Das Koenigreich des Sommers
mir nur so rausgerutscht, als ich mit meinem Herrn geredet habe.«
»Du solltest so etwas nicht sagen, ohne zuerst zu fragen. Ich bin es doch, die du heiraten willst, und nicht dein Herr.«
»Ich, ich. Heißt das, daß du nicht willst?«
»Hab’ ich das gesagt?« Sie schaute stolz an die Wand und kreuzte die Arme über der Brust. »Denk doch mal selbst drüber nach, wie es ist, wenn man dir sagt, du sollst heiraten, und du weißt es noch nicht mal. Wirklich!«
»Verzeih mir. Willst du also?« Ich hatte nicht vorgehabt, sie das so grob zu fragen, aber ich mußte es tun, um sie zu besänftigen.
Sie warf mir einen sehr strahlenden Blick zu. »Mag sein.« Und dann warf sie die Arme um mich und sagte: »Ach Rhys, Rhys, mein Lieber, ich bin am Leben!« Sie begann zu weinen. Ich strich ihr über das Haar und vermied es sorgfältig, weder Teleri noch Gawain anzuschauen.
Teleri hüstelte. »Das Mädchen sollte was zu essen kriegen.« Eivlin machte keine Bewegung. Ich wollte das auch nicht. Teleri seufzte. »Na gut, dann suche ich Elidan, und wir bringen ihr etwas.«
»Elidan«, sagte Gawain. Ohne aufzublicken spürte ich, wie seine Augen Teleri anschauten.
»Ja, deine Herrin Elidan«, sagte Teleri. Und dann fügte sie ziemlich traurig hinzu: »Du darfst mit ihr sprechen, aber ich glaube nicht, daß sie lange mit dir reden will.«
»Wenn sie mir nur kurze Zeit widmet, das ist genug.«
Teleris leichte Schritte verzögerten sich in der Tür, und ich wußte, daß sie nickte. Dann klangen sie im Korridor und entfernten sich. Ich blickte auf. Gawain war zur Tür hinübergegangen und lehnte dort, während er hinausschaute. Ich konnte meine Aufmerksamkeit wieder Eivlin widmen.
Eivlin hatte aufgehört zu weinen und wollte jetzt wissen, wo wir waren und was passiert war. Ich kam bis zu der Geschichte mit Medraut, als Gawain erstarrte und zur Seite trat. Teleri war mit einem Tablett voller Essen zurückgekehrt. Hinter ihr betrat langsam Elidan das Zimmer.
Teleri stellte das Essen am Bett ab. Elidan stand nur ruhig und hoch aufgerichtet da und schaute Gawain an.
Der ließ sich mit einer fließenden Bewegung auf ein Knie sinken. »Herrin.«
Sie schaute ihn an, und ihre Augen wurden ein wenig schmaler.
»Herr Gawain.« Sie warf einen Blick zu uns hinüber. »Ich bin froh, daß du dieses Mädchen heilen konntest.«
»Es ist Grund genug zur Freude. Aber, Herrin, nach dir habe ich in ganz Britannien gesucht. Gewähre mir die Gunst, das auszusprechen, was ich dir schon vor langer Zeit sagen wollte.«
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht. »Du willst mich um Verzeihung bitten - oder das sagt wenigstens dein Diener.«
»Ja.« Er neigte den Kopf, und seine Hand umklammerte den Schwertgriff.
Eivlin starrte erstaunt hin, warf mir dann einen schnellen Blick zu. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte mich nicht rühren; wir hatten damit nichts zu tun, und ich glaube, wir alle spürten es.
»Herrin«, begann Gawain, als Elidans Schweigen zu schwer zu ertragen wurde, »ich weiß, daß ich dir unrecht getan habe. Ich habe deine Liebe, die ohne Preis war, wie etwas „Wertloses behandelt. Ich habe Unehre über dich gebracht, vor deiner Familie und deinem Königreich. Ich habe dir einen Eid geschworen und ihn gebrochen, und ich habe deinen Bruder getötet, indem ich mich über deinen Befehl und den Befehl meines Herrn hinwegsetzte. All dies ist wahr, und ich habe es nötig, sie zu bereuen. All das hat mir Kummer bereitet, seit mir zum erstenmal klar wurde, was ich getan hatte. Es hat mich bitterer geschmerzt als irgendeine Wunde. Und weil du es nicht wußtest, deshalb hatte ich das Gefühl, ich müsse es dir sagen. Ich müsse dir sagen, daß ich wußte, wie übel ich an dir gehandelt hatte, und daß ich.« Er hielt inne.
»Was wolltest du sagen?« fragte Elidan.
»Daß ich dich damals liebte, und daß ich dich jetzt liebe. Ich bitte dich, daß du aus eigenem Edelmut das Unrecht verzeihst.«
»So etwas ist kein Edelmut«, sagte Elidan. Ihre Stimme klang gleichmäßig, aber rauh vor Anspannung. Sie ballte die Hände, entspannte sie wieder, holte tief Atem. »Ich hätte nicht geglaubt, daß ich dich wiedersehen würde, nachdem du Caer Ebrauc verlassen hattest. Ich hätte nie geglaubt, daß du dein Verbrechen bereust. Ich glaube dir jetzt, daß du es bereust, und. es hilft mir. Dennoch.« Sie wandte sich von ihm ab, lehnte sich an die Wand. »Als ich erfuhr, daß du mich betrogen hattest, da dachte ich, ich sollte zu meinen Bruder
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