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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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»Hervorragend, Metall-Landsmann. Der Anteil des Gemeinwesens liegt inzwischen bei neunzig Prozent. Der Staat wird seinen Teil nun einziehen.«
    »So viel?«, fragte Einrohr. »Ich habe jetzt zwei Mitarbeiter. Das Mädchen muss etwas essen. Und wir brauchen Kesselkohle.«
    »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, Metall-Landsmann«, warnte die Frau. »Solche Worte schmecken nach Drückebergerei und Defätismus. Wegen deines Talents für mechanische Dinge stehst du immer noch auf der Reservisten-Liste, aber die Fabriken hungern auch nach Arbeitskraft.«
    »Entschuldigung, Weichkörper-Landsmännin«, sagte Einrohr. »Vielleicht könntest du beim Versorgungskomitee ein gutes Wort für uns einlegen und uns zwei zusätzliche Essensmarken zukommen lassen.«
    Die Stimme der Frau wurde weicher, als Schleichrad ihr einen Sack Münzen reichte. »Ich weiß, dass dein Beitrag zum Gemeinwesen hart ist, Metall-Landsmann. Aber das ist der Kampf nun einmal immer. Dein Beitrag zur guten Sache hilft uns, Hämmer der Freiheit zu schmieden, um die Tyrannen und Blutsauger niederzuwerfen.«
    »Wir werden uns satt essen, wenn die Tyrannen geschlagen sind«, sagte Molly.
    Die Frau bemerkte die Ironie in Mollys Stimme nicht. »Du bist zu jung, um dich an die Hungersnot ’66 zu erinnern, Landsmännin. Ich verlor meinen Mann bei Haggswood Field, als uns die Presser einkreisten. Meine Kleinen starben des Hungers, als ich wegen Anstiftung zum Aufruhr im Bonegate saß und niemand in meiner Unterkunft genug Essen oder überhaupt auch nur den Willen besaß, sie mit durchzubringen. Alles, was mir je Heb und teuer war, haben mir die Herrscher Middlesteels genommen. Alles außer der Freiheit. Eines Tages werden wir wieder das Licht der Erdoberfläche sehen, Landsmännin, und dann wird der Tag unser sein.«
    »Das bezweifle ich«, sagte eine Gestalt in einem grünen Mantel, die nun die Treppe von Einrohrs Dachkammer hinunterkam.
    »Was soll das? Wie kommst du in meine Werkstatt?«, fuhr Einrohr den Eindringling an.
    Ihr Gegenüber stützte sich auf einen Stock, und Molly spürte ein bleiernes Gefühl im Magen.
    »Vielleicht haben Sie vergessen, die Tür abzuschließen?«, erwiderte die Gestalt und schlug die Kapuze zurück. Er war es. Der erfahrene alte Mörder von Fairborn & Jarndyce. Irgendwie war der Meuchler Molly selbst hier unten in Grimhope auf die Spur gekommen. »Aber wahrscheinlich macht das Konzept eines Staates ohne Privatbesitz Schlösser unnötig, oder was denken Sie, Landsmännin?«
    »Aus welchem Bezirk bist du?«, zischte die Komiteebeauftragte. »Und wer bist du, dass du die Grundsätze der Revolution infrage stellst?«
    »Ich komme aus dem Bezirk Vauxtion«, sagte der alte Herr. »Und ich trug einmal einen Marschallstab. Daher hoffe ich, Sie werden es mir nachsehen, wenn ich Sie nun darauf aufmerksam mache, dass die ernsten Gesichter Ihrer Kapuzenträger keinen großen Schutz gegen die Flossenbomben der Marine darstellen werden, sofern sie von jackalianischen Aerostaten abgeworfen werden.«
    »Wovon faselst du da, du alter Ziegenbock?«, blaffte die Frau ihn an. »In Grimhope gibt es keinen Bezirk, der Vauxtion heißt.«
    »Nun, Damson, offenbar sind Ihre Geografiekenntnisse ebenso beschränkt wie Ihre Ausdrucksfähigkeit. Vauxtion ist – oder vielmehr, war – eine Provinz in Quatershift. Zweifelsohne wird sie inzwischen unter einem weniger klangvollen Namen geführt. Zwölfter Bezirk des Gemeinwesens oder etwas ähnlich Langweiliges. Für mich war das persönlich tatsächlich höchst unangenehm angesichts der Tatsache, dass ich den Titel Graf von Vauxtion trage.«
    »Ein Aristo!«
    Er legte seinen Stock auf den Tresen und ging langsam auf die Frau zu. »Ja, in der Tat, ein Aristokrat. Aber seien Sie versichert, Ihre carlistischen Kollegen haben in meinem Land ihr Bestes getan, um meinesgleichen loszuwerden. Ich habe mit angesehen, wie meine Gefolgsleute, meine Frau, meine Kinder und Enkelkinder von einer Meute Ihrer selbstgerechten Landsleute in einen Gideonskragen getrieben wurden.«
    Die Komiteebeauftragte erkannte endlich die bedrohliche Haltung des alten Mannes und versuchte in die Werkstatt zu flüchten. Doch schon erschien eine Gaspistole mit breitem Lauf in der Hand des Grafen, und im gleichen Atemzug brach die Frau in einer Dampfwolke zusammen.
    »Ein Tipp für Sie, Damson«, sagte der Graf und beugte sich über die Leiche. »Eine Hungersnot vermeidet man am besten, indem man nicht die Kornkammer des Kontinents erobert,

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