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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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sicherlich einen Weltensänger, um einen Mörder zu erledigen, den der Nebel berührt hatte? Wildrake zog den Steckbrief der Krone hervor. Der Leutnant hatte einen hervorragenden Stock abgegeben. Jetzt war es Zeit, die Karotte daran festzubinden.
    »Wie Sie sehen können, ist auf diese beiden Mörder ein sehr großzügiges Kopfgeld ausgesetzt. Da der Leutnant den Zirkel weiter entlanggeschritten ist, gehört sein Teil des Preisgeldes nun Ihnen. Auf dem Steckbrief steht, tot oder lebendig – aber meine beiden Hunde hier bevorzugen tot, und das bedeutet, dass wir alle ein geringeres Risiko eingehen. Ich habe ein paar gute Freunde durch diese zwei Halsabschneider verloren, und daher werde ich meinen Teil an der Belohnung ebenfalls zur Verfügung stellen. Ich will, dass diese zwei Meuchler Würmer fressen, wenn dieser Tag vorbei ist.«
    Jetzt waren die Rotröcke glücklicher; sie schwenkten ihre Gewehre – billige Brown Janes aus den Fabriken Middlesteels – und stießen halbherzige Begeisterungsrufe aus. Die meisten von ihnen hatten in den Diebsquartieren und Elendsvierteln jener jackalianischen Städte, in denen man sie verhaftet hatte, vermutlich selbst schon Schlimmeres getan, aber sie konnten gut genug lesen, um die große Summe zu begreifen, die auf dem Steckbrief gedruckt stand.
    Wildrake reichte Tarik ein Hemd, das aus dem Zimmer des Jungen in Hundred Locks stammte. Die Biologianer schnupperten daran und richteten sich zitternd vor Erwartung auf; der Geschmack von Menschenfleisch war noch frisch in ihren Mäulern. Sie waren es gewohnt, Sklaven über den ausgedörrten Boden Cassarabiens zu verfolgen, und am Ende einer solchen Jagd stand stets ein gutes Fressen.
    Wildrake nickte Tarik zu und stieß seinen Säbel in die Luft. »Gentlemen, lassen wir die Jagd beginnen!«

12
     

     
     
     
    Molly starrte das Hochhaus an. Es war nicht so hoch wie eines der Kontore in Sun Gate – vielleicht nur acht Stockwerke –, aber die Art, wie es aus der Ruhe des privaten Gartens aufragte und den Formschnitt der Büsche und Hecken dominierte, Heß es noch einmal größer erscheinen. Ein beleuchtetes Ziffernblatt krönte den viereckigen Turm, zwei dicke Uhrzeiger maßen in gemächlichem Schritt gegen das gelbe Licht die Zeit. Unwillkürlich kam Molly etwas in den Sinn, was Damson Darnay einmal im Armenhaus zu ihr gesagt hatte: Selbst eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.
    »Sie haben hier ein paar Zimmer?«, fragte Molly.
    Nickleby schob seine sechsrädrige pferdelose Kutsche in eine Remise neben dem Hochhaus. »Tock House gehört mir – oder vielmehr uns.«
    »Sie sind ein Reporter«, sagte Molly. »Wie im Namen des Zirkels kann dieser Wohnturm Ihnen gehören? Wer sind Sie, vielleicht der Teil der Königsfamilie von Quatershift, die gerade nicht zu Hause war, als die Revolution stattfand?«
    Nickleby bugsierte die Frontpartie der pferdelosen Kutsche in ein stählernes Dock und schaltete dann einen Kessel in der Ecke der Remise an. Das Hochspannungsuhrwerk der Kutsche begann zu surren, als der zischende, dampfbetriebene Mechanismus die Walzen unter Druck setzte und den Motor für die nächste Fahrt aufzuladen begann. »In den Adern meiner Familie fließt kein edles Blut, Molly. Es sei denn, dass du das Blut von Dichtern und Theaterschauspielern als edel betrachten wolltest.«
    Molly deutete auf das Hochhaus. »Dann wurde also das alles von einer gelungenen Premiere bezahlt?«
    »Ich dachte, du wärst mit der Revolverpresse so gut vertraut, Molly? Dann hast du wohl die Ausgaben der Groschenheftchen verpasst, in denen meine Gefährten und ich das Wrack der Peacock Herne auf der Isla Umsonna fanden?«
    »Der Aerostat des Königs – das waren Sie?«
    Nickleby verbeugte sich leicht. »Ich berichtete für die Illustrated über die Expedition – natürlich suchten wir nicht nach einem Schatz, die Universität hatte lediglich dafür bezahlt, einen sicheren Weg durch die Feuersee zu finden.«
    »Ich dachte, jeder Expeditionsteilnehmer sei an einem Fluch gestorben«, sagte Molly.
    »An Tropenkrankheiten«, verbesserte Nickleby. »Und es blieben genug von uns am Leben, damit das Parlament das Schatzfundgesetz auf die Ladung der Peacock Herne anwandte. Aber selbst nachdem das Haus der Hüter seine Schnauze in unseren Trog gehängt hatte, reichte unser Anteil am Schatz aus, um sich ein wenig Luxus zu leisten.« Liebevoll tätschelte er die Fahrerkabine seiner Kutsche.
    Sie verließen die Remise und traten in die Abendluft.

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