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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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ganze Ketten von Kristallen waren aufgesprungen wie Eier, in denen die Küken kurz vor dem Ausschlüpfen standen. Dürre Glasssplitter bedeckten den Boden der Gänge, in denen sie geplatzt waren.
    Molly wurde langsamer. Sie befand sich in einem Gang, in dem Linien in den Stein geritzt worden waren, längliche Figuren, die Steinkreise umschlossen. Vielleicht gab es ein Wasserreservoir hinter der Wand, so kalt und kühl wie in der Bewässerungsanlage, die in den höheren Städten die Felder mit den Fleischpflanzen versorgt hatte.
    »Lass uns kurz anhalten, Schleichrohr.« Sie klopfte gegen die Wand. »Wir brauchen Wasser, bevor wir umfallen.«
    Schleichrohr fuhr zu ihr hinüber, und sein Schlot hatte an jenen Stellen, an denen sich das Material überhitzte, eine orangerote Färbung angenommen. »Wir verstehen das, Molly Weichkörper, aber wir müssen weiter. Wir sind jetzt so nahe.«
    Sie schlug wieder gegen die Mauer. »Dahinter ist Wasser.«
    »Nein, Molly.« Er fuhr mit seinem Manipulator-Arm über die Zeichen, die in den Stein gemeißelt waren. »Das ist kein Kühlrohr. Es ist ein Abfluss, um den Druck des Magmas zu verringern, das die Erde so tief in ihrem Inneren strömen lässt – flüssiges Feuer und Erde, Molly Weichkörper. Es sind Notschächte für den Fall, dass die Kanäle überlaufen.«
    Molly stöhnte und sank zum Ausruhen auf die Knie. »Wie konnten die Chimecaner es ertragen, so tief unten zu leben?«
    »Ihre Kühlmechanismen hatten noch nicht durch tausendjährige Vernachlässigung gelitten, Molly Weichkörper. Und die Hitze war auch wertvoll, man konnte sie durch Wärmetauscher laufen lassen, die dann dazu beitrugen, die Nationen auf der Erde in den härtesten Jahren der Kalten Zeit dem Imperium dienstbar zu halten. Sie brauchten ihr Vieh – ihre Sklaven und ihre Nahrung – lebend.«
    Zögernd folgte Molly dem Dampfmann wieder. Die Höhlen, durch die sie nun kamen, waren kleiner, einige der Stufentempel und Stalaktitentürme waren unvollendet geblieben und verlassen worden, als das Imperium von Chimeca seinem Niedergang entgegenging. Ein Niedergang, an dem ihr Vorfahr entscheidend mitgewirkt hatte. Immer öfter war ihnen nun der Durchgang versperrt – in einigen Hallen waren die steinernen Feuerschutztüren durch Magmaausbrüche ausgelöst worden und zugeschlagen, andere Gänge liefen in unvollendeten Stollen aus.
    In einer dieser Sackgassen lag ein Haufen Knochen, die so alt waren, dass sie zu Stäub zerfielen, als Molly sie aufzuheben versuchte. Im Gegensatz zu den anderen Skeletten, die sie bereits gesehen hatte, lagen hier keine Rüstungsteile, chimecanische Schmuckstücke oder Kleidungsfetzen, aber einige Glieder einer alten Beinkette. »Ein Arbeitstrupp«, überlegte Molly laut. »Sie mussten wohl eine neue Stadt für ihre Herren graben, die armen Seelen.«
    »Wir vermuten etwas anderes«, sagte Schleichrohr. »Hier geht es nicht mehr weiter, wir müssen zurück.«
    Molly schlurfte hinter dem Dampfmann her, als er seine Raupenketten wendete. »Aber das sind doch Ketten dort hinten?«
    »Nur die oberen Städte wurden mit Sklavenkraft ausgegraben, Molly Weichkörper, als das Leben auf der Haut der Welt noch zahlreich war und viele Millionen beim Bau der Höhlen verbraucht werden konnten. Die Knochen, die du gesehen hast, stammten nicht von Tunnelarbeitern, sie waren Nahrungstribut, denn die Mineralien in ihren Körpern waren eine Delikatesse für die Weißbeißerinnen, die von den Fleischmagiern Chimecas erschaffen worden waren. Die Weißbeißerin war der Bergmann. Diese armen Weichkörper waren nur ein paar Leckereien, die ihr geopfert wurden.«
    »Dann hast du dieses Geschöpf gesehen, Schleichrohr, als du noch Silber Einrohr warst?«
    »Alle großen Felstunnelbauer sind weiblich, Molly Weichkörper. Sie teilen sich, bevor sie sterben; das gealterte Ich scheidet dahin und das Tochter-Ich gräbt weiter. Du musst dir keine Sorgen machen, die Hexmachina hat die meisten davon für ihre Geliebte, die Erde, gejagt und getötet.«
    »Die meisten?«
    »Eine Weißbeißerin hat einmal Grimhope angegriffen -sie ist alt und schlau und ist der Hexmachina bisher entgangen; man glaubt, sie sei eine chimecanische Adlige gewesen, die ihre Familie ermordete und dann als Buße für ihre Schuld zur Umwandlung in einen Steinwurm gezwungen wurde. Die Legenden der Geächteten besagen, dass sie beschloss, niemals zu sterben und ihren Hunger so lange am Leben zu halten, dass sie das Imperium und all seine Werke

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