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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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einzelnen Irren. Daher habe ich die Augen für esoterische Zusammenhänge offen gehalten und versucht, eine Verbindung zwischen den Ermordeten festzustellen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte Molly. »Ich bin nicht reich. Wenn Sie herausfinden wollen, wer mir den Grafen auf den Hals gehetzt hat, sollten Sie vielleicht einmal meine Familie unter die Lupe nehmen.«
    »Das sagte mir Ver’fey auch als Erstes, als ich sie aufspürte«, sagte Nickleby. »Und in gewisser Hinsicht hängt es auch tatsächlich damit zusammen, Molly, obwohl ich nicht glaube, dass es hier um eine Erbschaft geht. Viele der Mordopfer von Pitt Hill haben rotes Haar, und zwei von ihnen waren Kusinen zweiten Grades, was mich in der Tat vermuten Heß, es könnte ein Familiengeheimnis dahinterstecken.«
    »Es ist aber ja nicht so, dass ganze Familien abgemurkst worden wären«, gab Molly zu bedenken. »Nur hier und da der eine oder andere Adlige.«
    »Das ist wahr«, sagte Nickleby. »Seltsam, nicht wahr? Beinahe so seltsam wie ein Armenhaus, das in Brand gesteckt wird und in dem viele Leichen liegen, die ganz offensichtlieh schon tot waren, bevor das Feuer überhaupt auch nur ausbrach – und eine halbe Fabrikladung Kinder fehlt. Und dann gibt es noch das Armenhausmädchen, auf dessen Kopf ein Preis gesetzt wurde – in einer Höhe, wie es ihn das letzte Mal gab, als sich König Reuben in den Bäumen vor den Häschern des Parlaments versteckte.«
    »Ich verstehe das nicht.« Tränen verschleierten Mollys Augen. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das je sagen würde, aber ich wünschte mir, die Dinge wären wieder so wie früher. Ich will eine ruhige Arbeit in einer Wäscherei in der Handsome Lane und am Zirkeltag freihaben, um in der Volksbücherei zu sitzen.«
    »Das kann ich dir nicht geben, Molly«, meinte Nickleby. »Aber du stehst jetzt unter dem Schutz der Zeitungen und unter meinem eigenen. Ich biete dir die beste Möglichkeit herauszufinden, wer hinter den Pitt-Hill-Morden steckt und wer es ist, der dich tot sehen will.«
    Der Berichterstatter streckte seine Hand aus, und Molly schlug nach kurzem Zögern ein.
    Professorin Harsh lachte. »Wenn dir jemand von diesem Schmierenblatt ein Papier hinhält und deine Unterschrift verlangt, dann zeigst du mir erst, worum es sich handelt, Rotschopf. Sonst endest du schlecht gezeichnet und mit roten Haaren von der Länge eines Sondergardemantels auf dem Titelblatt eines Groschenromans zwischen zwanzig axtschwingenden Meuchlern.«
    Nickleby spannte seine Arme in einer schwachen Nachahmung der mächtigen Muskeln der Professorin. »Königin der Sandwüsten, tödlich wie die Viper und schnell wie der Wind.«
    »Arm wie eine Kirchenmaus und von sieben der acht großen Universitäten als Lehrkraft abgewiesen«, sagte Harsh. »Das ist wohl keine große Geschichte.«
    Molly überließ ihre beiden Retter ihrem Geplänkel und sah gemeinsam mit Ver’fey zu, wie die Landschaft an ihnen vorüberglitt. Für sie beide war es der erste Flug mit einem Aerostat. Ihr kleines Gefährt trieb durch eine Reihe von Höhlen, einige davon verlassen, andere voller Ruinen chimecanischer Städte und Stufenpyramiden, die von Pilzdschungeln überwachsen waren. Sie schwebten durch natürliche Schlote und Öffnungen, die vielleicht als Luftschächte in den Fels gehauen worden sein mochten, und jede riesige Öffnung brachte sie etwas näher an die Erdoberfläche. Nach einer Stunde Flug, bei der sie im Rhythmus der einzigen, keuchenden Antriebsmaschine in der Gondel hin und her geschwungen waren, stieg Molly ein überaus ekelhafter Geruch in die Nase. Sie fuhren über ein Meer dunklen Schlamms, der sich wie kalte, rotbraune Lava unter ihnen bewegte.
    »Holen Sie den Heliographen heraus«, sagte Professorin Harsh. »Wenn unsere Freunde den Code nicht empfangen, könnten sie das Schlimmste annehmen.«
    Nickleby öffnete eine Kiste und entnahm ihr einen großen, gasbetriebenen Heliographen. Nachdem er den Beleuchtungsmechanismus angezündet hatte, bewegte er den Griff des Heliographen vor und zurück und schickte Lichtsignale durch die Höhle. Eine Minute später antwortete ihm eine Reihe aufblitzender Lichter aus den Schatten der anderen Seite. Als sie näher kamen, konnte Molly eine geduckte Festung aus Stein erkennen, die in die Höhlenwand hineingebaut worden war.
    Nickleby deutete auf die riesigen Rohre auf beiden Seiten der Festung, die den ekelhaft stinkenden Schlamm in das unterirdische Meer pumpten. »Fort Downdirt,

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