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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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dieses Phänomen immer noch in der Lage, sie vorübergehend außer Gefecht zu setzen. Doch Burleigh brachte für eine solche Schwäche keine Geduld auf.
    »Beeilt Euch, wenn Ihr bereit seid«, wies er sie an und marschierte los.
    Sie folgte ihm und schloss nach einer kleinen Weile zu ihm auf. »Gibt es Menschen hier in der Gegend?«, wollte sie wissen.
    »Ich habe bisher keinen einzigen gesehen.«
    »Wie seltsam.«
    »Keineswegs. Wenn Ihr Euch die Mühe gebt, nur einen Augenblick rational darüber zu denken, werdet Ihr erkennen, dass nichts daran auch nur im Entferntesten ungewöhnlich ist. Seht, Ihr müsst Euch nur vor Augen halten, dass unsere Welt nicht immer so bevölkert gewesen ist wie heutzutage«, hob er hervor, während er zügig weiterstapfte. »Tatsächlich ist das Gegenteil häufiger der Fall gewesen, denn in vielen lang andauernden Epochen der Menschheitsgeschichte hat es riesige Gebiete auf der Erdoberfläche – ganze Kontinente – ohne einen einzigen Menschen gegeben. Daher vermute ich, dass wir in dieser Welt zu einer Zeit angekommen sind, in der dieser Ort immer noch ›jungfräuliches‹ Gebiet ist. Kurzum, es mag vielleicht Menschen in dieser Welt geben – ich wäre überrascht, wenn es keine gäbe –, doch sie leben nicht hier in der Gegend.«
    »Und Ihr habt niemals den Versuch unternommen, diese Welt überhaupt zu erforschen?«
    »Das wäre eine verdammte Zeitverschwendung«, erklärte er höhnisch und wies mit einer raschen Handbewegung auf die menschenleere Ebene. »Hier gibt es nichts, was von Interesse wäre.«
    »Dann ist das hier also nur ein Verbindungsort – eine Zwischenstation auf dem Weg.«
    »Richtig, eine Durchgangsstation. Nach meinen Erfahrungen gibt es viele solcher Orte«, berichtete er. »Sie haben vielleicht auch noch andere Zwecke, mir dienen sie jedoch bloß als Mittel, um von einem Ley zum anderen zu kommen.« Einige Augenblicke ging er schweigend weiter, bevor er fortfuhr: »Der nächste Ley ist einige wenige Meilen entfernt, und zwischen dem einen, den wir gerade benutzt haben, und dem nächsten gibt es weder Städte noch Dörfer, weder Bauernhöfe noch Ähnliches; jedenfalls habe ich niemals so etwas hier gesehen.«
    »Woher habt Ihr gewusst, dass Ihr hierherkommen müsst?«
    »Meine Liebe«, antwortete er mit einem sarkastischen Lächeln, »ich bin nicht ohne Mittel, wisst Ihr. Und mit dieser Sache beschäftige ich mich schon seit beträchtlicher Zeit. Die Gegenden, die ich kenne, kenne ich sehr gut.«
    »Wie zum Beispiel die in Ägypten.«
    »Genau«, stimmte er ihr zu. »Ägypten in mehreren seiner Epochen – zumindest in denjenigen, die mich interessieren.« Er ging ein paar Schritte und fügte dann an: »Bisher jedenfalls.«
    Burleigh benutzte keine von außen sichtbaren Quellen oder Hilfsmittel, um zu den ihm bekannten Orten zu reisen, was Haven jedoch nicht davon abhielt, ihre eigene Karte anzufertigen. Dabei ließ sie sich von Sir Henrys grünem Buch inspirieren. Sie hatte damit begonnen, Beschreibungen von den Orten zu verfassen, die sie besucht hatte, die Lage der Leys und alle auffälligen Merkmale festzuhalten, die sie als erinnernswert erachtete. Bislang war es eine ziemlich wortreiche Angelegenheit gewesen, über Richtungen, Orientierungshilfen für die jeweilige Umgebung, Standorte von Leys und Ähnliches zu schreiben. Doch sie arbeitete an einer Methode, die Informationen in einer kompakteren und präziseren Form zu verschlüsseln.
    Es war eine gute Gedankenübung, und sie hatte das ganz bestimmte Gefühl, dass es sich irgendwann in der Zukunft als nützlich erweisen würde. Nicht zuletzt füllte es die untätigen Stunden, wenn sie alleine war. Das passierte häufiger, als ihr lieb war, denn Burleigh nahm sie nicht überallhin mit. Mehr noch: Meistens reiste er ohne sie, und die Gründe dafür behielt er für sich. Denn der Earl hielt – trotz all seiner gegenteiligen Behauptungen – unerschütterlich daran fest, ein Geheimnis um seine Pläne und Handlungen zu machen. Haven war jedoch weit davon entfernt, sich dadurch entmutigen zu lassen. Es machte sie nur noch entschlossener, all sein Wissen auszuspüren, das er ihr verheimlichte – weil es ihn nicht kümmerte, ob sie es kannte, oder weil er nicht bereit war, es ihr mitzuteilen.
    Was Burleigh durch ihre Verbindung zu bekommen erhoffte, war ebenfalls ein wenig mysteriös. Bisher hatte er weder unpassende Forderungen an sie gestellt noch Annäherungsversuche unternommen. Er schien zufrieden damit

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