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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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hohlen Hand schöpfte sie ein wenig Wasser und schüttete es in Bulls Gesicht. Er zwinkerte,
und sie bespritzte ihn noch einmal, bis die erhoffte Wirkung eintrat.
    »Sind Sie wieder normal, Süße?«, hustete Bull.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie haben im Boot wie eine Irre gelacht und uns dann in diesen Fleischwolf gezerrt, der Baumkopfs Schiffe erledigt hatte«, sagte Bull. »Ich hatte nicht damit gerechnet, überhaupt nochmal aufzuwachen. Wo sind wir hier denn eigentlich?«
    Ihr Kopf schmerzte. Sie erinnerte sich an das Leuchten des Steinkreises im Wasser und an die Sehnsucht danach. Aber sonst an gar nichts.
    »Mich soll der Zirkel verstoßen, wenn ich wüsste, wo wir sind«, sagte Amelia. »Es scheint überhaupt keine Möglichkeit zu geben, hier hineinzugelangen … oder wieder hinaus.«
    Bull erhob sich und legte die Hände auf die Tauchkugel, duckte sich und sah unter den Bug, um zu überprüfen, ob sie beschädigt war. Es gab ein Klacken, als er die Luke aufspringen ließ, und eine Minute später tauchte er wieder auf und schwenkte einen Metallstab. Es war eine armselige Waffe, aber mehr hatte er im Inneren des Fahrzeugs nicht finden können. »Die Luke war von innen verriegelt. Ich musste den Notöffner für Taucher benutzen, um hineinzukommen – aber irgendwas hat uns aus der Kabine herausgeholt, das steht mal fest.«
    Amelia sah sich um. Etwas an dieser Kammer – etwas, das sie nicht richtig fassen konnte – erinnerte sie
an den Beobachtungsraum im Saatschiff, in den die Daggischten sie eingeschlossen hatten. Aber die Wände glichen nichts, was sie in der Neststadt gesehen hatte. Und wären sie wieder in die wenig zärtlichen Klauen des Daggischtenherrschers gelangt, ohne dass sie ihn mit seiner kostbaren Krone besänftigen konnten, dann hätten sie vermutlich beim Aufwachen Moosfäden gespürt, die ihre Kehle hinunterkrochen und sich in ihre Ohren ringelten, aber nicht diesen kühlen, fremdartigen Ort. Ja, es war definitiv etwas Seltsames an dieser Kammer. Etwas Vertrautes, als sei sie schon einmal hiergewesen.
    »Hier sind wir!«, rief Amelia in den Raum hinein. »Was machst du mit uns?«
    Es gab keine Antwort. Bull schnaubte. »Ist wohl heute kein Besuch im Zoo, was?«
    Amelia untersuchte die Auffangnetze hinter der Tauchkugel. Von dem Schutt, den sie vom Grund des Sees aufgesammelt hatte, war keine Spur mehr, aber es hingen noch nasse Fäden der Wasserpflanzen darin, die sich im Drahtgeflecht verfangen hatten. Da es hier nicht mehr viel zu entdecken gab, wandte sich Amelia vom Boot ab und untersuchte stattdessen die Wände des Raums, befühlte sie nach Spuren einer Luke, eines Ausgangs. Als sie sich der letzten Seite zuwandte, verschwand ein Teil der Wand einfach, als ob es ihn nie gegeben hätte, und der so entstandene Durchgang führte in einen Korridor, der sich in völliger Dunkelheit verlor. Amelia fuhr erschreckt zurück und sah, dass die Wand
sich wieder schloss, als sie sich entfernte. Bull rannte zu ihr und legte seine Hände auf das Mauerstück, das verschwunden war – es war hart wie Stein. Nichts passierte, als er dagegenschlug. Amelia trat vor, und die Wand löste sich wieder auf; und diesmal war auch der Korridor erhellt, als ob er sie dazu einlud, einzutreten.
    »Es mag Sie, Süße«, sagte Bull.
    Amelia sah sich in der Kammer um, in der die Tauchkugel stand. »Hier gibt es nichts für uns.«
    »Na, ich werde auf keinen Fall einsam und allein hier zurückbleiben«, sagte Bull und trat näher an sie heran, als ob er fürchtete, dass sich die Wand wieder schließen und ihn gefangen setzen würde.
    »Ich dachte, Sie hielten mich für einen Jonas?«, fragte Amelia.
    »Gefangen an einem Ort, der Zirkel mag wissen, wo, während die halbe Daggischtenflotte am anderen Ende auf uns wartet – wie kommen Sie denn auf so was?«, gab Bull zurück. »Außerdem bin ich ein praktisch veranlagter Mensch. Irgendwas hat das hier geschaffen – und das war ganz sicher nicht unser Baumkopf oder der Geist vom Dreizackfürsten. Was haben Sie über Fallen gesagt?«
    »Sie zeigen an, wo der Schatz liegt.«
    »Das ist das, was mir daran gefällt«, sagte Bull. »Davon können Sie mir ein bisschen mehr erzählen.«
    »Sie bedeuten natürlich auch den Tod, auf hundert verschiedene schlaue Arten verborgen«, setzte Amelia hinzu, die sich über seinen entspannten Ton ärgerte.
»Ich habe über die Jahre mit vielen verschiedenen Leuten gearbeitet – und keiner von ihnen hat diese Expeditionen

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