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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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des Viehs, während eine der größeren Kugeln an Olivers Wange vorbeiflog und einen tiefen Riss hinterließ.
    Oliver versuchte, sich unter dem Untier hervorzuarbeiten, das durch seine Verwundung kurz abgelenkt war, aber es war zu schnell, und die Schrotladung hatte ihm keinen großen Schaden zugefügt. Es stieß Oliver in den Rücken und schickte ihn auf allen vieren zu Boden, dann sprang es zähnefletschend vor. Es hörte sich an, als ob es sprach, sinnlose Worte, vorgebracht von einer geschwollenen Zunge und rasiermesserscharfen Zähnen. »Eta flug, eta flug.«
    Entsetzt blickte ihm Oliver in die Augen – und die Augen eines menschlichen Mädchens, blau und mit langen Wimpern, die in die Schädelplatte eingelassen worden waren, blickten zurück, voller wilder, unmenschlicher Wut. Die wunderschönen Augen blinzelten überrascht, als der Boden unter ihnen auseinanderfiel, Mensch und Tier in die Luft gehoben wurden und Matschklumpen um sie herum herabregneten. Ein Schwebbeben oder irgendeine verzweifelte Weltensängerzauberei, die Harry herbeigerufen hatte? Aber Oliver rutschte nun von etwas herunter, von einem rostigen Metallpanzer, der sich aus der Erde erhob und aus dessen Löchern und Scharten Wasser strömte.
    Der verblüffte Jäger hatte sich von Oliver heruntergerollt, dessen linker Arm ein Schmelzofen des Schmerzes war, und sprang auf die Metallskulptur zu, die sich aus dem Schlamm erhob. Es war ein Leichnam, einer der Dampfritter, der nur noch über einen intakten Kampfarm verfügte – einen Spießarm mit rostig brauner Klinge. Metall und Muskeln verschmolzen im Zweikampf, das panthergroße Jagdgeschöpf schlug mit den Klauen immer wieder zu und riss tiefe Wunden in den schon gebrochenen Rumpf des Untoten. Der Leichnam des Dampfmannes hingegen bohrte und drehte seinen Spießarm immer wieder in die festen Bauchmuskeln des Tiers. Dass er dabei Schaden anrichten mochte, war nur an dem roten Blut abzulesen, das die Klinge befleckte.
    Der zentaurenharte Dampfmann kippte nach vorn und hob das Untier mit seinen skelettierten Manipulatorarmen in die Höhe. Noch ein Leichnam erhob sich aus der Erde, zweibeinig und bucklig, wie eine springende Ratte, aber mit einem langen Metallschnabel. Ohne ein Geräusch schleuderte der Eisenritter das Jagdgeschöpf mit aller Kraft auf den Schnabel des zweiten Dampfmannes und spießte es auf. Das Tier stieß ein so lautes, widerhallendes Geheul aus, dass es Olivers Herz in seiner Brust zu erschüttern schien.
    Oliver, der nun Schreie hörte, die ihm menschlicher erschienen, sah sich um und stellte fest, dass sich die Rotröcke in der Entfernung in ordentlicher Gefechtsformation zurückzogen, während das Rattern ihrer Gewehre im Rasseln der Metallkörper unterging, die sich aus dem Berghang befreiten. Harry arbeitete sich unter dem toten zweiten Tier hervor. Ein kopfloser, fassgroßer Dampfmann hielt das Geschöpf mit drei zangengleichen Stativbeinen gegen den Boden gedrückt, und der Wolfschnapper zog sein Jagdmesser aus dem Schädel des Ungeheuers.
    »Irgendwo auf der anderen Seite der Grenze gibt es einen Kalifen«, brachte Harry hustend hervor, »der mächtig sauer darüber sein wird, dass seine liebsten und teuersten Jagdkatzen hier in Jackals die Würmer füttern.«
    Hinter Oliver versanken die Panzer der zwei Dampfmänner, die ihm das Leben gerettet hatten, allmählich wieder im Morast; einer der beiden wurde von einer Tonne toten Fleisches hinabgedrückt. »Die Loas, Harry, sie reiten die Leichname.«
    »Nun, es wäre unhöflich, einen guten Rat abzulehnen, der so uneigennützig gegeben wurde«, sagte Harry und sah den eisernen Untoten nach, die weiterhin die Kompanie Rotröcke verfolgten. »Und so wie es aussieht, könnte es auch ziemlich gefährlich sein. Lass uns also gehen und hören, was König Dampf uns zu sagen hat.«
    Harry betrachtete Olivers Arm und befühlte ihn mit den Fingern beider Hände. Oliver schrie auf, als der Wolfschnapper Druck auf den blutenden Muskel ausübte. »Mach dir einen Verband aus deinem zweiten Hemd. Ich werde den Arm über den Spuren der Fangzähne abbinden. Du musst das später besser nähen und säubern lassen, als ich es kann.«
    »Was ist mit Shadowclock, Harry?«
    »Shadowclock wird auch noch da sein, wenn wir Seiner Hoheit in Mechanzia einen Besuch abgestattet haben«, sagte Harry und gab dem toten Jagdgeschöpf probeweise einen kleinen Tritt. Es blieb leblos. »Also, von wem wissen wir, dass er zu viel Zeit in Cassarabien

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