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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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überdauern würde.«
    Molly wischte mit dem Ärmel ihres zerfetzten Kleids das Kondenswasser vom Sichtglas des Dampfmanns. »Das hat sie nun wirklich geschafft.«
    »Hunger ist etwas Schreckliches, Molly Weichkörper. Ein hungriges Geschöpf wird seinen Intellekt, seine Moral und seine Götter vergessen – in seiner Verzweiflung ist ein hungriges Geschöpf zu fast allem fähig. Die Chimecaner waren einst deinem Volk gar nicht so unähnlich. Ein solches Leben ist bemitleidenswert. Eine große Hungersnot trieb sie dazu, schreckliche Verbrechen zu begehen und schreckliche Geschöpfe anzubeten.«
    »Als euch die Hexmachina zeigte, wie ihr eure beiden Körper verbinden könnt, hat sie offenbar ein wenig von ihrem Wesen in euch gelassen, Schleichrohr.«
    »Sie war mit uns, Molly Weichkörper. Selbst als wir noch Silber Einrohr waren, nur eine Schändlichkeit, ein Aussätziger unter dem Metallvolk. Nun sind wir eine doppelte Schändlichkeit, und sie ist immer noch in uns. Wenn wir das hier überleben, wird uns niemand aus dem Metallvolk glauben, dass die heiligste aller Maschinen eine verdrehte Schändlichkeit zu ihrem Helfer gemacht hat.«
    »Sie werden es glauben«, sagte Molly. »Ich werde dafür sorgen, dass unser Anteil an dieser Geschichte in einem Groschenheftchen der Dock Street erscheint, und dann werde ich König Dampf so lange Ausgaben davon schicken, bis in den Hymnen der Dampfmänner euer Name gesungen wird.«
    »Und wie willst du deine Geschichte nennen?«
    ›»Der Schrecken der kristallenen Höhle‹«, sagte Molly. »Aber sie werden meine Gefühle natürlich völlig falsch darstellen. Sie werden mich als ganz tapfer und mutig beschreiben, bei allem, was passiert. Nicht verängstigt und müde und so erhitzt, dass ich die ganze Sache für ein Glas kaltes Wasser aufgeben würde. Alles, was ich in der Geschichte tue, wird geschehen, weil ich es so plante, und nicht, weil mir keine Wahl blieb.«
    »Du hast eine Wahl,- Molly Weichkörper«, insistierte der Dampfmann, »und du bist deinem Weg gefolgt und nicht davon abgewichen. Größeren Mut gibt es nicht. Die Hexmachina hat uns einen Einblick in jene Welt gezeigt, in der du das nicht tatest – und sie war dunkel, kalt, still und entsetzlich. Manchmal ändert sich das Schicksal des Landes durch die gewöhnlichen Handlungen einer ganz gewöhnlichen Person.«
    »Ich bin nicht sicher, dass ich diejenige hätte sein sollen, Schleichrohr. Von allen Bürgern von Jackals, wieso fiel diese Aufgabe gerade mir zu? Ich bin nur Sun-Gate-Abschaum, und jeder prophezeite mir, dass ich irgendwann einmal mit der Verbrecherrotte durch die Straßen ziehen würde. Diese Aufgabe hätte besser einer Abenteuerin wie Amelia Harsh zukommen sollen, oder dem hübschen Deckoffizier eines Luftschiffs. Ich habe keine Familie, ich habe nicht einmal ein Leben. Wieso von allen auf der Welt gerade ich?«
    »Der große Bauplan hat deinen Platz in seinem Muster besser ausgewählt, als du ahnst, Molly Weichkörper«, sagte Schleichrohr. »Das Blut des Vindex fließt in deinen Adern, nicht nur im übertragenen Sinn – du bist die wahre Erbin seines Vermächtnisses. Von all seinen Nachfahren, in deren Adern der Blutgesang rauscht, könnten wir uns niemand anderen vorstellen, den wir lieber an unserer Seite hätten.«
    Die letzte Silbe dieser Worte ging in einem Heulen unter, das von den Wänden des Ganges widerhallte.
    »Das kam aus einer Weichkörper-Kehle«, sagte Schleichrohr.
    »Nicht nur von menschlicher Rasse«, ergänzte Molly. »Diese Geschöpfe werden von dreckigen Loas geritten.«
    Sie streckte ihre Sinne aus, fühlte die Eile der Hexmachina, die sich durch das Magma bewegte. Sie war mindestens noch eine Stunde von ihrem Standort entfernt.
    Schnell versuchten sie sich von dem Geräusch zu entfernen, aber Molly zögerte zu fliehen, prüfte den Pfad mit ihren Händen und suchte offenbar etwas.
    »Molly Weichkörper?«
    »Sie sind zu nahe, Schleichrohr. Sie werden uns in wenigen Minuten erreicht haben.«
    »Leider besitze ich keine Waffe, die gegen die Wildcaotyl wirksam wäre«, sagte der Dampfmann. »Nicht einmal gegen ein paar mindere Exemplare. Bist du schon mit der Hexmachina verbunden?«
    Molly schüttelte den Kopf. »Wir sollten unsere Kräfte schonen, hierbleiben und ihnen entgegensehen.«
    »Kannst du noch eine Horde wilder Picker riechen?«
    »Das Einzige, was sich hier unten zu jagen lohnt, sind wir, alter Dampfer.« Sie zog ihn an sich. »An meine Seite, Schleichrohr. Versuch

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