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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Middlesteel Illustrated, von deren Titelseite ein Linolschnitt Ihres Gesichts heruntergrinst.«
    »Die Möglichkeit besteht«, räumte Flare ein.
    »Es gehört zur Kunst der Menschenführung, zu erkennen, wann der Applaus der Meute zu einem selbstzerstörerischen Echo wird«, sagte Hoggstone. »Wenn wir uns entscheiden müssen, ob wir den Schleier über Ihrer perfekten Persönlichkeit lüften oder aber zulassen, dass der Staat in Anarchie und Chaos versinkt, dann ist es mir wichtiger, Letzteres zu verhindern. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir werden die Irrnebler an einer kurzen Leine halten und sie nur des Nächtens herauslassen. Immerhin ist es auch nicht geschickt, die Wähler zu erschrecken.«
    »Wir werden spezielle Bändigerringe für sie fertigen müssen«, meinte der Hauptmann. »Und wir müssen Bewachergruppen aufstellen, die dafür sorgen, dass die Mutanten nicht entwischen können.«
    Hoggstone machte eine müde Handbewegung. »Dann tun Sie das. Wir müssen herausfinden, wer hinter diesen Unruhen steckt und wann sie losschlagen wollen, wann sie gedenken, Nutzen aus diesem Chaos zu ziehen.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Wie das Volk es wünscht, mein Herr. Und beim großen Zirkel, legen Sie dem königlichen Welpen wieder seinen Knebel um, bevor Sie das Haus verlassen. Ich möchte nicht, dass demnächst in der Middlesteel Illustrated eine große Geschichte darüber erscheint, dass man ihn innerhalb des Parlamentsgebäudes nackt gesehen hat.«

6
     

     
     
     
    Ver’fey stupste Molly leicht mit einem ihrer Manipulatorglieder, dem kurzen, das unter ihrem großen Panzerschwertarm saß. »Molly, wir werden verfolgt.«
    Die Craynarbierin hatte zwar noch nie eine Schlingpflanze oder ein Ranggewächs in Liongeli gesehen, aber ihre Dschungelinstinkte besaß sie trotzdem.
    »Seit wann?«
    »Seit wir von der Watercourse Avenue abgebogen sind.«
    Molly fluchte leise. Dann hatten sie also doch Wächter vor dem Armenhaus postiert. Verdammt sollte ihre Familie sein. Es war eine Sache, wenn man von frühester Kindheit an wusste, dass man nie gewollt worden und wie der Müll des Vortags kommentarlos vor die Tür geworfen worden war. Es war aber noch etwas anderes, wenn das eigene Blut plötzlich versuchte, ein paar lose Enden zusammenzubinden, indem sie einem die Kehle durchschnitten. »Wie viele?«
    »Zwei Männer.«
    Molly überschlug, welche Möglichkeiten nun blieben. »Falls es wirklich so ist, dass sie mir auf den Fersen sind, dann werden es nicht nur die zwei bleiben, nachdem sie mich nun entdeckt haben. Die Bande, die Rachael erledigt und die anderen Kinder weggeschleppt hat, wird durch ganz Sun Gate wimmeln.«
    Ver’fey deutete mit ihrem Panzerschwert zur anderen Straßenseite hinüber. »Wir könnten Gassenhüpfen spielen und sie dann nett aufschlitzen.«
    Molly schüttelte den Kopf. »Du bist eine Spielernatur, Ver-Ver, aber wir beide sind einer Gruppe ausgebildeter Meuchler nicht gewachsen. Am Ende der Straße haust du ab nach links, nach Shell Town, und ich biege nach rechts ab und schüttele sie im Angel’s Crust ab.«
    Ver’fey stieß ein Geräusch des Abscheus aus. Wie ihre ganze Rasse wäre sie nur über ihre Leiche in ein Jinn-Haus gegangen – und das buchstäblich. Das rosafarbene Getränk verursachte bei Craynarbiern lediglich heftige Übelkeit und senkte ihren Herzschlag so sehr, dass es lebensgefährlich werden konnte.
    »Dann mal viel Glück für uns beide«, sagte Ver’fey.
    »Sieh zu, dass du bloß auf dich aufpasst, Ver-Ver«, sagte Molly.
    Sie gelangten zum Ende der Straße, und Molly machte einen Satz nach rechts in die Shambles Lane, während das Geräusch von Ver’feys schwerem gepanzerten Körper sich auf dem entgegengesetzten Weg entfernte, als sie in den engen Gängen des Elendsviertels von Pinchfield verschwand. Das Angel’s Crust, an der linken Straßenseite der Shambles Lane gelegen, war ein dreistöckiger Sündentempel, die billige Entsprechung von Fairborn & Jarndyce. Zwei Stockwerke voller betrunkener, ruppiger Vergnügungen und ein paar Schlafzimmer im dritten, wo Frauen mit tiefem Ausschnitt und noch niedrigerer Moral dem ältesten Gewerbe Middlesteels nachgingen. Während sie auf die hellen gelben Lichter des Lokals zurannte, entdeckte Molly aus dem Augenwinkel zwei Schatten, die ihr folgten. Sie fluchte und war dennoch zum Teil glücklich darüber, denn es bedeutete, dass Ver’fey vermutlich entkommen war; die Craynarbierin konnte sich zwar auf kurzer Strecke sehr

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