Das Koenigreich der Luefte
Tyrannei der Krämer und Fabrikbesitzer wird vor der Wahrheit der Revolution zusammenbrechen, Landsmännin Templar. In wenigen Tagen werde ich eine Brigade der Volksarmee zur Verfügung haben, mit der ich bis an die Schwelle von Middlesteel marschieren kann. Wir sind nicht mehr die nachsichtigen Philosophen und sentimentalen Kombinatsfamilien, die vor fünfzehn Jahren unter den Gewehren Jackals’ zu Tode kamen. Wir haben absolut reine Absichten.«
Molly zitterte. Es klang verrückt, aber ihr Herz sagte ihr, dass jenes Blutvergießen, das schon seit Jahrzehnten in Quatirshift wütete, nun auch ihre Heimat ergreifen würde. Die Atmosfährbahnen des alten Imperiums – diese Leute mussten die Tunnel auf einer Länge von beinahe zweihundert Meilen wieder repariert haben, um bis an die Grenze nach Quatershift zu gelangen.
»Blicke in dich hinein, junge Landsmännin. Du weißt, dass es wahr ist. Und sobald wir die KAM von den blutsaugenden Patriziern gesäubert haben, werden wir unsere wild entschlossenen Wolkenmaate auf den Rest des Kontinents loslassen. Die selbstzufriedenen Mechomaniker der Stadtstaaten, der fette Götze von Kikkosico, König Dampfs kalter Intellekt – sie alle werden von der neuen Armee des Lichts überwältigt werden. Wir werden die überalterten Königreiche dieses Landes hinwegfegen und sie durch unsere neue, vollkommene Union ersetzen.«
Molly trat gegen die Kiste mit dem Geld, so dass die Münzen darin klimperten. »Wieso haben Sie mich gejagt, Tzlayloc? Ich habe keinen Platz in Ihrem neuen, besudelten Land.«
»Das ist ja das Schöne daran, Landsmännin«, sagte Tzlayloc. »Jeder hat einen gleichwertigen Platz darin – aber du, meine Hebe Landsmännin, du bist für eine ganz besondere Rolle in unserer neuen Ordnung vorgesehen. Nun aber keine falsche Bescheidenheit. Wir fanden die Überreste eines Blutanalysegeräts in deiner letzten Unterkunft, und ich weiß alles über deinen kleinen Besuch im Gedächtnis des Maschinenraums von Greenhall. Ich denke, du verstehst sehr gut, was du jetzt bist.«
Hinter Molly packte der Gefolgsmann des Grafen die Beutel mit jackalianischen Guineen in eine alte Armeetasche.
»Landsmann Vauxtion«, sagte Tzlayloc. »Bevor du dich verabschiedest – ich habe mir die Freiheit erlaubt, die Buchung deiner Kabine auf dem Dampfschiff nach Concorzia zu stornieren. Deine Dienste werden für mich in den kommenden Monaten ausgesprochen nützlich sein. Es wird sehr viele Leute geben, die aufgespürt werden müssen – Hüter, reiche Kaufmänner und zirklistische Ratsmitglieder. Die Kolonien wüssten einen Mörder mit deinen einzigartigen Talenten gar nicht zu würdigen.«
Vauxtion sah nicht besonders glücklich aus, dachte Molly. Aber falls er irgendwelche Bedenken hatte, so war der schweigsame Meuchler klug genug, sie vor Tzlayloc nicht zu äußern.
»In Ihnen wütet eine üble Krankheit, Tzlayloc«, sagte Molly. »Ich muss nicht das Blut eines Kämpfers aus alter Zeit in mir haben, um das zu erkennen. Sie sind ein kranker Schorfbrocken.«
»Und dann ist es noch derart wertvolles Blut«, sagte Tzlayloc. Er drückte auf einen kugelförmigen Stein auf der Armlehne seines Throns, und ein Teil des Bodens begann sich knirschend zurückzubewegen. Er machte Platz für ein Podest, das im künstlichen Kristalllicht der Höhle nach oben stieg. Auf diesem Podest befand sich ein grabsteinähnliches schwarzes Kreuz; die Oberfläche des Steins war von einem Netz silberner Kanäle durchzogen. Die Spitze des Kreuzes verbreiterte sich birnenartig zu einem hohlen Juwel, größer als jeder Edelstein, den Molly je zuvor gesehen hatte – und seine Kristallwände waren gefüllt mit blubberndem Blut. Blut, das zu leben schien, das mit Fangarmen gegen die Wände schlug und sich aufzurichten versuchte, bevor es wieder als formlose rote See zurückfiel.
Angst ließ Molly still stehen, eine Angst, die so tief saß, dass sie sich wie gelähmt fühlte. Dieser Edelstein war alles, was von ihren entfernten Verwandten übrig war, von den Opfern des Pitt-Hill-Mörders, ihre Seelen und ihr Blut vermischt in einem gemarterten scharlachroten Meer der Verzweiflung.
»Ich habe einen Thron für dich«, schnurrte Tzlayloc. »An meiner Seite wirst du die heilige Mutter unserer Sache werden, Landsmännin Templar.«
»Lasst Sie in Ruhe, ihr abscheulichen Strolche!«, schrie der Kommodore. »O Mädchen, Mädchen, dein armes unglückliches Blut.«
Tzlayloc lachte. »Bringt diesen fetten, dämlichen
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