Das Knochenhaus
Teppiche lagen ausgebreitet darin, und die Kissen waren so angeordnet, dass man sich darauf bequem hinlegen konnte.
Während der ältere Mann in einem Messingbecken ein kleines Holzkohlenfeuer anzündete, lehnte Kit sich zurück und sah zu, wie nach und nach die Sterne zum Vorschein kamen. Nach einer kleinen Weile, als die Kohlen im Becken endlich glühten, brachte eine der Töchter eine Schischa – eine Wasserpfeife, wie Kit wusste – und ein kleines Paket mit irgendeiner ihm unbekannten Substanz, die geraucht würde. Der Vater bereitete die Pfeife zu und sog ein paarmal kräftig daran, damit sie anging. Anschließend reichte er Kit den Schlauch mit dem Mundstück und gab ihm zu verstehen, dass er einen Zug daraus nehmen sollte.
Kit wollte seinen Gastgeber nicht beleidigen. Daher nahm er probeweise einen Zug aus dem Schlauch und wurde mit einem Mundvoll kühlen Rauch belohnt, der einen seltsamen Mentholgeschmack hatte. Prompt musste er husten und würgen – woraufhin sein Gastgeber vor Lachen brüllte. »Danke«, keuchte Kit. »Das war ... recht schön.«
Danach nahm Khefri einen Zug und reichte den Schlauch seinem Vater zurück, der vergnügt weiterpaffte. Gleichzeitig überschüttete Ramses seinen Gast mit Fragen, die von seinem Sohn übersetzt wurden. Wie stand es um die Gesundheit des Königs? Glaubte Kit, dass der König nach Ägypten kommen würde? Wie viele Pferde besaß Kit? Lebte er in einem Schloss? Stimmte es, dass es jeden Tag in England regnete? Hatte er jemals den König getroffen?
Auf diese und viele weitere Fragen gab Kit einfache, freundliche Antworten, wenngleich einige von ihnen entschieden vage ausfielen, da er sich nicht sicher war, welcher König aktuell auf dem Thron saß. Nichtsdestotrotz schienen seine offenen Erwiderungen den wissbegierigen Gastgeber zufriedenzustellen, der wie ein glücklicher Sultan unentwegt rauchte. Gleichwohl war Kit dankbar, als in großen Messingschüsseln das Essen gebracht wurde: ein stark gewürzter Eintopf aus Hammelfleisch und Auberginen mit Linsen, Aprikosen und Pinienkernen. Das Mahl war an den Seiten mit feinem gelbem Kuskus garniert und wurde mit den Fingern gegessen. Die Männer tauchten ihre Hände in das Gemeinschaftsgericht – jeder konnte in alle Schüsseln greifen –, während die Frauen und Mädchen umherhuschten und Getränkebecher mit einheimischem Bier füllten: ein wässriges, saures Gebräu, das dennoch erstaunlich gut die Kehle hinunterrann. Außerdem gab es Brot, von dem man sich immer wieder Stücke abriss und das regelmäßig durch warme, frisch gebackene Laibe ersetzt wurde.
Als die Männer ihre Mahlzeit beendet hatten, bereiteten sich die Frauen aus den Überresten ihr Essen zu. Kit musste gähnen und dachte ernsthaft darüber nach, ein paar Kissen übereinanderzulegen, seinen Kopf darauf zu betten und die Augen zu schließen. Doch da traf die Unterhaltung für den Abend ein. Es waren vier Männer – zwei mit Trommeln, einer mit einem Instrument, das einer Laute ähnelte, und einer mit einer Rassel. Die Musiker waren einzig und allein engagiert worden, um Kit einen Gefallen zu bereiten – eine Ehre, die dem Gast des Ortsvorstehers gebührte. Sie veranstalteten einen recht lebhaften Lärm, der jeden Gedanken an Schlaf aus Kits müdem Kopf vertrieb. Ein paar der Nachbarn erschienen, um zu helfen, und plötzlich begann man zu tanzen. Sehr zu Kits Verdruss wurde er in die Feierlichkeiten mit eingebunden und gezwungen, mit den Männern herumzustampfen, während die Frauen im Rhythmus der Musik in die Hände klatschten und lachten.
Es war schon spät – viel später, als Kit es sich gewünscht hatte –, als die Musiker schließlich ihre Instrumente beiseitelegten. Sie wurden alle mit Bechern voller Bier freigehalten, und nachdem sie dem Gast ihren Respekt gezollt hatten, verschwanden sie schließlich. Ramses erhob sich, und mit dem Wortgepränge eines richtigen Pharaos wünschte er seinem Gast eine gute Nacht.
Kit dankte ihm für den wundervollen Abend. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine angenehmere Zeit verbracht zu haben«, sagte er aufrichtig.
»Salaam« , verabschiedete sich Ramses, während er die Treppe hinunter verschwand. Immer noch summte er eine Melodie, die von den Musikern gespielt worden war.
»Sie werden heute Nacht hier oben schlafen«, erklärte Khefri seinem Gast. »Da ist ein Tuch, falls Ihnen kalt werden sollte.«
»Ich bin mir sicher, dass alles in bester Ordnung sein wird.«
»Morgen früh hole
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