Das Koenigreich der Luefte
ausgesprochen gut bezahlt macht, das versichere ich Ihnen.«
»Manchmal denke ich darüber nach, mich umzubringen, Hauptmann«, sagte Prinz Alpheus. »Wäre das nicht ein toller Augenblick für die Leute? Ich könnte auf den Balkon treten und vor ihrer aller Augen hinunterspringen. Das ist ungefähr die einzige Freiheit, die mir noch geblieben ist. Den Zeitpunkt meines Todes zu bestimmen.«
Flare lächelte bedauernd. Er wies nicht darauf hin, wie schwer es war, Selbstmord zu begehen, wenn man keine Arme mehr hatte, und wenn man von Weltensängern umgeben war, die nur darauf warteten, jeden König oder Königin zu lähmen, die auch nur versuchen sollten, das Parlament um sein liebstes Vergnügen zu bringen.
»Bitte tun Sie es nicht, Alpheus. Wir haben beide unsere Käfige und unsere Rollen zu spielen. Davon abgesehen kann einen das Leben immer wieder überraschen, wenn man es am wenigsten erwartet.«
»Das sagen Sie, Hauptmann?«
Der Sondergardist öffnete die Tür zum prinzlichen Gemach. »Mein Leben bestand einst aus der Stille der Moore. Daraus, bei jedem Sonnenaufgang die Schafe auf die Weide zu führen, und aus den vier Wänden einer Feuersteinkate in Pentshire. Das war, bevor der Nebel kam und mich veränderte; die Dinge, die ich bei der Sondergarde gesehen habe, hätte ich mir nicht einmal vorstellen können, als ich noch auf den Bergen oberhalb von Wickmoral Hammel und Brot aß.«
Flare wandte sich zum Gehen, doch Alpheus streckte die Hand aus und berührte seinen Mantel. »Hauptmann, bitte. Die Steinigungen kann ich ertragen, glaube ich, aber bei der Milde des Zirkels, lassen Sie nicht zu, dass man mir die Arme abnimmt.«
»Euer Hoheit, es fließt noch viel Wasser den Berg hinunter.«
Ver’fey musste Molly festhalten, damit sie sich in dem kleinen Korb nicht mit erhobenen Fäusten auf den Luftschiffführer stützte. »Kopfgeldjäger, schmieriger Kopfgeldjäger!« »Molly.« Ver’fey rang mit ihrer Freundin. »Sie sind nicht scharf auf den Preis, der auf deinen Kopf ausgesetzt wurde, wirklich nicht. Ich hätte doch nie Kopfgeldjäger hierhergeführt, wenn sie dich nur um die Ecke bringen wollten.«
»Darf ich mich vorstellen?«, fragte der Schiffsführer. »Mein Name ist Silas Nickleby, und tatsächlich interessiert mich der Preis, der in Verbrecherkreisen auf deinen Kopf gesetzt worden ist. Aber nicht, wie ich betonen möchte, um den Preis selbst einzustreichen oder für meinen Auftraggeber zu sichern.«
Molly hörte auf, sich zu wehren. »Ihr Auftraggeber?«
»Die Perle der Dock Street, Rotschopf«, sagte Professorin Harsh, die dem Gemenge höchst amüsiert zusah. »Die Middlesteel Illustrated.«
»Sie sind ein Berichterstatter?«, fragte Molly. »Wieso sollte jemand über mein Leben schreiben wollen?«
»Wenn wir dich dort unten nicht herausgeholt hätten, Molly, dann hätte deine Rolle in meiner Geschichte darin bestanden, das neueste Opfer in einer langen Reihe von Morden zu sein, an denen ich seit einem halben Jahr dran bin. Du hast doch bestimmt einmal etwas von den Pitt-Hill-Morden gehört?«
»Inzwischen gehen kaum noch Leute im Dunkeln nach Pitt Hill«, sagte Molly. »Natürlich habe ich von dem Schlitzer gehört. In den Zeitungen hieß es, er wäre ein verrückter Carlist, der gegen alle Höhergestellten einen Groll hegt und den Adligen auflauert, um ihre Leichen dann mit herausgeschnittenen Augen liegen zu lassen.«
»Nicht nur gegen die Großen und Angesehenen«, sagte Nickleby. »Obwohl unter den Opfern des Schlitzers vor allem Reiche sind. Und ihnen wurden nicht nur die Augen genommen, Molly. Allen Toten wurde das Blut abgesaugt. Bis auf den letzten Tropfen.«
»Aber Sie glauben doch nicht, dass dieser fiese alte Ziegenbock da unten der Schlitzer ist?«, fragte Molly. »Er war selbst ein Aristokrat.«
Professorin Harsh lachte. »Der Graf wird dir vielleicht für einen Beutel mit Silbermünzen ein Messer in den Rücken jagen, aber er tut das nicht, weil er den Kitzel des Tötens liebt. Man mag ihm viel vorwerfen können, aber er ist wirklich nicht billig.«
Nickleby drückte das Steuer der Dampfmaschine nun der Professorin in die Hand. »Pass auf, Molly, das hier ist meine Geschichte. Ich gehörte zu den Reportern, die beim ersten Mord in Pitt Hill sofort am Tatort waren, und ich habe auch über jeden weiteren Mord berichtet. Bei meinen Recherchen stieß ich immer wieder auf seltsame Einzelheiten, die daraufhinzuweisen schienen, dass diese Morde mehr sind als das Werk eines
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