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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Es war, als bräche ein Haus über ihm zusammen. Er versuchte, sich wieder zu erheben, doch ein Dutzend Gardisten überwältigte ihn; sie schlugen ihn mit Fäusten, traten ihn mit Stiefeln und setzten ihm mit ihren nebelgeschaffenen Kräften zu.
    Sie zogen ihn auf die Beine, geschlagen und blutend. Dampfhieb war hinter ihnen, keuchend und demoliert auf dem aufgewühlten Boden. Olivers geschwollene Augen glitten über den Himmel. Von dem kugelförmigen Aerostaten war nichts mehr zu sehen. Harry war verschwunden und würde sich nun doch dem Urteil des Wolkenrats stellen müssen. Es war vorbei. Oliver hatte Jackals und die Hohe Frau der Lichter im Stich gelassen. Es war ihm nicht gelungen, die Mörder seiner Familie zu strafen, der Ehre seiner Familie gerecht zu werden oder gar das Leben seiner Freunde zu schützen.
    »Was geschieht nun, Bruder?«, fragte Flare.
    »Ich sehe dich«, brüllte Oliver. »Ich sehe euch alle. Das Böse, das eure Seelen befleckt.« Er konzentrierte sich auf den gefallenen Dampfmann. Lord Drahtbrand flog von der Seite des hingestreckten Ritters auf Olivers ausgestreckte Hand zu, doch bevor er ihn packen konnte, fing ihn ein Sondergardist ab, der schimmernd zwischen ihnen Gestalt angenommen hatte. Der Gardist drehte die heilige Waffe und schlug Oliver mit dem Elfenbeingriff ins Gesicht. Und dann begannen die Schläge erst richtig.

20
     

     
     
     
    Jemand stand vor dem hellen Ende des Tunnels. Molly näherte sich gespannt. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierhergekommen war – obwohl sie wusste, dass Dinge geschehen waren, an die sie sich hätte erinnern sollen.
    Die Silhouette winkte sie zu sich heran, und als Molly näher kam, war sie klarer zu erkennen. Es war ein Mädchen. Jemand, der ihr vertraut sein sollte, den Molly kannte, eine Gestalt im Korridor eines nächtlichen Hauses. Tock House, kam ihr der Name plötzlich zu Bewusstsein. Es war etwas in Tock House passiert, und das war es, woran sie sich erinnern können sollte. Verwirrt fasste sie das Mädchen genauer ins Auge – weniger geisterhaft, viel stofflicher, aber immer noch so still wie eine Pantomimin.
    Molly versuchte, mit ihrer Stimme zu sprechen, aber kein Laut war zu hören. Das war nicht die rechte Art der Kommunikation mit dieser Erscheinung von … ja, es war die Erscheinung, die ein Dampfmann, Silber Einrohr, gehabt hatte. Sein Name brachte weitere Erinnerungen wie Blitze zurück. Aber das Mädchen war nun ihre Erscheinung, nicht mehr die des Dampfmanns. Sie leuchtete schwach und gab eine Wärme ab, die den Schmerz in Mollys Herzen ein wenig besänftigte.
    ‹Ist das ein perfekter Augenblick?›, fragte Molly, die nun die rechte Ebene für eine Unterhaltung gefunden hatte.
    Die Erscheinung lächelte nur und deutete auf das Licht.
    ‹Für mich?›
    Das Mädchen nickte.
    Das Licht wurde stärker, umfing sie, ließ sie angesichts seiner Klarheit frösteln. Dann verblasste es, und sie lag auf dem irdenen Boden in einer höhlenartigen Zelle. Die Härte des Bodens, die Steifheit ihrer Glieder und das Kribbeln, das sie auf ihrer Haut fühlte – das alles war echt.
    »Molly«, sagte Nickleby.
    Sie rollte sich herum. Der Reporter und Kommodore Black teilten die Zelle mit ihr.
    »Ich –« Mehr bekam sie nicht heraus, Husten und Würgen überkam sie.
    »Ah, mein Mädchen«, sagte der Kommodore, »so ist es recht, huste alles heraus. Wir waren Dreckgas ausgesetzt, und du bist die Leichteste von uns, was das Körpergewicht betrifft. Es war verdammt dünn dosiert, sonst hätten wir unsere Lungen schon in Tock House gelassen.«
    Molly sah sich in der Zelle um. Keine Betten, nur ein Nachttopf – der, wie sie vermutete, eher dazu diente, dass sich die Wächter erleichtern konnten, als dass er für ihre Bedürfnisse gedacht war. Metallstangen reckten sich vom Boden bis zur Decke, und der Rest des Raumes war von einer Felswand umschlossen.
    »Wo ist Aliquot?«
    »Er war nicht bei uns, als wir erwachten«, sagte Nickleby. »Ich denke, er wird während der Kämpfe an den Angreifern vorbeigeschlüpft sein.«
    »Ja, oder aber er ist mit Tock House untergegangen«, wandte der Kommodore ein. »Dreckgas könnte seine Kristalle beschädigen. So erobert man auch ein Schiff, wenn es sich an der Oberfläche befindet und man es leicht entern will. Man bohrt ein Loch in den Rumpf und pumpt Gas hinein, bis die Matrosen konfus wie Karnickel in einem Bau herumrennen, und dann erst schickt man die Jäger hinunter.«
    »Er kann die Luftzufuhr seines

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