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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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sein sollen. Dann reichte er sie dem im Sattel sitzenden Wellesley hinauf.
    Major Wellesley las die Zeilen für den ganzen Stab vor. »Die Garde wird nicht für Sie kämpfen. Die Garde wird nicht gegen Sie kämpfen. Dies ist ein Krieg der Hambliner. Schauen wir einmal, wie sich Jackals ohne unsere Beteiligung schlagen wird. Flare.«
    »Können die das machen?«, fragte ein Offizier verwirrt.
    Von der Unken Flanke kam der berittene Offizier mit einem Weltensänger zurück, dessen purpurrote Gewänder beinahe dieselbe Farbe hatten wie die glühenden Wangen des Brigadegenerals. »Sie da, Mann! In der Garde gibt es eine Meuterei – was haben Sie vom Orden dagegen unternommen?«
    »Ich habe Berichte erhalten, Brigadegeneral«, sagte der Weltensänger. »Erspürtes.«
    »Mich interessiert nicht, wie viel von dem verdammten Zauberschnupfzeug Sie sich durch die Nase ziehen, Mann, oder ob Sie auf geistiger Ebene Schach mit dem Gottkaiser von Kikkosico spielen! Fakten, Sir, ich brauche Fakten!«
    »Die Bändigerringe um ihre Hälse reagieren nicht. Der Kontrollfluch ist noch da, aber er funktioniert nicht mehr. Herr Brigadegeneral, der Orden hat keine Kontrolle mehr über die Sondergarde.«
    »Beim Zirkel, was Sie nicht sagen!«, fluchte der Befehlshaber. »Das ist höchst ordnungswidrig, finden Sie nicht?«
    Vor ihnen spritzte Gras auf, als die gegnerischen Kanonen das Feuer eröffneten.
    »Ich habe den Eindruck, das war absichtlich auf uns gezielt«, brüllte der Brigadegeneral.
    »Schlechter Stil«, fügte einer der Stabsoffiziere hinzu und nickte eifrig.
    Major Wellesley trieb sein Pferd auf seine Männer zu. Er ritt so schnell, dass ihm die Wolke nicht auffiel, die auf Jackals’ letzten Aerostaten zudriftete, und die keinen Regen brachte, sondern einen Schwärm insektenähnlicher Umrisse.
    Die Schlacht um Middlesteel hatte begonnen.
    Als sie aufwachte, bewegte sich das Deckengebilde, und ein Meer schwarzer Steinbrocken glitt hinab und von ihr weg. Ein bahrenähnliches Ding aus alten Stützpfosten und Leinentuch, das mit Kabeln zusammengebunden worden war, stabilisierte ihren steifen Rücken. Alles wirkte irgendwie verkehrt. Sie konnte nur mit einem Auge sehen. Ihre Hand berührte ihr Gesicht, befühlte die geschwollene Wange, die ihr die Sicht auf dem rechten Auge nahm – und schrie vor Schmerz auf.
    »Molly«, sagte eine Stimme. »Bist du bei Bewusstsein?« Die Bewegung der Decke hörte auf, und Übelkeit breitete sich in ihrem Magen aus.
    Mollys gesundem Auge gelang es, das Wesen ins Blickfeld zu bekommen, das sie gezogen hatte. Es war eine Art Dampfmann, wirkte jedoch schlecht konstruiert, denn es fehlten Rumpfplatten, und aus den offenen Stellen ragten verdrehte Maschinenteile. Ein unangenehmes Rasseln drang aus dem Bauch des Wesens.
    »Ist das hier die Unterstadt? Wo sind meine Freunde?«
    »Wir glauben, sie sind tot, Molly Weichkörper«, sagte der Dampfmann. »Es gab eine Explosion, eine sehr große, der überwiegende Teil des Bergwerks ist eingestürzt. Aber der Feind hat die Atmosfähre geschützt – wir haben in einem Wartungstunnel überlebt.«
    »Wir?« Molly sah sich um. Keiner der Gefährten war bei ihr. Tot? Nickleby und der Kommodore, der Krieger aus Mechanzia und sein seltsamer, irrvernebelter Freund, selbst ihr mörderischer Verfolger aus Quatershift. Nein. Nein. Aber dann kehrte ihre letzte Erinnerung zurück. Der Dampfmann, wie er sich auf die Kristallgranate warf, die man in ihre Richtung geworfen hatte – die Explosion –, der Boden, der sich unter ihren Füßen auftat, und wie sie fiel, während eine Lawine aus Gestein auf sie einprasselte. Dann nichts. Ihre Freunde waren tatsächlich ermordet worden. Sie war wieder allein; jeder, der versucht hatte, ihr zu helfen, war gefallen. Kein Wunder, dass ihre Mutter sie auf den Stufen des Arbeitshauses von Sun Gate ausgesetzt hatte; offenbar hatte sie eine Vorahnung gehabt, welches Schicksal ihr bevorstehen würde, wenn sie versucht hätte, sich selbst um ihr verfluchtes Kind zu kümmern.
    Vielleicht hatte sie stundenlang geweint, als sie schließlich fühlte, wie eine der Greifzangen des Dampfmanns den zerfetzten Stoff zurechtzupfte, den man über sie geworfen hatte.
    »Molly«, sagte der Dampfmann. »Molly Weichkörper, erkennst du uns denn nicht?«
    Ihre Tränen brannten wie Feuer auf ihrer verletzten Wange. »Sind wir uns schon einmal begegnet?«
    »Wir glaubten, wir würden dich nie wiedersehen, Molly Weichkörper. Nach Grimhope und der

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