Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
die Felder während zweier Jahre Revolution unbestellt lässt und dann jeder in Ungnade gefallenen Seele einen Bolzen in den Hals jagt, die vielleicht irgendetwas von Landwirtschaft versteht.«
    Schleichrad schoss nun von hinten auf den alten Assassinen zu, und seine Räder ratterten über die Pilzholzdielen. Mit eleganter Bewegung kniete sich Graf Vauxtion hin und zog eine doppelläufige Harpunenwaffe von seinem Rücken, deren schwarze Klaue mitten in Schleichrads Körper einschlug.
    Dann trat er zur Seite und sah zu, wie Schleichrad allmählich ausrollte und Dampfaus seinem durchbohrten Kesselherzen den Boden benässte.
    Molly eilte sofort an Schleichrads Seite, während der Graf sie mit seiner Gaspistole in Schach hielt.
    »Es tut mir so leid, Molly Weichkörper«, keuchte Schleichrad. »Ich habe dich im Stich gelassen.«
    »Nein, Schleichrad«, antwortete Molly, der die Tränen in die Augen traten. »Das ist alles meine Schuld. Ich habe uns hierhergerührt.«
    »Oh, bitte.« Graf Vauxtion warf eine Handvoll rostiger Gang-gi-ju-Rädchen auf den Boden. »Du könntest auch den Überwacher des Hüter-Rathbone-Bahnhofs dafür verantwortlich machen. Weißt du, wie schwer es ist, einen Dampfkraft-Mystiker zu foltern? Sie können willentlich ihre Schmerzzentren abschalten. Ich musste einen Spezialisten auftreiben, um deinen Freund in einen Zustand zu versetzen, in dem er bereit war, mir zu sagen, wo ich dich finden kann.«
    »Du barbarischer Weichkörper«, rief Silber Einrohr. »Mögen dich die Dampfo-Loas für deine bösen Taten verfluchen!«
    Seelenruhig schoss Graf Vauxtion mit dem zweiten Lauf seiner Harpunenwaffe auf eines von Einrohrs Beinen und trennte es ab. Einrohr, dem damit nur noch zwei Stativbeine geblieben waren, kippte zur Seite und lag gefällt in seiner Werkstatt. Er versuchte aufzustehen, fiel wieder um und verlor dann das Bewusstsein, als seine Ventile vom Schmerz überwältigt wurden.
    »Ein Barbar bin ich wohl nicht«, sagte Graf Vauxtion zu dem bewegungsunfähigen Dampfmann. »Der Überwacher beschrieb dich als verrückten alten Kessel, der mit Pickerblut und Pilzwasser irgendwelche Kunstwerke dahinkritzelt, aber ihm fehlten das Einfühlungsvermögen oder aber auch die Bezugspunkte, um deine Werke angemessen zu beschreiben. Sie sind fantastisch, Dampfer. Da ich ebenfalls ein Künstler bin, lasse ich dir deine Arme und dein Sehvermögen. Sagen wir, aus beruflichem Anstand. Ich nehme mir die Freiheit, eines deiner kleinen Gemälde als Bezahlung mitzunehmen, und zwar das mit dem Mädchen vor der Klippe in der Schlucht.«
    Molly machte einen Schritt auf die Treppe zu, doch augenblicklich zeigte die Mündung der Gaspistole auf sie. Vom Griff der Waffe ringelte sich ein Gummischlauch wie eine Kobra aus dem Ärmel des Grafen. »Bitte, Molly. Mein Auftrag sieht vor, dich lebend abzuliefern. Und in Grimhope gibt es keine Kaminschornsteine, in denen du verschwinden könntest.«
    »Lebend!«, fauchte Molly. »Eine Einladung zum Essen hätte man auch mit weniger Aufwand aussprechen können.«
    »Ich will dich nicht in die Irre führen, meine Süße. Ich habe nicht das Gefühl, dass mein Auftraggeber dich sehr lange in diesem Zustand erhalten will.«
    »Sie können meinem Stiefvater sagen, er soll zum Teufel gehen.«
    »Stiefvater?« Der Graf klang amüsiert. »Vielleicht, obwohl ich das bezweifle. Mein Auftraggeber legt viel Wert darauf, unerkannt zu bleiben, und daher kann ich über seine Beweggründe oder Überzeugungen nicht viel sagen. Nicht, dass es etwas ausmacht. Mich interessieren Überzeugungen nicht mehr. Mein ganzes Leben habe ich in den Dienst hehrer Ziele gestellt, und das hat mir nichts eingebracht außer einen Friedhof voller Freunde, Familienmitglieder und gefallener Kameraden.«
    »Lassen Sie mich Schleichrad helfen«, bat Molly.
    Der Graf schüttelte den Kopf. »Du bist mir ein viel zu schwer zu packender Fang, meine Liebe. Und ich habe auf den Kessel deines Freundes gezielt. Setz deine Kapuze auf und verabschiede dich. Denke immer daran, dass jeder, den du auf unserem Weg aus Grimhope hinaus zu warnen versuchst, tot sein wird, bevor die Worte von deinen Lippen kommen – ebenso wie du. Mein Auftraggeber zahlt mehr für dich, wenn ich dich lebend bringe, aber tot geht durchaus auch in Ordnung.«
    Molly versuchte, den Dampfmann zu berühren, als der Graf sie zur Tür schob. »Schleichrad.«
    »Folge deinem Bauplan, Molly Weichkörper«, flüsterte das sterbende Metallgeschöpf. »Wohin er dich

Weitere Kostenlose Bücher