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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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erbärmlicher Schuft, dieser Kerl. Er sollte öffentlich ausgepeitscht werden.«
    »Möchten Sie vielleicht einen Apfel kaufen, Sir«, fragte der Junge und rieb die rote Schale der Frucht über sein schmutziges Hemd. Dann hielt er sie hoch, damit sie bewundert werden konnte.
    »Bist du wirklich ein Waisenkind?«
    »Ja, Sir. Seit vier Jahren.« Er hielt den Apfel noch ein Stück weiter hoch. »Sie mögen diesen Apfel, Sir? Vorzüglich für Sie.«
    »Sag mir die Wahrheit, Knabe. Bist du wirklich ein Waisenkind? Es gibt einen ganz bestimmten Grund für diese Frage.« Als der Junge zögerte, fuhr der Mann beharrlich fort: »Die Wahrheit, und zwar jetzt.«
    Archie schüttelte seinen Kopf. »Nein, Sir. Aber es gibt nur mich und minne Mum. Ich bin nicht wirklich ein Waisenkind.«
    »Wie ich es mir gedacht habe«, erwiderte der Mann spröde. »Und auch kein Straßengauner, obwohl du zweifellos auf dem besten Wege dorthin bist. Hier ...« Er tauchte seine Finger in eine Westentasche, zog eine Münze hervor und schnipste sie dem zerlumpten Jungen zu. »Das ist dafür, dass du die Wahrheit gesagt hast.«
    Archie sah im verblassenden Tageslicht das Funkeln von gelbem Metall und fing die Münze in der Luft. Er öffnete die Hand – und beinahe wären ihm die Augen aus dem Kopf gefallen. Auf seiner Hand lag ein echter Gold-Sovereign: eine Münze, die er noch nie zuvor gesehen, aber von der er oft geträumt hatte.
    Schon im nächsten Moment hielt er das Geldstück fest umklammert und streckte dem Unbekannten den Apfel entgegen. »Das ist zu viel, Sir«, sagte er und spürte, wie ihm die Kehle trocken wurde. In Wirklichkeit wusste er, dass hier ein Fehler passiert war. Wenn der Mann bemerkte, was geschehen war, würde er »Dieb!« schreien und Archie einer Tracht Prügel oder gar Schlimmerem entgegensehen: Der Büttel würde ihn gefangen nehmen und ins Gefängnis werfen. »Bitte, Sir, das ist zu viel. Sie haben einen Fehler gemacht.«
    »Keinen Fehler«, erwiderte der Mann und beäugte ihn aufmerksam. »Behalt es.«
    »Danke schön, Sir.« Archie ließ die Münze blitzschnell verschwinden.
    Der Mann sah ihn immer noch mit grimmiger Aufmerksamkeit an. Der Junge wand sich; ihm wurde zunehmend unbehaglich unter solch ungewohntem prüfendem Blick. »Wie würde dir ein Job gefallen?«
    »Ich verstehe Sie nicht, Sir«, antwortete Archie, der immer noch den Apfel in der ausgestreckten Hand hielt.
    »Ein Job, Bursche – Arbeit und Lohn.« Der Mann lächelte plötzlich. »Es gibt noch mehr Gold-Sovereigns, die man haben kann.«
    Archie sagte nichts darauf.
    »Nun? Komm jetzt! Ich könnte einen beharrlichen, einfallsreichen Burschen wie dich brauchen. Wie wär ’s damit?«
    »Ich hab doch keinerlei Ahnung von nix ... ich meine, von irgendetwas.«
    »Kennst du das Marlborough House? Weißt du, wo es sich befindet?«
    Archie schüttelte seinen Kopf. »Nein, Sir.«
    »Nun, dann wirst du jemanden fragen müssen. Komm morgen früh als Erstes zu mir dorthin, und dann werden wir über deine Zukunft sprechen.« Er warf dem Jungen einen strengen Blick zu. »Hör auf mich, Bursche. Das könnte die wichtigste Entscheidung sein, die du wahrscheinlich jemals zu treffen hast. Verstehst du mich?«
    Archie begriff den Teil, der von mehr Gold-Sovereigns handelte, und daher nickte er langsam.
    »Und du wirst zu mir kommen – zum Marlborough House? «
    »Das werde ich, Sir.«
    »Gut. Ich werde dich beim Wort nehmen. Wenn du kommst, fragst du, ob du Granville Gower sehen könntest«, wies der Mann ihn an und nahm zu guter Letzt doch noch den Apfel. »Bis morgen dann.«

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DREIZEHNTES KAPITEL

    G elassenheit schien in einer beständigen Abfolge von Wellen über Etrurien hinwegzufließen – wie die sanfte Brandung eines endlosen Ozeans aus wohliger Ruhe. Nie zuvor hatte sich Xian-Li friedvoller gefühlt. Obwohl sie immer noch keine Bewegung des Babys gespürt hatte, fürchtete sie nicht mehr länger das Schlimmste.
    Turms’ ständige Versicherung, alles würde gut ausgehen, diente als Stärkungsmittel. Es war, als ob die vom König abgehaltene Zeremonie, um das voraussichtliche Schicksal des ungeborenen Kindes in Erfahrung zu bringen, die Wolken des Untergangs und der Katastrophe, die sich so dicht über ihr zusammengebraut hatten, weggetrieben und jeden nachhaltigen Zweifel zerstreut hätte. Seit jener Nacht hatte sich alles verändert; und sie behielt die Erinnerung an diese Zeremonie wie ein seltenes, kostbares Geschenk in ihrem Gedächtnis.
    Sie hatten

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