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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Menschen an den Wahlurnen wie eine Viehherde in die eine oder in die andere Richtung stürmen lassen. Es kann sich in die innersten Verbrecherkreise hineinfressen und jeden Stein über der Unterwelt umdrehen, so dass die Würmer und Maden, die durch unsere Abwässer wimmeln, für alle Welt zu sehen sind. Es kann den Gestank und Schweiß einer Fabrik in der Stallwood Avenue einfangen und ihn in einem fünfgeschossigen, gemütlichen Heim eines ausgebildeten Buchhalters wieder loslassen. Es kann eine selbstlose, mutige Tat so darstellen, als sei sie ausgemachte Dummheit gewesen -oder aus einem Idioten einen Kerl machen, der wie ein Pfau durch den Parlamentssaal stapft.«
    »Aber es hat seinen Preis, Molly«, betonte Nickleby.
    »Nicht heute«, sagte Broad und deutete auf die Silhouette der Resolute, die noch immer von dickem schwarzem Rauch umgeben war. »Heute hat die Stadt die Zeche für uns bezahlt.«
    Graf Vauxtion schwenkte den letzten Schluck Brandy in dem großen Glas. Das Getränk hinterließ dort, wo es am Kristall emporschwappte, Schlieren wie goldene Finger – ganz so, wie es sein sollte. Nun waren nur noch drei Flaschen des 1560ers übrig. Die Carlisten hatten seinen Keller geplündert, als der Adel von Quatershift während der Volksrevolution überwältigt wurde. Sein ganzer Vorrat war in einer Nacht ausgesoffen worden, um die Orgie der Zerstörung anzufachen, in der sein Schloss bis auf die Grundmauern geschleift, seine Familie gefangen genommen, seine Arbeiter aus ihren Hütten getrieben und – Höhepunkt der Unsinnigkeit – die Kornspeicher in Brand gesteckt worden waren. Ein großer Teil seines Vermächtnisses, seines Lebens war in dieser einzigen Nacht vernichtet worden.
    Ka’oard betrat die Bibliothek und brachte ein kleines Päckchen, das in braunes Papier eingeschlagen war. »Ich hoffe, Sie grübeln nicht schon wieder, Sir.«
    Graf Vauxtion gestattete es seinem craynarbischen Gefolgsmann, ihm das Brandyglas aus der Hand zu nehmen. »Es fällt mir schwer, mich auf die Worte in den Büchern zu konzentrieren, mein alter Panzer. Dabei weiß ich nicht, ob das an meiner nachlassenden Sehkraft liegt oder daran, dass mich zu viele angesammelte Erinnerungen ablenken.«
    Der Craynarbier legte das Päckchen auf den Büchertisch. »Ihr Bart und mein Panzer färben sich gemeinsam weiß, Sir.«
    »Erinnerst du dich an die Berge bei Estreal, Ka’oard? Da hat dein Panzer ein paar ganz schöne Risse bekommen.«
    »Im Krieg des Königs gegen den Freistaat der Dampfmänner?« Der Craynarbier nickte. »Daran erinnere ich mich noch sehr gut, Sir. Die Kavallerie unternahm einen katastrophalen Ausfall gegen die Dampfritter. Oberst Weltard starb im Sattel, als ihn ein Flammenwerfer erwischte.«
    »Der war doch zeitlebens ein Narr. Tapfer wie ein Sandlöwe, gewiss, aber ein Narr«, erwiderte der Graf. »Er hatte eine entzückende Frau, die ebenso furchtlos war wie er. Sie hatte dem Pöbel eine Menge zu sagen, als sie zum Gideonskragen geschleppt wurde, wenn ich mich recht erinnere. Stand auf der Plattform und hat die Leute zehn Minuten lang verflucht, bevor die Carlisten sie in den Trichter schleiften.«
    »Zumindest musste der Oberst das nicht mit ansehen, Sir«, sagte der Craynarbier.
    »Ja«, seufzte der Graf. »Wir sind schon ein schönes Paar, alter Panzer. Wir sollten an einem Fluss in Vauxtion sitzen, mit Rute und Haken Würmer ertränken und unseren Enkeln dabei zusehen, wie sie sich gegenseitig mit Steinen bewerfen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, dann waren es in erster Linie Sie, Sir, die Steine nach mir geworfen haben«, sagte der Gefolgsmann.
    »Ich war halt ein neugieriger Bursche«, erwiderte der Graf. »Mir gefiel das Geräusch, das sie machten, wenn sie von deinem Rücken abprallten. Davon abgesehen hast du mich mit deinem verdammten Schwertarm gestochen, als ich beim Regiment die Schlafkoje über dir bekam. Und hast behauptet, du würdest schlafwandeln, wenn ich mich nicht irre.«
    »Mein Schwertarm ist inzwischen recht stumpf, Sir.«
    Der Graf nahm nun das Päckchen vom Tisch und begann es auszuwickeln. »Er ist noch immer spitz genug, würde ich sagen. Das hier wurde von einem privaten Kurier abgegeben, wie ich vermute?«
    »Wie die anderen, Sir.« Der Craynarbier nahm den nun ausgepackten Spiegel und trat zurück. Dabei begann die Oberfläche des Spiegels zu flimmern, als ob das Glas im Feuer schmolz. Ein schattenumlagertes Gesicht erschien.
    »Haben Sie Neuigkeiten für mich?«, fragte die

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