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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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unausstehlich!«
    »Ohne Zweifel«, pflichtete Wilhelmina ihm mit freundlicher Stimme bei. »Aber weshalb seid Ihr darüber so bekümmert?«
    »Er ist zurückgekehrt!«
    »Wirklich?«
    »Ja, er ist zurückgekehrt und stellt noch größere Forderungen – unmögliche Forderungen! Das allein ist schon schlimm genug, doch er behandelt uns mit allergrößter Verachtung: als ob wir bloße Sklaven wären, die die Pflicht hätten, seinen Befehlen nachzukommen. Der Mann ist ein Tyrann und ein Rüpel. Wenn er einen Brunnen hinabfiele, würde ich keinen einzigen Finger rühren, um ihm zu helfen: Ich würde ihm kein Seil zuwerfen!«
    Wilhelmina starrte ihren Freund an. Offensichtlich war er frustriert und verärgert. Wahrscheinlich war es gut, ihm zu gestatten, ein wenig Dampf abzulassen; und sie selbst war mehr als glücklich, diesen Vorgang zu unterstützen. Denn alles, was sie über Burleigh und seine Beziehungen zum kaiserlichen Hof in Erfahrung brachte, konnte zu ihrem Vorteil sein.
    »Nun, nehmt doch erst einmal etwas von diesem Muffin«, drängte sie ihn in einem beruhigenden Tonfall und stieß den Teller ein wenig näher zu ihm heran. »Probiert ihn und sagt mir dann, was Ihr darüber denkt. Wenn genug Leute so etwas mögen, werden wir sehr bald damit anfangen, Muffins in unserem Geschäft anzubieten.«
    Gustavus brach etwas vom Rand ab und nahm ein kleines Stück von dem gesprenkelten gelben Gebäck in den Mund. Er kaute nachdenklich und verkündete schließlich: »Es schmeckt sehr gut. Feucht und süß. Wie werdet Ihr diesen kleinen Kuchen nennen?«
    »Darüber haben wir noch nicht entschieden; doch wir sind für alle Vorschläge offen.«
    Er nickte und aß noch etwas mehr davon. Unterdessen erschien die Kellnerin mit seinem Kaffee. Sie stellte die kleine Kanne und die Tasse ab, und auf Minas Nicken hin zog sie sich wieder zurück.
    »Hier«, sagte Mina und goss ihm den Kaffee ein, »probiert es damit zusammen und erzählt mir dann, was Burleigh getan hat, weswegen Ihr Euch so aufregt.«
    Gustavus trank langsam seinen Kaffee, und etwas von seiner üblicherweise gelassenen Haltung kam wieder zum Vorschein. »Es ist nicht schicklich, sich in der Weise aufzuregen, wie ich es getan habe«, meinte er und starrte in seine Tasse. »Vergebt mir. Ich hatte nicht die Absicht, Euch mit meinen privaten Problemen zu behelligen. Es tut mir leid.«
    »Ach was«, erwiderte sie und streckte den Arm aus, um ihm einen freundlichen Klaps auf die Hand zu geben. »Wozu sind Freunde denn da? Jetzt aber los. Esst noch etwas von diesem Kuchen und erzählt Wilhelmina, was Euch ärgert.«
    Der junge Alchemist nahm sich ihre Worte zu Herzen; und einen Augenblick später begann er zu berichten, wie der mysteriöse Earl an diesem Morgen in aller Frühe im Palast aufgetaucht war. Der Besucher hatte viel Zeit damit zugebracht, sich eingehend mit dem Ersten Oberalchemisten zu beraten, während Gustavus seine Arbeit im Laboratorium fortgeführt hatte.
    »Doch dann, aus heiterem Himmel«, erzählte er, »werde ich zu ihnen zitiert und erhalte den Befehl, meine augenblickliche Arbeit abzubrechen, um einen neuen Auftrag von Herrn Burleigh auszuführen. Aber ich führe doch gerade ein höchst störungsanfälliges Experiment durch, das meine ganze Aufmerksamkeit verlangt, sage ich den beiden. In ein oder zwei Tagen werde ich damit fertig sein – und wenn ich sie nicht beende, ist all die bisher geleistete Arbeit an diesem Forschungsgegenstand umsonst gewesen. Aber nein! Es soll nicht sein. Nichts anderes darf gemacht werden: Ich muss alles andere sausen lassen und sofort mit dem neuen Projekt beginnen! Und sie wollen mir noch nicht einmal den Grund dafür sagen, weshalb es so wichtig ist, dass es keinen weiteren Tag warten kann!« In seiner Erbitterung blies er laut die Luft aus. »Monate peinlich genauer, harter Arbeit sind in Rauch aufgegangen – Puff! Genau so ist es!«
    »Das ist ja wirklich zutiefst bestürzend!«, rief Wilhelmina voller Mitgefühl aus. »Was verlangen sie denn von Euch?«
    »Es soll eine weitere Vorrichtung sein«, antwortete Gustavus. »Ähnlich wie der Apparat, den ich zuvor für ihn gemacht habe – um Seine Lordschaft bei seinen astralen Forschungen zu unterstützen. Doch der neue soll ein wenig größer sein – und in jeder Hinsicht stärker und komplexer.«
    »Ich verstehe.« Wilhelmina täuschte ein nur geringes Interesse vor. Doch ihr Puls begann angesichts dieser Neuigkeit zu rasen. Sie ließ Gustavus erst einmal ein

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