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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Zweck die blutverkrusteten Rinnen auf dem Altar dienten, ebenso wie der schmale Graben am Sockel des Steins, der zu einem fleckigen Granitbecken führte, in dem man Kelche mit dem Öl – oder Blut – der Opfer füllen konnte.
    Gabriel McCabe starrte voller Entsetzen auf die zermalmende Presse, die nur noch einen Fuß über ihm schwebte und jede Sekunde die schmale Lücke zu schließen drohte, als Billy Snow sich dem Griff seines Wächters entwand. Der affenähnliche Maschinenmann flog durch die Luft, als sei er zum Rädchen einer unsichtbaren Maschine geworden. Der blinde Horcher bewegte die Füße, als folge er den Schritten eines Tanzes, der auf den Höhlenboden gemalt worden war, und wich dabei den wild auf ihn zustürzenden, scharfkantigen Siltemptern aus, die mit ihren Speeren nach ihm stachen. Sein Stock fuhr auseinander und gab einen schimmernden Degen frei, der mit energischen Schlägen stählerne Glieder abtrennte und Brustkästen aufschlitzte. Dort, wo Billy Snow tanzte, wichen die Kämpfer zurück und hielten sich die Metallkörper. Kristalle sprühten Funken, und Schläuche pumpten dreckiges Öl auf den Boden.
    Beinahe hatte er es bis zum Altar geschafft und die Klinge schon erhoben, um sie in das steinerne Kontrollfeld zu bohren, als ein Dampfmann, dessen Kessel mittels einiger Schläuche mit einer großen Donnerbüchse verbunden war, aus der Menge hervorstürzte. Ein Hagel kurzer Pfeile spickte die Beine des Horchers wie ein Nadelkissen. Billy Snow stürzte und blieb, durch das
hinterhältige Gift der Pfeilspitzen gelähmt, bewegungslos liegen. Bevor die Presse sich auf ihn niedersenkte, glitt ein ungläubiger Gesichtsausdruck über Gabriel McCabes Züge, als der blinde Horcher neben ihm zusammenbrach  – als hätte er mit angesehen, wie sich sein Freund in einen tödlichen Schmetterling verwandelte. Dann fuhr der Fels herab, und es folgten ein kurzer, entsetzlicher Schrei und ein unter die Haut gehendes, feuchtes Knirschen. Dann rann das Blut des Ersten Maats in dunklen Strömen durch die Kanäle des Altars.
    »Es tut mir so leid, Gabriel«, flüsterte der Kommodore. T’ricola schluchzte vor Zorn, während der Schamane bereits das Blut ihres Mannschaftskameraden in die Kelche füllte und singend die Überreste des Ersten Maats mit dem Öl der Krieger seines Stammes vermischte.
    »Hervorragend.« Prinz Doppelmetall applaudierte aus seinem Becken. Zwei seiner Leute schleiften Billy Snows gelähmte Gestalt zu den Offizieren zurück. Prinz Doppelmetall griff mit seiner Hand nach Billys Schwert. »Ihr armen, elenden, haarlosen Affen habt keine Ahnung, wie schwer es ist, mich zu überraschen und die Eintönigkeit meines bejubelten, langlebigen Daseins aufzulockern.«
    Er ließ das Schwert in seiner Hand kreisen. »Lebendes Metall, eine Zauberklinge. Natürlich kann sie Metall durchtrennen. Das hier ist keine dieser schlecht geschmiedeten Klingen aus dem Osten, sie ist uralt. Wer war für die Durchsuchung der Gefangenen verantwortlich?«

    Ein Siltempter, dessen Sichtglas von dem Schwert, mit dem der Prinz noch gestikulierte, zerteilt worden war, kroch nach vorn. »Der Blicklose brauchte seinen Stock, um sich bewegen zu können, ohne dass unsere Krieger ihn führten. Hätten wir ihm den Stock abgenommen, hätte das zusätzliche Mühen für die Wachen bedeutet.«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte der Prinz.
    Drei der riesenhaften Siltempter schleppten ihren Kollegen an das Ölbecken des Prinzen und zwangen ihn, sich dort hinzuknien. Prinz Doppelmetall holte aus und schlug dem Dampfmann den Kopf von den Schultern, bevor er die Klinge in die Brust des unglücklichen Lakaien stieß. Ein Strom überhitzten Dampfs reinigte das Blatt von dem Öl, das sich auf seine silbrige Oberfläche gelegt hatte, als sie das Kesselherz traf. »Nun, das hätten wir. Es tut mir leid, dir ›Mühen‹ bereitet zu haben.«
    Er deutete den Wachen an, sie sollten den Leichnam zum Altar schleppen, wo der Schamane gerade Gabriel McCabes Körper vollständig ausbluten ließ. »Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.«
    Der Schamane stellte nun die Kelche an den Eckpunkten eines Dodekaeders auf, der auf den Hallenboden gemalt worden war, und tropfte ein wenig von der Mischung aus Blut und Öl in jede Ecke der Figur. Stille breitete sich in der Halle aus, als der ausgemergelte Schamane in die Mitte des Diagramms trat, in einen langsamen Tanz verschlungener Bewegungen verfiel und die Dampfo-Loas aus den Hallen der Geister rief, um

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