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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Seeleute zur Verfügung stand, ausgerechnet eine seiner Söldnerinnen dazu ausersehen haben, die Tauchkugel zu lenken?
»Quest sagte mir, die Sprite sei von Robert Fulton generalüberholt worden«, sagte Amelia. »Ich dachte, er sei in Ihrem Metier eine Art Legende.«
    »Blackys altes Boot hat er vielleicht wieder zusammengeflickt«, erwiderte Bull und berührte ein paar Kontrollfelder, »aber diese Expeditionsschaukel ganz bestimmt nicht. Fulton hat nie im Leben so was wie das hier auf den Fahrstand montiert.«
    Amelia sah zu dem hinüber, was Bull meinte. Es waren eiserne Kästen, so solide wie der Rumpf der Kugel. »Was ist das?«
    »Das wüsste ich selber gern«, brummte Bull. »Was auch immer es ist, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, was unsere Schrauben antreibt – diese Badewanne benötigt Dampfmaschinengas, aber soweit ich sehe, laufen hier keine Gasreiniger.«
    »Er ist ein kluger Mann«, sagte Amelia. »Und solange es funktioniert …«
    »Er ist ein echter Schlaukopf«, stimmte Bull zu und lachte kurz auf. »So schlau, dass er uns dafür bezahlt, den Shedarkshe hochzuschippern und sich für ihn umbringen zu lassen.«
    »Sie wollten wohl ewig leben?«
    »Nur lange genug, um den Kopf eines jeden Hüters auf einer Pike vor dem Verrätertor aufgepflanzt zu sehen und dann noch zu erleben, wie Ihr Parlamentsgebäude in etwas Sinnvolles umgewandelt wird – vielleicht in eine Kaserne für die Königliche Kavallerie.«
    »Dafür müssten Sie unsterblich sein«, sagte Amelia.
    Mit jeder Sekunde sanken sie tiefer, bis das letzte Licht von der Oberfläche schwand und einer schauerlichen Dunkelheit wich, die nur gelegentlich einmal kleine, silberne Fischchen durchbrachen, die ihren Weg kreuzten. Nun, da die natürliche Sicht geschwunden war, aktivierte Bull mit einem Hebel einen Kreis leuchtstarker Gaslampen an der Oberfläche ihres Fahrzeugs und behielt dabei die Tankanzeige ihres Gasvorrats im Auge, um den Brennstoff nicht zu schnell zu verbrauchen. Ein Wimmern erklang, und Amelia fuhr herum, um den Ursprung des Geräuschs zu ergründen.
    »Das sind die Greifer«, sagte Bull. »Die Arme hinten an der Tauchkugel. Ich habe das Räderwerk unter Spannung gesetzt, solange wir noch Gas für den Betrieb haben.«
    Amelia entdeckte nun die kreisrunden Gummiabschlüsse, die zwei Löcher umgaben, in die sie ihre Arme stecken konnte. »Wie sieht man, was die Manipulatorklauen tun?«
    »Ziehen Sie die Abdeckung vom Bullauge dort achtern zurück, dann sehen Sie genug.«
    Amelia schob den eisernen Deckel zur Seite und sah einen Streifen dreifach beschichteten Kristalls, der in die Dunkelheit ragte. Zwei große Klauenarme hingen zusammengeklappt im Wasser. Sie schob ihre Arme durch die Löcher — ihre dicken Oberarmmuskeln musste sie ein wenig hineinquetschen – und stieß drinnen auf ein Metallgerüst mit Lederriemen, in die ihre Finger passten.

    »Ist da irgendwo bei Ihren Daumen so ein kleines Rädchen?«, fragte Bull.
    »Ja, ich hab’s«, bestätigte Amelia. »Geriffelt wie ein kupfernes Halfpenny-Stück.«
    »Das ist die Krafteinstellung«, sagte Bull. »Regeln Sie die so weit wie möglich herunter, wenn Sie unten im Modder herumwühlen. Wenn wir durch ein Wunder die Krone von unserem Baumkopf finden, dann würden die Klauen sie auf der höchsten Stufe wie Papier zerknüllen.«
    Amelia faltete die Arme vor dem Tauchkörper aus und übte sich darin, sie von einer Seite zur anderen zu bewegen, wobei sie das Gerüst im Inneren zusammendrückte, um die Zangengreifer auf- und zuschnappen zu lassen. Etwas Dunkles schwamm am Rande des erhellten Bereichs vorbei, und Amelia zuckte unwillkürlich vom Bullauge zurück.
    »Ich habe etwas gesehen, Kammerlan, etwas Großes, das da hinten am Rand des Lichtkegels trieb.«
    Bull stemmte sich gegen den Steuerknüppel und drehte das Fahrzeug um sechzig Grad. »Diese beiden Greifarme sind die einzigen Waffen, die wir haben, Süße. Wenn es zwischen uns und den Shedarkshe-Viechern, die bis in den See geschwommen sind, eine Kabbelei gibt, dann müssen Sie denen damit ordentlich was aufs Fell geben.«
    Amelia sagte nichts. Wenn es zu einem längeren Kampf zwischen der Tauchglocke und einer schwimmenden Donnerechse kam, dann würde die Kraftverstärkung
der Arme ihre Energiereserven sehr schnell aufbrauchen. Sie sah wieder hinaus ins Wasser. Da! Da trieb etwas in einem seltsamen Winkel vor dem Bullauge des Steuermanns. Bull bewegte die Kugel voran und schwenkte das größte

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