Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
was in unseren Köpfen ist, was wir denken, die Träume, die wir erfüllen können, darin liegt unser wahrer Reichtum. Wenn wir die Geheimnisse der Uralten entschlüsseln, können wir nicht nur unser Verständnis der Vorgeschichte komplett neu schreiben, sondern auch das Angesicht der Welt verändern!«
Cornelius sah zu Damson Beeton und Septimoth hinüber. Der Laschlit schien von der Größe der Hochsteiger, die am Himmel allmählich die Richtung änderten, völlig fasziniert. Damson Beeton schüttelte traurig den Kopf; unter dem schweren Visier waren lediglich
ihre alten Augen zu sehen. Abraham Quest war ganz offensichtlich verrückt – sein Reichtum, sein guter Ruf, all seine Besitztümer, sein ganzes Leben hatte er für eine bloße Laune ruiniert, und sie drei wurden nun in den Strudel seiner lächerlichen Besessenheit hineingezogen. Sie waren Gefangene, bis sie unter der Last des Eises aus dem luftlosen Himmel stürzten oder von KAM-Schwadronen abgeschossen wurden, die diese drei Eindringlinge als Bedrohung der sorgsam ausbalancierten Machtverhältnisse auf dem Kontinent betrachten würden.
14
K ommodore Black klammerte sich an den Käfigstangen fest, als sich ihr Gefängnis aus den Öldämpfen auf den Rand der Grube zubewegte. Es war seltsam, dass diesmal nicht die übliche Versammlung von Eisenaffen auf sie zu warten schien. Stattdessen stand nur der kleine Siltempter mit dem gegliederten Schwanz und dem Leopardenfellmantel dort, der die Seilwinde allein bediente.
»Das ist dieser herumalbernde Narr«, sagte der Kommodore. »Vielleicht hat er die Aufgabe, uns ein Frühstück zu bereiten und uns noch ein bisschen zu mästen, bevor wir an die Donnerechsen verfüttert werden.« Sein Magen knurrte bei diesem Gedanken. Sie hatten seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen. »Ein hübsches Bratenstück vom Dschungeleber, mit schön viel Kruste, durch die man sich durchbeißen muss, und ein schönes Schlückchen kühlen Wein zum Hinunterspülen.«
»Sie füttern ihre Kessel mit teerdurchsetzter Holzkohle«, sagte Eisenflanke. »Ich bezweifle, dass die Siltempter viel Erfahrung mit dem getöteten Fleisch haben, das ihr Weichkörper zu euch nehmt.«
»Sie könnten aber doch eine Frucht vom Baum pflücken, oder nicht?«, jammerte der Kommodore. »Nur ein wenig Energie, damit wir in ihrer tückischen Kampfarena besser laufen können. Das wäre doch nicht zu viel verlangt, oder?«
»Ich fühle etwas«, sagte Billy Snow. »Eine Präsenz. Spürt ihr das nicht auch?«
»Der Hunger lässt deinen Verstand verrückt spielen«, sagte der Kommodore.
Aber es war keine Einbildung.
»Hier ist etwas nicht so, wie es sein sollte«, sagte Veryann. »Sehen Sie sich doch den Siltempter an.«
Ihr Käfig setzte vor dem kleinen Metallgeschöpf auf der Erde auf. Der dunkle Rumpf des Wesens schimmerte ein wenig, aber nicht im Schein der Leuchtkäfer, die über dem brennenden Öl in der Gefangenengrube schwirrten, sondern in einem Licht von reinem Weiß; weißer, als überhaupt je etwas hätte sein dürfen.
»Sprecht leise«, befahl der Siltempter. »Die meisten des Stammes sind im tiefen Gedankenfluss. Nur die Randgebietsposten sind wach.«
Er streckte seine Eisenfinger aus, und weißes Licht strömte von den Spitzen seiner Greifzangen und tauchte das Berechnungsschloss in hellen Schein. Als das Licht das Schloss erreichte, begannen die Walzen der winzigen Berechnungsmaschine, die darin steckte, so schnell zu rotieren, dass sie schmolzen. Mit einem dumpfen Aufschlag sprang die Käfigtür auf, und die Überbleibsel des Schlosses tropften als metallene Tränen auf den
Boden, um sich dort wieder zu einer Pfütze aus Stahl zu verfestigen.
»Ayeeee.« Eisenflanke verbeugte sich, halb aus Achtung, halb aus Angst. »Du bist kein Siltempter, du wirst geritten. Welcher Loa …?«
»Still, Eisenflanke von der Kundschafterfaust«, beschied ihn der Siltempter. »Ich stamme nicht aus den Hallen deiner Vorfahren – ich bin kein Loa.«
»Ich war einmal Zeuge, als ein Dampfmann besessen war«, sagte der Kommodore, »auf der Isla Umsonna, als ich nach dem Schatz der Peacock Hearne suchte, und bitte entschuldigen Sie, Sir, wenn ich auch darauf verweise, dass Sie gerade kein Siltempter zu sein scheinen.«
»Er ist erfüllt vom Geist des Wracks, das sie im Tempel eingesperrt haben«, sagte Billy Snow. »Du bist die Hexmachina.«
»Ich sehe, ich wurde erkannt«, sagte der besessene Siltempter. »Wohl getroffen, Snow vom Geschlecht der
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