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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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wesentlicher Teil dieses Unterfangens, und ich habe mir selbst geschworen, ihre Arbeit fortzuführen. So einfach ist das.«
    Thomas Young sann einen Augenblick lang über das nach, was ihm gerade erzählt worden war, und entgegnete dann: »Der Wissenschaftler in mir bittet eindringlich um eine fundierte Bestätigung. Kann irgendetwas von dieser Geschichte über die Karte tatsächlich bewiesen werden?«
    »Ich denke«, wagte Kit zu erwidern, »dass wir den Tatsachenbeweis, den Sie sich so dringend wünschen, finden werden, wenn wir das Grabmal öffnen – vorausgesetzt natürlich, dass die Karte in der gegenwärtigen Realität existiert. Das werden wir nicht wissen, solange wir nicht nachgeschaut haben.«
    Thomas dachte darüber nach. »Bitte missverstehen Sie mich nicht. Ich glaube Ihnen vorbehaltlos. Die Beweise, die bereits deutlich sichtbar vorliegen, sind ausreichend, damit sich die Waagschale zu Ihren Gunsten neigt ...« Mit fuchtelnden Handbewegungen wies er auf den Brief auf dem Tisch. »Das da, zusammen mit der Briefmarke, der Münze, den Seiten aus meinem Buch mit den Abhandlungen, das noch veröffentlicht werden muss ... all das hat mich mehr als zufriedengestellt.« Thomas beugte sich vor, und vor Aufregung wurde seine Stimme lauter. »Doch verstehen Sie: Die Folgerungen aus dem, was sie mir gezeigt haben – und dem, was wir vom Grabmal zu erfahren hoffen –, sind nichts Geringeres als welterschütternd. Wenn es sich bestätigt, führt die Entdeckung direkt zu einem radikal neuen Verständnis vom Universum.«
    »Wem erzählen Sie das«, erklärte Kit ruhig.
    Doch der Wissenschaftler war noch nicht am Ende mit seinen Schwärmereien über die Vorstellung von einem Universum voller vielfacher alternativer Welten. »Das ist die vielleicht größte wissenschaftliche Entdeckung aller Zeiten. Wir müssen damit anfangen, das Ley-Reisen systematisch zu studieren und feststellen, wie sein ›Antriebsmechanismus‹ funktioniert.« Er hob einen Finger hoch, als ob er eine Vorlesung halten würde. »Das ist von höchster Bedeutung; denn wenn wir erst dieses Thema meisterhaft beherrschen, dann sind wir auch ein sehr weites Stück auf dem Weg zur Entwirrung der grundlegenden Rätsel des Universums vorangekommen – von Zeit, Raum, Wirklichkeit ...« Er lächelte, als ihm ein neuer Gedanke einfiel. »Vielleicht sogar die wahre Natur der Existenz als solcher.«
    Kit war zwar bereit, sich für den Fortschritt der wissenschaftlichen Kenntnisse einzusetzen, erlaubte sich jedoch, ein wenig die Stirn zu runzeln. »Alles beginnt damit, dass wir die Karte in die Hände bekommen.«
    »Zu diesem Zweck werde ich das Projekt mit Geldmitteln unterstützen, deren Verwendung in meinem Ermessensspielraum liegt. Alles, worum ich bitte, ist, den Fund aufzuzeichnen und zu katalogisieren und jegliche anderen Objekte von besonderem Interesse für weitere Studien einzufordern.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, erwiderte Kit. »Solange wir uns nur die Karte beschaffen, bin ich glücklich.«
    Während die beiden ihr Gespräch fortführten, erschien Mehmet auf dem Achterdeck. Er teilte ihnen mit, dass der Kapitän von Kit eine Anweisung benötige, um das Dorf zu finden.
    »Es gibt fünf Siedlungen am Westufer des Flusses«, berichtete Mehmet. »Der Kapitän wünscht nun zu wissen, welche davon Sie suchen.«
    Kit dacht einen Moment nach. »Ich glaube, es ist das dritte Dorf. Ich erinnere mich, dass wir zwei passiert haben, als wir flussabwärts dorthin gekommen sind. Doch ich werde es wissen, wenn ich es vor Augen habe.«
    »Jetzt nähern wir uns dem ersten«, meldete der Schiffskellner.
    Kit erhob sich und ging zur Reling. Er sah hohe Dattelpalmen; ihre spindeldürren Stämme ragten hoch über eine Ansammlung niedriger Hütten aus Lehmziegeln. Am Rande des Wassers wuschen Frauen ihre Wäsche, und ihre Kinder spielten in den seichten Stellen des Flusses. Oben auf dem Ufer bepackten zwei Männer einen Esel mit frischen grünen Binsen – zusammen mit der Ladung war das Tier doppelt so hoch wir zuvor –, und ein anderer Zeitgenosse führte einen Büffel über einen Pfad zur Weide, wobei Hunde ihnen bellend hinterherliefen.
    »Das ist nicht der richtige Ort«, verkündete Kit, nachdem er sich rasch einen Überblick verschafft hatte.
    Mehmet überbrachte diese Nachricht dem Kapitän und erklärte anschließend, das Frühstück würde nun serviert. Kit und der Arzt kehrten zum Hauptdeck zurück, wo unter einem gestreiften Baldachin ein gedeckter

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