem Staub empor. Glücklicherweise war ihr Aufenthalt an diesem ungastlichen Ort nur von kurzer Dauer. Der nächste Ley war nur wenige hundert Yards entfernt; und mithilfe von Wilhelminas Zielsuchgerät fanden sie ihn ohne Probleme und konnten ihn zudem sofort nutzen, ohne warten zu müssen.
    »Entschuldigt bitte, Giles«, sagte Mina, als sie den Sprung beendet hatten. »Das war eine Abkürzung. Dadurch haben wir viel Zeit eingespart.«
    Er hustete den Staub aus seinen Lungen und wischte sich kleine Sandkörner aus den Augen. »Wo sind wir jetzt?«, wollte er wissen, während er die neue Umgebung in sich aufnahm.
    Sie waren an einem Ort angekommen, der eine gut gepflegte Parklandschaft zu sein schien: Direkt vor ihnen befand sich ein langer grüner Streifen aus gemähtem Gras, der von Reihen hochgewachsener Ulmen gesäumt wurde; und hinter ihnen erhob sich die breite Flanke eines steilen Berghangs. Der Rest des Parks wurde von Bäumen verdeckt.
    »Willkommen in Edinburgh!«, rief Mina fröhlich. »Oder zumindest in Midlothian ... Schaut Euch nur an«, forderte sie ihn auf und tätschelte seinen Arm. »Ihr habt ganz vergessen, dass Euch übel sein sollte. Bald werdet Ihr das Ley-Reisen meisterlich beherrschen.«
    Giles blickte sich erneut um und beäugte die Umgebung mit einem argwöhnischen Gesichtsausdruck.
    »Seid Ihr jemals in Schottland gewesen?«, erkundigte sich Mina.
    »Ich bin noch nie jenseits der Cotswolds gereist«, antwortete er. »Das heißt, bevor ich mit Mr. Livingstone zusammenkam.« Wieder schaute er misstrauisch um sich und vertraute dann Mina an: »Ich habe allerdings gehört, die Schotten seien Barbaren, die ihre Jungen essen.«
    »Nur im schottischen Hochland«, neckte sie ihn und begann, den breiten Grasstreifen entlangzuspazieren. »In der Hauptstadt können die Menschen äußerst kultiviert sein. Ihr werdet es sehen. Mit etwas Glück sind wir nun im Jahre 1819, und wir sind hergekommen, um einen Mann namens Thomas Young zu sehen. Er ist ein Doktor – ein Arzt mit einer Praxis in London. Doch er ist hier mit seiner Frau Eliza, um deren Schwester samt Familie zu besuchen.«
    »Ist Dr. Young ein wichtiger Mann?«, fragte Giles, der nun im Gleichschritt neben ihr ging.
    »Ja, ein sehr wichtiger. Zusätzlich zu seinen Fähigkeiten als Mediziner hat er internationales Ansehen als führender Wissenschaftler gewonnen. Er beherrscht dreizehn oder vierzehn Sprachen und hat praktisch über alles geschrieben – von der Geometrie und Physik über Medizin, Mechanik sowie Philosophie bis hin zur Farbenlehre und Musik. Kurz gesagt, er wird berühmt werden als der letzte Mensch auf Erden, der alles wusste.«
    »Ist das der Grund, weshalb wir ihn aufsuchen werden?«
    »So ist es. Neben all seinen anderen Leistungen, die an sich schon beachtlich sind, ist Dr. Young auch die weltweit führende Autorität in der Ägyptologie.«
    Sie verließen den Grasstreifen und betraten einen öffentlicheren Bereich des Parks, wo sie bequem zwischen Bäumen und Büschen spazierten, die in ihrem dichten hochsommerlichen Laub prangten.
    »Dr. Young leitet regelmäßig Expeditionen nach Ägypten«, fuhr Mina fort. »Jeden Herbst reist er dorthin, um Ausgrabungen durchzuführen und seine Kenntnisse in der Archäologie und sein Wissen über Hieroglyphen zu erweitern.« Sie warf einen Blick auf den wortkargen jungen Mann neben sich. »Ihr wisst über die Karte aus menschlicher Haut Bescheid?«
    Er nickte.
    »Was wisst Ihr darüber?«
    »Ich weiß, dass Sir Henry großen Wert auf sie legte, Mylady. Und ich weiß, dass er und Mr. Livingstone wegen ihr getötet wurden.«
    »Richtig. Nun, Dr. Young wird Kit helfen, die Meisterkarte zu finden.«
    »Er weiß also, wo sie ist?«
    Wilhelmina schüttelte ihren Kopf. »Nein. Aber wenn die Karte in Ägypten zu finden ist, dann ist er genau der richtige Mann, um sie zu entdecken.«
    Der Park endete in einer breiten Rasenfläche, die hinter einem Gebäude lag, das schwermütig wirkte und in einem freiherrlichen Stil errichtet war – das Haus eines reichen Schifffahrtmagnaten.
    »Hier entlang«, sagte Mina und wandte sich von dem stattlichen Bauwerk ab. »Sie reagieren ein wenig empfindlich, wenn Unbefugte das Gelände betreten. Am besten bleiben wir außer Sicht.« Sie führte ihren Gefährten zu einem niedrigen Eisenzaun, schwang sich mühelos über ihn und begann, eine ausgefahrene Straße hinunterzugehen. Als Giles ihr

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