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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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niemand außer mir selbst. Ob das nun ziemlich ist oder nicht. Aber Rhys ist ein kluger Mann, mein Bruder. Er übervorteilt beim Handeln sogar Städter, daß sie hinterher fluchen und die Klugheit und den Geschäftssinn der Krieger des Pendragon bewundern.«
    »In deinem Fall irren sie sich aber.« Dennoch schien der andere erfreut über den Gedanken zu sein, daß Städter übervorteilt wurden. »Na, Diener, dann geh, und hol deinem Herrn was zu essen.«
    Ich schaute mich um und fragte mich, wohin ich wohl gehen mußte, um das zu tun. Ich fragte mich auch, warum Agravain mir das aufgetragen hatte, aber Gawain nahm die Füße von der Bank und rief aus: »Aber nein. Komm hierher, Rhys, und trink einen Schluck Wein. Agravain, er ist ein riesiges Stück geritten, und das in schlechtem Wetter, seit er sich mir angeschlossen hat. Und er ist noch nie in Camlann gewesen. Soll er denn jetzt herumrennen?«
    Agravain zuckte die Achseln, brüllte nach einem anderen, der das Essen holen sollte, und ich, der ich gezögert und mich nach dem Herrn Bedwyr umgeschaut hatte, kam näher und setzte mich auf die Bank zu Gawains Füßen. Ich fühlte mich sehr fehl am Platze. Ein magerer Krieger mit einem langen Gesicht reichte mir einen Becher Wein, und Agravain begann wieder von all dem zu erzählen, was die Krieger der Familie getan hatten, seit sein Bruder weggeritten war. Ich hielt den Becher vorsichtig und schaute ihn an. Glas, wie Wein, ist ein großer Luxus, und keins von beiden wird heutzutage noch in Britannien hergestellt. Der Becher war blaugrün, und auf seiner Oberfläche lag ein Glanz, und der rote Wein schimmerte purpurn durch das Glas hindurch. Ich nippte das Zeug sehr vorsichtig und versuchte mich zu entscheiden, ob es mir nun schmeckte oder nicht. Ich hatte noch nie Wein getrunken, außer manchmal ein wenig bei der Messe, aber der Meßwein war nicht heiß, und er war auch nicht mit Gewürzen versetzt gewesen.
    Agravain und die anderen Krieger redeten weiter, von Gawain durch eifrige Fragen angefeuert. Ein Diener kam und stellte eine Platte voller Fleisch und Brot vor meinen Herrn; der brach sich eine Kante von dem Brot ab, spießte ein Stückchen Fleisch mit dem Messer auf und schob dann die Platte in meine Richtung. Er nickte zu dem, was irgendein anderer sagte. Ich warf einen Blick um mich, sah, daß niemand mich im geringsten beachtete, und begann zu essen. Das Fleisch war geröstetes Wildbret, aufwendigere Nahrung,
    als ich gewöhnt war, und es schmeckte sehr gut.
    Nach kurzer Zeit erzählte Gawain seinen Freunden ein wenig von seiner eigenen Reise. Der größte Teil seiner Geschichte bestand aus einem Bericht über seine Mission in Kaledonien, und er brachte es fertig, seine Irrfahrt auf der Suche nach Elidan nur sehr kurz anzuschneiden, ohne das Mädchen zu erwähnen. Von meinem Vater allerdings sprach er. Er hätte einen Kampf mit ein paar Räubern gehabt, sagte er, und deshalb wäre er gezwungen gewesen, sich Schutz für die Nacht zu suchen. Davor hatte er offensichtlich unter freiem Himmel geschlafen, und wahrscheinlich hätte er das auch weiterhin getan, wenn ich nicht dagewesen wäre. »Also ritt ich fort, durch den Wald. Ich dachte, es wäre wohl sicherer, wenn ich Dumnonia erreichte, und zufällig traf ich dann an einer Furt auf Rhys. Seinen Vater hatte ich schon kennengelernt und wußte, daß er ein guter Mann war. Also blieb ich fünf Tage auf seinem Hof. Sie sorgten dafür, daß mein Pferd beschlagen wurde, und sie flickten auch meinen Mantel. Sie boten mir eine Gastfreundschaft, um die Reisende nur beten können, und Sion ap Rhys weigerte sich, irgendeine Bezahlung anzunehmen, obwohl ich sie ihm immer und immer wieder angeboten habe.« Erstaunte Blicke wurden auf Gawain geworfen. »Sion ap Rhys, das ist ein Mann, so großzügig wie ein König, ja, großzügiger als ein König wie Maelgwyn.«
    Agravain schnaufte. »Also hast du seinen Sohn zum Diener verlangt?«
    Gawain schaute mich an und lächelte, wie über einen geheimen Witz. »O nein. Sein Sohn hat mich zum Herrn verlangt.«
    »Ja, das sieht dir ähnlich«, kommentierte Agravain und runzelte die Stirn. Aber sein Blick ruhte mit entzücktem Stolz auf seinem Bruder. Ich fragte mich, ob Dafydd mich wohl auch so anschauen würde, wenn ich nach Hause kam, und ich zitterte.
    »Und du wirst deinen Diener genauso behandeln, wie du dein Pferd behandelst«, schloß Agravain.
    »Das hoffe ich nicht. Rhys mag nicht allzu gerne Hafer, nicht einmal in der

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