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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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er verstand. Er sah Cornelius an, als hätte er ein Fabelwesen auf seiner Schwelle entdeckt. »Mister
Fortune! Welch seltenes Vergnügen, Sir. Wenn ich recht informiert bin, hatten wir noch nie die Ehre, Sie auf Whittington begrüßen zu dürfen. Erlauben Sie mir, Ihnen den Mantel abzunehmen …«
    Cornelius wehrte seine Hand ab. »Mir wird leicht kalt, Mann. Wollen Sie vielleicht, dass ich an einem Fieber sterbe, das ich mir auf Ihren zugigen Fluren geholt habe?«
    »Selbstverständlich nicht, Sir. Bitte, treten Sie ein. Sie werden ein warmes Haus vorfinden und ein ganz besonderes Büfett, zubereitet von unserem Koch, der zuvor den kulinarischen Wünschen des Sonnenkönigs persönlich entsprochen hat.«
    »Sehr schön.« Cornelius trat ein, ignorierte die Begrüßungen der anderen Dienstboten und das Raunen, das durch die Menge ging, als sein Name genannt wurde. Das hier war also Whittington Manor. Er hätte Damson Beeton mitnehmen sollen; sie hätte dieses Herrenhaus zu schätzen gewusst. Ein seltsamer Ruheplatz für die auseinandergenommenen Einzelteile uralter Dampfmänner, die man aus ihren Gräbern geholt und von Verbrechern hatte verschleppen lassen. Aber dennoch war dies das Haus, das der Mechomaniker der Ruby Belle als Ausgangspunkt des schmutzigen Grabräubergeschäfts genannt hatte.
    Cornelius durchschritt eine Reihe von Tanzsälen, bis er zu den Büfetttischen kam, hinter denen ebenso viele Bedienstete Aufstellung genommen hatten, wie sich Gerichte auf der Tafel befanden. »Das ist doch alles
ausländischer Dreck. Gibt es hier keine Aale oder eine schöne Lammpastete? Aber bitte nichts zu sehr Gewürztes, meine Innereien sind empfindlich.«
    Ebenso verhielt es sich offenbar mit den Gefühlen der anderen Gäste. Sie gingen dem ungehobelten Neuankömmling aus dem Weg, der seinen Teller mit gekochten Kartoffeln belud, die cremige Buttersauce von ihnen abkratzte und sie auf einen Extrateller schob.
    »Das Fleisch der Flusskrebse ist sehr gut«, war nun eine Stimme zu vernehmen. »Wenn es Ihnen denn gelingt, trotz der Schale an diesen Leckerbissen heranzukommen.«
    Abraham Quest. Cornelius’ Ankunft war dem Hausherrn diskret mitgeteilt worden, und ganz offensichtlich hatte sie seine Neugier geweckt; sicherlich fühlte er sich auch geschmeichelt, dass es ausgerechnet eine seiner Gesellschaften war, auf der sich der Einsiedler der Dolorous-Insel endlich einmal zeigte.
    »Es ist eine ziemlich harte Schale, die es zu knacken gilt«, sagte Cornelius.
    Quest nahm eine der langen, zungenähnlichen Silbergabeln vom Tisch, deren eine Seite gezackt und wie ein Skalpell geschärft war.
    »Aber es ist nicht unmöglich. Solange Sie den richtigen Hebel besitzen. Habe ich die Ehre, mit dem Compte de Spééler zu sprechen?«
    »Diesen Titel führe ich nicht mehr. Ein schlichtes Mister Fortune ist mir lieber.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Quest. »Meine
Heraldik-Experten haben mir versichert, dass es Ihren Titel niemals wirklich gegeben hat, und dass er lediglich in einem dreihundert Jahre alten Abenteuerroman auftaucht, der von einer obskuren Autorin aus Quatérshift geschrieben wurde.«
    »Ich vermute, dass die Autorin den Titel meiner Familie in ihrem Buch verwendete«, sagte Cornelius. »Es gab so viele niedere Adelstitel in Quatérshift, und es wurden so viele vergeben … bis schließlich die Revolution kam.«
    »Ja, die Revolution. So viele Dokumente zur Geschichte des Alten Regimes gingen bei den Bücherverbrennungen der Carlisten in Rauch auf«, sagte Quest. »Interessant ist allerdings, dass das Wort Speeler in Jackals eine andere Bedeutung hat. Im Jargon der niederen Kriminellen bedeutet es Dieb oder Betrüger.«
    »Tatsächlich? Das war mir bisher nicht bekannt. Spééler ist ein kleines Bergdorf im Norden von Quatérshift, nahe der Grenze zu Kikkosico.«
    »Ihr Akzent klingt jedoch, wenn ich das anmerken darf, mehr nach dem ländlichen Shapshire als nach Quatérshift«, bemerkte Quest.
    »Ich habe in die Familie eingeheiratet«, erklärte Cornelius. »Tatsächlich wurde ich in Jackals geboren.«
    »Und nun sind Sie wieder zurückgekehrt. Das war sicherlich kein leichter Weg.«
    »Nein«, bestätigte Cornelius, »das war es nicht.«
    »Nun, die einzigen Carlisten, die es in Middlesteel gibt, sind diejenigen, die wir zusammen mit den Gleichmachern
ins Parlament gewählt haben. Verglichen mit Ihren Revolutionären in Quatérshift machen sie einen ziemlich harmlosen Eindruck.«
    Cornelius biss so gierig

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