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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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alles, was dem alternden Revolutionär noch an Haaren verblieben war.
    »Nun denn, Kamerad«, sagte der Kommodore. »Haben Sie die Absicht, uns zu foltern? Ich sehe keine grausamen Daumenschrauben auf Ihrem Tisch.«
    »Folter? Ich betrachtete es früher als Folter, mir die Wahlkampfreden von Hoggstones Puristenfreunden anhören zu müssen. Nein, ich dachte, wir trinken vielleicht erst einmal eine schöne Kanne Koffeel. Damson Barbay, wären Sie vielleicht so freundlich?«
    Das Mädchen, das sie verraten hatte, huschte aus der Bibliothek und kehrte mit einer dampfenden Porzellankanne und vier Tassen zurück.
    »Die Zeit ist gnädig zu Ihnen gewesen, Carl«, sagte Hoggstone. »Jedenfalls, wenn ich bedenke, dass ich bis vor ein paar Wochen dachte, Sie seien tot. Von dem Stuhl einmal abgesehen …«
    Benjamin Carl klopfte auf die eisernen Speichen der Räder. »Daran ist nicht das Alter schuld, Erster Hüter. Ein paar Strolche, die in der politischen Debatte mehr oder weniger auf Ihrer Seite standen, entführten mich. Ich musste aus einem runden, schwarzen Aerostaten springen, und die Landung war nicht besonders angenehm.«
    »Der geheime Rat? Und ich dachte immer, der wäre ein altes Politikermärchen, um mich auf dem geraden Weg zu halten. Sie hatten stets das Glück des Teufels, Carl.«
    »Der Rat ist tatsächlich sehr real.« Der alte Revolutionär deutete auf die Wände seines Reichs. »Und Sie teilen nun mein Glück, Erster Hüter. Sie, in Ihren Bettellumpen, die nach Abfall riechen, während die Dritte Brigade in Paradeformation über die Prachtstraßen Middlesteels marschiert.«
    »Die Gemeinwohlvertretung besteht aus Ihren Kindern, Carl. Geht Ihnen nun das Herz vor Stolz über, wenn Sie sehen, was Sie erreicht haben?«
    Benjamin Carl schwang seinen Stuhl herum, um ein Buch aus dem Regal zu ziehen. »Gemeinwohl und das gemeine Volk, eine Erstausgabe. Unbezahlbar auf dem Schwarzmarkt, seit Sie es verboten haben.« Er warf das Buch zu Hoggstone hinüber. »Sagen Sie mir, Sie Puristen-Kretin, an welcher Stelle darin steht, dass wir Lager bauen sollten, um Kinder zu entführen und sie getrennt von ihren Eltern zu erziehen? Oder dass wir die Menschen einer Nation in Reih und Glied unter dem Schatten eines Gideonskragens zittern lassen sollten, dass ein Staat den anderen überfallen soll, oder dass wir eine Bande von Strolchen einstellen sollen, um Türen einzutreten und Leute in die Fleischmühlen zu schleppen? Zeigen Sie mir, wo ich das geschrieben haben soll!«
    Hoggstone fing das Buch auf und schwenkte es in Carls Richtung. »Im genauen Wortlaut mag so etwas tatsächlich nicht darin zu finden sein, Carl, aber solche Methoden sind nun einmal nötig, um Menschen, die allein geboren werden, allein sterben und ihr Leben allein leben, Ihr perfektes Bienenstockmodell von einer Gesellschaft aufzudrücken!«
    »Wir mögen allein in diese Welt hineingeboren werden, Purist, aber es gibt kein unumstößliches Naturgesetz, das ein bestimmtes Stück Land oder bestimmte Rechte mit einem Säugling verbindet. Wir werden in eine Welt geboren, die uns allen gleichermaßen gehört.«
    »Das ist nur die schöne Umschreibung der Ansichten eines Straßenräubers, Carl. Ihr Gemeinwohl gibt all jenen, die ihr Leben lang gefaulenzt haben, die Berechtigung, zu einem Bauern zu reiten, der sich jeden Tag auf seinem Acker krummlegt, und dann mit einem Säbel einen fairen Teil seiner Ernte zu fordern!«
    »Ich verschwende meine Zeit mit Ihnen, Sie Purist«, brüllte Carl.
    »Geben Sie mir meinen Debattierstock zurück, Sir, und dann werde ich Ihnen jene Lektion noch einmal erteilen, die Ihre Leute bei der Wahl 1566 wohl nicht verdauen konnten!«
    Oliver drängte sich zwischen die beiden Streitenden, und er hielt seine Pistolen wieder in den Händen – der Geächtete, der sie zusammen mit Hoggstones Debattierstock verwahrt hatte, registrierte ungläubig, dass sie sich seinem Griff entwunden hatten. Zwei der Armbrustschützen schössen Bolzen ab. Oliver warf eine Pistole in die Luft, wandte sich um und sah zu, wie ein Bolzen in einen Bücherschrank einschlug. Den anderen Bolzen packte er noch in der Luft und rammte ihn mit der Metallspitze voran in den Schreibtisch, wo er vibrierend stecken blieb, bevor er die Pistole wieder auffing und den Raum mit seinem Dämonenlachen erfüllte.
    »Zeit für eine Tasse Koffeel, Ben Carl«, sagte Oliver. »Sie haben sich doch nicht die Mühe gemacht, den Ersten Hüter hierherzuschleppen, um mit ihm über

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