Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
Irrnebler.«
    »Es ist nicht dein königliches Blut, das ich benötige«, sagte Tzlayloc. »Wie seltsam, in Greenhall keine Aufzeichnungen darüber finden zu können, dass es je eine Verbindung zwischen dem Haus des Vindex und deinem Geschlecht gegeben hat, und noch seltsamer ist es, dass bisher noch nie jemand mit dem Blutfluch in den königlichen Aufzuchtstätten aufgetaucht ist. Aber das kommt wohl davon, weil man zugelassen hat, dass ihr dreckiges Ungeziefer euch ohne ordentliche Überwachung vermehrt.«
    »Was für ein Blutfluch? Ich stehe unter keinem Fluch. Lassen Sie mich gehen, na los, um des Zirkels willen.«
    »Dein Platz in der Geschichte wird eine andere Symbolkraft erhalten«, sagte Tzlayloc. »Nicht der tapfere Engel des Proletariats, der sein Leben für die gute Sache gibt. Stattdessen ist es der letzte Stachel der Tyrannei, der gebrochen werden muss, um unser mutiges neues Reich zu besiegeln.«
    Die Heuschreckenpriester hatten Alpheus nun an dem steinernen Kreuz angeschlagen und nickten dem Vorsitzenden des Ersten Komitees zu.
    »Ich will raus aus dem Palast«, schrie Alpheus. »Ich will raus aus Middlesteel.«
    »Du bist nicht mehr in Middlesteel, Landsmann. Wenn wir fertig sind, werden wir dir einen angemessenen Platz im Museum suchen, ausgestopft, neben einem schönen Exemplar von Fabrikbesitzer. Der letzte König von Jackals, ungekrönt.«
    »Bitte, Sie haben versprochen –«
    Tzlayloc sah zu den Heuschreckenpriestern. »Macht diesem Gejammer endlich ein Ende. Ich bekomme allmählich Kopfschmerzen davon.«
    Die Priester fuhren mit den Fingern über die Siegel auf dem Aktivierungsglas, und Alpheus’ Schreie drangen durch die unterirdische Kammer.
    »Das ist schon besser.«
    Hinter dem Prinzen kochte das Blut der letzten Operatoren in wilder Wut auf und war bei ihm in seinem Schmerz. Tzlayloc nickte zufrieden. Irgendwo dort unten würde sich auch diese dreckige Maschine vor Leid winden. Auch wenn die arme Molly Templar ihr Leben noch nicht für die gute Sache geopfert hatte, gab es für die Hexmachina nur noch zwei Operatoren, auf die sie ihr innerstes Wesen verteilen konnte. Eine rannte um ihr Leben, und der andere bekam ebendieses Leben gerade aus sich herausgequält.
    Seine Selbstzufriedenheit bekam einen Dämpfer, als er einen kleinen Ausschnitt seiner selbst im Blutkristall gespiegelt sah. Er wurde korpulent. Nun sah er die Heuschreckenpriester an und stellte zum ersten Mal fest, dass es sich mit ihnen genauso verhielt. Das lag an all den Abstichen aus den Gleichmachungsfabriken – und an der Herzenernte aus den neuen Gideonskragen. Da es jetzt so viele Opfer für die Wildcaotyl gab, fiel es schwer, der Versuchung zu widerstehen, von der Nahrung zu kosten. Einen Augenblick drängte sich ihm der Gedanke auf, wie ungleich es war, dass ihm und den Hütern des Glaubens ein solcher Überfluss zur Verfügung stand, aber davon machte er sich schnell wieder frei. Sie trugen eine schwere Bürde, die viel von ihnen forderte – ihre Körper brauchten guten Brennstoff, um so kräftig zu bleiben, wie es die Revolution von ihnen verlangte. Seltsam war jedoch, dass er immer hungriger wurde, je mehr er aß. Er würde die chimecanische Vorrichtung auf den Parliament Square bringen lassen, ins Licht, beschloss Tzlayloc. Er würde sich besser fühlen, wenn er den Qualen des letzten Herrschers von Jackals aus den Fenstern des Hauses der Hüter zusehen konnte.
    Die Tonhöhe von Alpheus’ Schreien änderte sich, als die Maschine ihn mit ihrem Einfallsreichtum zu überraschen suchte und das Folterspiel an seinem Körper abwandelte. Tzlayloc wuschelte dem Prinzen durchs Haar. So kurz, so glatt und stumpf, verglichen mit den langen, feuerroten Locken von Landsmännin Templar. Jeder trug sein oder ihr Scherflein bei. Jeder hatte eine Aufgabe in der neuen Ordnung. Selbst ein dreckiger Royalist.
    Man hatte ihnen die Waffen abgenommen, und nun saßen Oliver, Hoggstone und Kommodore Black in einer Kammer, die überraschend gemütlich war, wenn man bedachte, dass sie sich in einem längst verlassenen Atmosfährbahnhof befand. Nur die Anwesenheit der Geächteten, die sie mit ihren alten Gewehren und Armbrüsten in Schach hielten, erinnerte beständig daran, dass sie nicht in der Bibliothek eines Gentlemans saßen.
    Benjamin Carl kam in seinem Rollstuhl ins Zimmer und schob sich an einen Tisch, auf dem eine alte, doppelköpfige Öllampe aus Messing stand. Sein Kopf glänzte in ihrem Licht; eine schmale Silbertonsur war

Weitere Kostenlose Bücher