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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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sie herausfinden, was es war, das über ihnen scharrte und genau mit ihnen Schritt hielt. »Mit dem Primitiven kann ich immer etwas anfangen.«
    Unerwartet hob sich ein Deckel im Boden des Tunnels vor ihnen. Zwei mattschwarze, schimmernde Körper kletterten auf spinnenartigen Beinen heraus, und an
ihren Skorpionsschwänzen hingen Tunnelreinigungsscheiben, die zu rotierenden Messern wurden.
    Amelia beherzigte den Rat, den sie still von dem Camlantiker in ihrem Kopf empfing, wirbelte herum und rannte in einen Seitengang, doch dort sah sie schon eine Rotte bleicher Würmer herausgleiten, dick wie Baumstämme, deren gespaltene Zungen gierig die Luft schmeckten. Die Würmer jagten zusammen mit den Käferwesen vor ihnen. Genau wie bei dem verdammten Daggischtenschwarm.
    »Dort!«, rief Damson Beeton und zeigte auf einige Haltegriffe in der Mauer, die zu einem schmalen Steig auf einer zweiten Tunnelebene führten. Amelia hastete hinter der alten Dame hinauf, und Eisenflanke kletterte rückwärts mit seinen beiden Manipulatorarmen empor, während seine Kampfarme mit voller Wucht gegen einen der riesenhaften Würmer schlugen, der sich hinter ihnen aufrichtete.
    Sie eilten den Sims entlang, und die Mutanten unter ihnen bemerkten ihre Flucht sehr wohl; sie zischten und trommelten auf den Boden. Riefen noch mehr von ihrer Art heran, um den Dreck wegzufräsen, der in ihr Reich eingedrungen war. Amelia fand eine Wartungstür und schlug ihre Hand auf das dazugehörige Tastenfeld daneben, eine wilde Beschwörung des Zirkels flüsternd, dass die Tür sich als funktionstüchtig erweisen mochte, während die Klärwesen alles daransetzten, den Tunnel von den Eindringlingen zu reinigen. Das Schloss summte leise, als es Amelias Blut erkannte, und
im gleichen Augenblick wurde die Tür von der anderen Seite aufgebrochen. Der Weltensänger, der sie aufzuhebeln versucht hatte, taumelte an ihr vorüber, stürzte von dem schmalen Steig und fiel in die Klauen der Ungeheuer unter ihnen, während die drei Flüchtlinge einer verblüfften Gruppe catosischer Soldatinnen und Robur gegenüberstanden.
    Das Aufbrüllen des mächtigen Dampfmann-Rumpföffners, der zum Leben erwachte, beendete den Schockzustand auf beiden Seiten, und hastig versuchten die drei in aufwallender Panik, die Tür vor den Gegnern wieder zu verschließen.
     
    »Dort ist es«, rief einer der Seher von der Roten Feder und deutete auf das Grabmal unter ihnen.
    Die Fluggruppen der Laschliten hatten länger gebraucht, als zu erwarten gewesen war, um den geborstenen Kraftlinien des wieder aufgetauchten Landes bis zu ihrer Quelle zu folgen, denn sie hatten lange tot dagelegen, seit man sie aus dem lebenden Griff der Mutter Erde gerissen hatte. Aber die Camlantiker waren mit den Geheimnissen des Erdenflusses nur zu gut vertraut gewesen, und wie zu erwarten war, lag das schreckliche Instrument der endgültigen Vernichtung, das sie geschaffen hatten, inmitten eines dichten Liniennetzes.
    Neben dem Seher schwang der Kriegshäuptling seinen Stab und deutete auf das Gebäude, und ein Dutzend Fluggruppen, die über ihm kreisten, klappten ihre Flügel ein und stießen auf die rauchenden Gewehre
der erdgebundenen Affen hinab, die das Grab sicherten. Während ihres Sinkfluges schob sich plötzlich ein Ring weißer Hörner aus dem Dach des Grabes, und an diesen Hörnern entlang taten sich dunkle Löcher auf.
    »Zu spät«, stöhnte der Seher.
    »Was sind das für Dinge?«, fragte der Kriegshäuptling.
    »Jene, die in der Höhle der lauernden Jäger vorhergesehen wurden«, sagte der Seher. »Die schrecklichen Schlote des dunklen Windes, der unser Volk von den Nestern der Welt vertreiben wird.«
     
    »Ich kann sie nicht ewig aufhalten«, keuchte Eisenflanke, dessen Sprechvorrichtung auf voller Lautstärke dröhnte.
    Es war ein verzweifeltes Wetteifern um die größere Kraft – auf der einen Seite wurde die Tür von dem Dampfritter gehalten, dessen Schlote rot glühten, und auf der anderen Seite drückte eine ganze Gefolgschaft von Catosierinnen dagegen. Lebendes Metall gegen die bärenstarken Frauen der Stadtstaaten.
    Damson Beeton hatte sich hingekniet und schlug mit der Faust ein Loch in den Panzer eines der käferähnlichen Geschöpfe, die versuchten, sich an den Kletterhilfen an der Wand hochzuziehen. Unten im Gang herrschte das große Fressen; die Wesen zerstückelten den Leichnam des Weltensängers, der sie in der Wildnis der camlantischen Kanäle aufgespürt hatte.
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