Das Knochenhaus
wenig mehr von dem Muffin essen und einen Schluck Kaffee trinken, bevor sie beiläufig fragte: »Haben sie Euch wenigstens gesagt, was der Zweck dieser neuen Vorrichtung ist?«
»Nein.« Er zuckte mit den Achseln, dann aber zeigte er ein verschlagenes Lächeln. »Aber ich habe mitgehört, wie sie darüber sprachen, als sie glaubten, ich sei bereits fortgegangen.« Er zog scharf die Luft ein, wie deutlich zu vernehmen war. »Sie behandeln mich wie ein Kind.«
»Ts!« Wilhelmina schüttelte verächtlich den Kopf. »Das ist wirklich eine Schande. Aber ich hoffe, Ihr wisst, dass ich den allergrößten Respekt vor Eurer Intelligenz und Euren Fähigkeiten habe. Ich bin dankbar für Euer Expertenwissen.« Sie hielt kurz inne und merkte dann an: »Ich vermute, sie hoffen, dass solch eine wichtige Arbeit geheim gehalten wird.«
»Das Gerät soll in vielerlei Hinsicht ähnlich wie das erste sein«, erklärte Gustavus. »Dieses jedoch, glaube ich, soll auch eingesetzt werden können, um Leute ausfindig zu machen.«
»Leute?«, fragte Wilhelmina verblüfft. »Welche Leute denn?«
»Mitreisende – wenn ich richtig gehört habe. Leute, die ebenfalls auf den Astralpfaden reisen. Der Earl hat gesagt, er wolle jene treffen, die ähnliche Erkundungen wie er durchführen.« Der erste Unteralchemist beugte sich nach vorne. »Doch ich traue ihm nicht. Ich glaube, dieser Lord Burleigh ist nicht das, was er vorgibt zu sein.«
»Ihr könntet recht haben.« Wilhelmina runzelte die Stirn. Eines stand außer Frage: Sie musste eine Kopie von Burleighs jüngstem Apparat – um was auch immer es sich handelte – in die Hände bekommen und es ihrer kleinen Sammlung hinzufügen. Gleichzeitig dachte sie, dass es das Beste war, nicht erkennen zu lassen, wie sehr sie sich dieses neue Ding wünschte.
Sie überlegte gerade, wie sie am besten ihre Bitte darum formulieren sollte, als der junge Alchemist fragte: »Möchtet Ihr, dass ich für Euch auch ein neues Instrument dieser Art herstelle?«
»Nun, ich weiß nicht recht ...«, begann Wilhelmina, die nicht zu übereifrig klingen wollte. »Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Ihr Euch in einer äußerst prekären Situation befindet. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch selbst in Gefahr bringt.«
»Das werde ich schon nicht.« Gustavus schlug zum Zeichen seiner Entschlossenheit auf den Tisch. »Ich werde eine Kopie für Euch herstellen.« Er sah ihr Zögern und fuhr fort: »Ihr werdet mir nichts dafür bezahlen müssen. Es wird mein Geschenk für Euch sein.«
»Ich mache mir keine Sorgen wegen der Kosten, mein Freund«, erwiderte sie. »Ihr seid es, Gustavus, um den ich mir Sorgen mache. Ihr geht solch ein großes Risiko ein. Wenn der Earl entdeckt, was Ihr da macht, könnte er dafür sorgen, dass Ihr eine Menge Ärger bekommt. Ich möchte nicht erleben, dass Ihr irgendeinen Schaden erleidet.«
»Macht Euch keine Sorgen, Jungfer. Keiner wird jemals davon erfahren. Dessen bin ich mir ganz sicher.« Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee. »Ich bin ein Wissenschaftler. Viele Jahre habe ich dem Studium gewidmet. Ich beherrsche die Künste und Methoden meiner Profession; und ich weigere mich, wie ein ungebildeter Pferdebursche behandelt zu werden, den man wegen jeder nutzlosen Marotte herumkommandiert.« Er lächelte reuevoll. »Entschuldigt mich, ich scheine mich selbst zu vergessen.«
»Das ist nichts«, versicherte ihm Wilhelmina. »Trinkt Euren Kaffee aus, dann bringe ich Euch ein weiteres Kännchen. Es gibt da ein paar weitere Dinge, die wir besprechen sollten.«
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SIEBZEHNTES KAPITEL
D ie Ausgrabung bei Karnak war für den Rest des Tages zugunsten anderer, weit drängenderer Untersuchungen ausgesetzt worden. Dr. Young hatte sich inzwischen von dem Schock erholt, der durch die Enthüllungen verursacht worden war, die das von Kit mitgebrachte Päckchen ausgelöst hatten. Nun wurde er beherrscht von wissenschaftlicher Begeisterung, und in einem Anfall von Überschwänglichkeit lud er Kit zu einem Essen in Luxors jüngster Attraktion ein: in das Golden Ibex Hotel , das kürzlich erbaut worden war, um den Anforderungen des aufkommenden Touristengeschäfts in der Stadt gerecht zu werden. Dort, auf einem mit sauberem Leinen gedeckten Tisch, gab er seinem neuen Freund sättigende ägyptische Nahrung zu essen und begann eine einleitende Untersuchung der Natur und Mechanismen seiner neuesten Entdeckung: der Ley-Reisen.
Unglücklicherweise gingen die enthusiastischen Fragen des Wissenschaftlers
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