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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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sagte der Beamte. »Sie haben sicherlich einen vollen Terminkalender.«
    »Natürlich«, erwiderte der Prinz. »Es ist stets äußerst schwierig, die Festlichkeiten, Einweihungen und Brückeneröffnungen zwischen den Steinigungen einzuschieben.«
    »Wir alle leben, um zu dienen«, erwiderten die beiden Beamten im Chor, verbeugten sich vor Hauptmann Flare und den Sondergardisten und verabschiedeten sich.
    Flare sah Prinz Alpheus nach, der ebenfalls ging, nachdem man die beiden Mandarine aus dem Palast eskortiert hatte. Hardfall trat näher an Flare heran. Es war eine eigentümlich intime Geste, aber die Sondergardistin war lediglich besorgt, dass der Orden ihre Gespräche im Saal immer wieder abhören mochte. Ihre Weltensängeraufpasser waren in den letzten Tagen unruhig geworden, beinahe so, als ob sie erwarteten, dass die Dinge nicht ihren normalen Gang gingen. Damit hatten sie natürlich Recht – aber aus Gründen, die sie nicht erraten konnten.
    »Man wird es in Greenhall herausfinden«, gab Hardfall zu bedenken. »Sobald sie den Blutmaschinentest gemacht haben.«
    »Vielleicht fällt ihnen das nicht auf«, antwortete Hauptmann Flare. »Vielleicht kümmert es sie auch gar nicht, wenn sie es bemerken. Ein halber König ist immer noch besser, als wenn sie irgendeinen Niemand aus den königlichen Aufzuchtstätten präsentieren. Die Schmierenblättchen sind viel zu sehr an Alpheus als Königsanwärter gewöhnt. Sein Gesicht ist den Wählern vertraut.«
    »Es ist die andere Hälfte unseres jungen Prinzleins, die mir Sorgen macht«, sagte Hardfall und warf ihren Umhang zurück. Ihre Pistole saß provokativ weit oben an ihrer Hüfte. Nicht, dass jemand mit ihren Irrnebel-Fähigkeiten eine solche Waffe gebraucht hätte.
    »Die andere Hälfte kann nicht bis zu mir zurückverfolgt werden«, sagte Flare. »Nur der Nebel kann uns irrewerden lassen – es gibt keine Anzeichen im Blut und keine Talente, die wir unseren Kindern vererben könnten. Wenn wir Reinblütige und Irrnebler züchten könnten, hätten wir uns schon vor Jahrhunderten befreit.«
    »Ja, ich denke, das hätten wir wohl«, pflichtete Hardfall ihm bei. »Und wenn unser Blut nebeltreu bliebe, dann hätten die Irrnebelaufspürer des Ordens schon Vorjahren bemerkt, dass der Prinz Ihr Sohn ist, und nicht der von König Julius.«
    »Alpheus ist ein Hambliner«, sagte Flare. »Was auch immer er sein mag, er ist normal.«
    »Für einen König jedenfalls«, räumte Hardfall ein. »Aber wurden wir nicht alle vom Schicksal gezeichnet? Sie werden es ihm doch sagen, wenn das alles hier vorbei ist?«
    »Er wird es herausfinden.«
    »Vielleicht wäre er fügsamer, wenn er es jetzt schon wüsste.«
    »Oder auch nicht. Es verlangt ihn nach seiner Freiheit ebenso stark wie uns. Ich glaube, wir können es im Augenblick so belassen.«
    »Wie es Ihnen beliebt, mein Hauptmann«, sagte die Sondergardistin. Sie sah ihm mit traurigen, hungrigen Augen nach, als er ging. »Wie es Ihnen beliebt.«
    Es war seltsam. Oliver hatte nur eine Woche in der Kirche von Shadowclock verbracht, aber nun, während er seinen Rucksack packte, fühlte er sich, wenn er an den Abschied von dem Prediger dachte, als müsste er seinem Onkel Lebewohl sagen. Es war, als ob eine gewisse Verbindung zwischen ihnen existierte – weit mehr, als durch die wenigen Tage Gastfreundschaft, die der berüchtigte Stave mit seiner Erpressung erzwungen hatte, eigentlich hätte entstanden sein können. Draußen auf der Straße waren noch einige Arbeiter unterwegs, denn selbst nach Mitternacht wurde in den Gasminen gearbeitet. Und warum auch nicht – in den unterirdischen Schächten und Gängen war es ohnehin ständig Nacht.
    »Sie müssen nicht so lange aufbleiben«, sagte Oliver. »Es ist ja nicht so, dass Sie sich freiwillig bereiterklärt hätten, uns zu helfen.«
    »Nachts werde ich nie müde, Junge«, sagte der Reverend. »Es ist die friedvollste Zeit des Tages.«
    Oliver sah nach, ob genug Wasser in seiner Feldflasche war. »Ich weiß, was Sie meinen.« Und beim Zirkel, das wusste er wirklich. In der letzten Nacht hatte er nur zwei Stunden geschlafen, aber er war nicht müde, sondern fühlte sich, als hätte er sich einen Monat lang in den besten Hotels von Middlesteel ausgeruht. Mehr noch, seine Knochen schienen in den Stunden, die er schlief, zu vibrieren, und sein Blut raste, als ob der Mond es riefe. Es drängte ihn, nach draußen zu gehen und die Schönheit der Dunkelheit auf seiner Haut zu spüren, durch ihre

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