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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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kann ich Ihnen vielleicht zeigen, wie es funktioniert.«
    »Ich sehe einer Demonstration freudig und mit äußerst gespannter Erwartung entgegen.«
    Am nächsten Morgen führte Khefri sie zum Eingang des Wadis. Die Expeditionsgesellschaft ging weiter durch den langen, sich schlängelnden steinernen Korridor der Schlucht. Sie erreichten die Stelle, wo sich das Wadi teilte, und ein kleines Stück weiter konnten sie die ersten Grabnischen sehen. Sie kamen auch an dem steilen Einschnitt vorbei, wo Kit mit Giles und Lady Fayth hochgeklettert war: Danach hatten die drei ihren Überfall auf das Grabmal abgewartet – besser gesagt, ihren unglückseligen Versuch, Cosimo und Sir Henry aus den Händen der Schurken zu befreien. Kurze Zeit später kam die Expeditionsgesellschaft an dem Punkt an, wo der Hauptgang des Wadis einen östlichen und westlichen Nebenarm ausbildete.
    »Das ist die Stelle«, erklärte Kit und blickte sich um. »Und genau hier schlagen wir unser Lager auf.« Die schalenförmige Wasserrinne war fast genau so, wie er sie in Erinnerung hatte. Es gab nur geringfügige Abweichungen – sie waren tatsächlich so unbedeutend, dass er Schwierigkeiten hatte, sich zu entsinnen, dass es sich hier nicht um den Ort handelte, an dem er zuvor gewesen war. In der jetzigen Welt war es 1822, in der es weder Zelte noch Burley-Männer gab – und auch keine ausgegrabene Gruft: nur die bloßen staubfarbenen Felswände und den trockenen, leeren Wadi-Boden, der sich zu beiden Seiten weiterschlängelte. Der große leere Tempel war da und auch immer noch leer – obwohl, wie sie bei einer späteren Besichtigung feststellten, es Anzeichen gab, dass sich im Innern Aasfresser aufgehalten hatten. In Wirklichkeit hatten sie keine Garantie, dass Anen überhaupt in dieser Welt gelebt hatte – geschweige denn, dass er in diesem Wadi begraben worden war.
    »Sind Sie sicher, dass dies die richtige Stelle ist?« Thomas, der unter seinem großen weißen Strohhut schwitzte, tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab und schaute sich skeptisch um. »Ich muss schon sagen, dass ich niemals von einem Grabmal gehört habe, das an solch einem weit abgelegenen und unzugänglichen Ort aufgefunden worden ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, hier zu graben.«
    »Wenn das Grabmal überhaupt hier auf dieser Welt ist, dann in diesem Wadi«, versicherte ihm Kit. »Irgendwo ...« Er marschierte ein paar Dutzend Schritte durch das östliche Wadi und hielt an einer Biegung im Fels an, die ihm entfernt vertraut vorkam. »Ungefähr hier, glaube ich.« Mit der Hand zeigte er auf einen Bereich, wo die Wand in den Talboden überging. »Irgendwo hier entlang ist der Eingang. Dort müssen Stufen sein, die nach unten zur Grabkammer führen.« Sein Blick glitt über die fugenlose Wand, um irgendeinen Hinweis auf das Grabmal zu finden, doch er entdeckte nichts, was auf einen verborgenen Eingang hindeutete. »Zumindest ist das der Weg, an den ich mich aus der anderen Welt erinnere.«
    »Dann ist das hier die Stelle, wo wir beginnen.« Thomas wies Khefri an, den Männern auszurichten, die Tiere abzuladen, die Ausrüstung auszupacken und ein Lager zu errichten.
    Bald ähnelte der Platz einem Beduinendorf – komplett mit niedrigen, flügelförmigen Zelten und einem kleinen Lagerfeuer aus Zweigen und getrocknetem Mist: Darüber wurde auf dem Boden eines nach oben gerichteten Topfs flaches Brot gebacken. Süßer Akazienrauch wehte in silbernen Fäden durch die Luft, und als die Sonne hinter den umliegenden Hügeln versank, herrschte über der antiken Begräbnisstätte eine Atmosphäre des Friedens und der Ruhe.
    Während das Abendessen zubereitet wurde, nahm Thomas einen langen, dünnen Eisenstab und begann damit den Sandboden des Wadis zu untersuchen. Dort, wo Kit hingedeutet hatte, stieß der Arzt die Spitze der Stange tief in den Boden und bewegte sie hin und her, um so nach irgendeiner kleinen Spalte oder einer anderen Anomalie zu suchen, die möglicherweise auf ein von Menschenhand geschaffenes Gebilde hinwies. »Auf diese Weise beginnen wir«, erklärte Thomas. »Sie würden überrascht sein, wenn Sie wüssten, was alles in Erfahrung gebracht werden kann, indem man buchstäblich herumstochert.«
    Er arbeitete sich methodisch vor und stach hintereinander Löcher in den Boden entlang der Wand der Schlucht. Als er damit fertig war, hatte er ein halbes Dutzend Stellen ausgemacht, wo Probegräben ausgehoben werden sollten. Kit war überzeugt, dass jedenfalls einer

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