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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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seinen Körper zu reiten. Nebel ringelte sich
aus den Kelchen, und Flüssigkeit spritzte heraus, als sie von unheiliger Energie erfüllt zu schäumen begannen. Während sich die Dämpfe zu einer eckigen, gehörnten Gestalt verdichteten, waberten sie um die Nieten des Schamanen und hüllten ihn in eine durchsichtige Wolke. Hinter dem Kommodore drang ehrfurchtsvolles Aufseufzen aus den Sprechausgaben der Menge, als der Schamane in Zuckungen ausbrach und sein Tanz sich zu anfallartigen Verdrehungen seiner Metallglieder steigerte. Dann richtete er sich auf, von einer Macht erfüllt, die die Nähte seines Rumpfes knacken ließ, und verließ taumelnd das Innere des Diagramms. Seine Finger zitterten und deuteten auf die Krieger in dem uralten Tempel.
    Die Worte des Schamanen ergaben für Jared Black keinen Sinn, sie bestanden aus reinem Maschinencode, aber es war ein Code, der mit anderen Elementen vermischt war – dem Knistern von Brennkammern, dem Knacken und Splittern der Öfen, in denen Dampfmann-Komponenten geschmolzen wurden. Das war ihre Hölle. Das hier war ihr Tod, der mit ihnen sprach. Dampf leckte aus der Sprechvorrichtung des Schamanen, als er in der uralten Sprache Beschuldigungen und Beleidigungen hervorschleuderte. Dann deutete er auf das Gitter, auf dem schlaff der gefolterte Eisenflanke lag, und stampfte mit seinen drei Stativbeinen auf den Boden, als wollte der Geist, der von ihm Besitz ergriffen hatte, eine Nachricht heraustrommeln. Im Umkreis des Dodekaeders schmolzen die Kelche, nachdem die Hitze
des dampfenden Bluts und Öls für das Kupfermaterial zu viel geworden war.
    »Sie sagten, dass Sie zu Hause in Middlesteel mit einem Dampfmann zusammenwohnen«, flüsterte Veryann dem Kommodore zu. »Ist diese Form der Anbetung bei ihnen üblich?«
    Der Kommodore zwang sich, den Blick von den zerquetschten Überresten Gabriel McCabes zu lösen. Er musste an den Rest der Crew denken, deren Leben noch auf dem Spiel stand. »Nein, definitiv nicht, Mädel. Das Metallvolk blickt in die Zukunft, indem es die Rädchen liest, die in das eigene Öl geworfen werden, und die Dampfo-Loas beschließen aus eigenem Antrieb, sie zu reiten. Dieser Fürst Zwei-Teer muss ein ziemlich reservierter Geist sein – ich vermute, er wird vom Metallvolk in Jackals gemieden, denn ich habe nie gehört, dass mein Freund Kupferspur ihn erwähnt hat, und mir ist auch kein ihm geweihter Tempel in Steamside bekannt.«
    Schließlich hatte die Besessenheit des Schamanen ihr Ende erreicht, und der Geisterbeschwörer lag bebend in dem Diagramm, die ausgezehrte Gestalt noch umgeben von den rauchenden Dämpfen seines Opfers für Fürst Zwei-Teer.
    »Welches Wissen konntest du erlangen, während du geritten wurdest?«, wollte Prinz Doppelmetall wissen. »Der mächtige Fürst war mit uns nicht zufrieden, er hat uns verflucht und in seinem Lied fürchterliche Flüche auf uns herabbeschworen.«

    »Diese Affen sagen die Wahrheit«, sagte der Schamane, der sich inzwischen wieder so weit gefasst hatte, dass er sprechen konnte. »Eisenflanke führte sie zu dem Reich, in dem der Erlass der Daggischten gilt.«
    »Dieser Rübenkopf«, zischte der Prinz, »dieser Herrscher wandelnder Bäume. Was gibt es dort zu stehlen, das eine solche Reise lohnen würde? Die Siltempter haben den heiligen Körper der Hexmachina – was hat das Reich der Daggischten zu bieten?«
    »Leben«, sagte der Schamane, »und Tod!«
    »Den Tod sollen sie hier finden, ohne sich die Mühe machen zu müssen, über unsere Grenzen hinaus zu den Daggischten zu ziehen.«
    »Fürst Zwei-Teer rät uns, diese Weichkörper sofort zu töten. Ihr Tod vermag uns schon bald zu großer Macht zu verhelfen.«
    »Wunderbare Nachrichten«, sagte Prinz Doppelmetall. »Der Einfluss der Weichkörper auf den großen Bauplan soll in den Eingeweiden von Königin Dreiauge enden. Ich habe eine neue Donnerechse, die ich füttern muss.«
    »Ihr unmittelbarer Tod wird verlangt«, sagte der Schamane. »Es wäre nicht weise, sie für die Arena am Leben zu lassen.«
    »Weise!« Prinz Doppelmetall warf wütend einen Kelch nach dem Schamanen. »Wenn der Loa nicht mit meiner Weisheit übereinstimmt, dann mag er mich sofort selbst reiten und mir seine Visionen in dieser Sache mitteilen! – Nein? Dann werde ich für uns entscheiden.
Und ich sage, ein Speer in die Bäuche dieser Weichkörper bringt einen zu schnellen Tod und bietet mir keine Unterhaltung. Sie sollen in den Fängen der Donnerechsen enden. Diese

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