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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Mietskasernen von Middlesteel zu ersparen. Er seufzte. Er hatte sich stets so gewöhnlich, so durchschnittlich gefühlt. Aber seine Vernunft sagte ihm, dass ein Mensch wie er nur einmal in tausend Generationen geboren wurde. Nun, das Universum hatte ihn zu einem Uhrmacher heranreifen lassen, also war es an ihm, den beschädigten Zeitmesser, den ihre Welt darstellte, wieder zu reparieren und jenen Schwur zu erfüllen, den er an den Armengräbern seiner Brüder und Schwestern getan hatte, nachdem der letzte von ihnen den Zirkel vorangeschritten war und ihn allein zurückgelassen hatte.
    »Keine Armut mehr«, flüsterte er. »Kein unnötiges Leid mehr.«
    Seine Ingenieure eilten geschäftig durch die Kammer, die Schutzkronen fest auf ihren Köpfen, während von draußen, von der Treppe her weiterhin der Schlachtenlärm drang. Immer noch wurden Nachschubkisten herangeschleppt und im Grabmal aufgeschichtet. Es gab genug catosische Kämpferinnen und Luftmatrosen, um sich die Laschliten für die letzte halbe Stunde, die er noch benötigte, vom Leib zu halten. Dann würden die leblosen Leichen der dreckigen Echsen vom Himmel fallen, wenn der schwarze Nebel aufstieg, um ihre Luftregimenter zu erfassen.
    Sie würde in seiner schönen neuen Welt niemand vermissen.

     
    Robur trat näher und betrachtete die geschmolzenen Teile der Dampfmänner, die in den Ruinen des Miniaturluftschiffs noch weiß glühten. Die Soldatinnen der catosischen Gefolgschaft, die den Mechomaniker begleitet hatten, blieben schweigend hinter ihm stehen und waren klug genug, ihr Urteil über dieses Debakel nicht in laute Worte zu fassen.
    Er hatte nicht erst die verdrehten Berichte der Matrosen hören müssen, laut denen ein mordender Dampfmann und zwei ebenso mordlustige Frauen in den Straßen Amok liefen, um zu wissen, dass seine Mission gescheitert war – das durchbohrte Herz des Bootsmanns sprach Bände und hatte ihm bereits verraten, welcher seiner dreizehn Probanden das Virus in sich niedergekämpft haben musste. War Eisenflankes Überleben auf eine esoterische Technik der Dampfritter zurückzuführen, ähnlich wie ihre Fähigkeit, Klänge für kämpferische Zwecke einzusetzen? Abraham Quest war kein Mensch, der leicht vergab, und es war kaum zu vermeiden, dass er von dieser Katastrophe erfahren würde – ein Umstand, der Roburs Platz in der perfekten neuen Welt, die sie gemeinsam geplant hatten, stark gefährdete.
    Robur sah zu der Kommandantin, die seinen eigenen, allmählich kahl werdenden Scheitel um beinahe eine Haupteslänge überragte. »Haben Sie einen Spürhund, der ihnen folgen könnte?«
    Sie salutierte. »In der Leviathan verbirgt sich ein Weltensänger, ein Seelenschnüffler. Er kann der Spur ihres
innersten Wesens wie ein Bluthund folgen, wenn wir ihn ausreichend motivieren.«
    »Lassen Sie ihn herbringen.«
    Noch war er nicht mattgesetzt. Es war ein Rückschlag, aber er war nicht gänzlich gescheitert. Das, was der Verstand des großen Robur erdacht hatte, würde nicht ungeschehen gemacht werden können, und es gab noch zahllose weitere Dampfmänner, die man entführen und mit jenem Virus infizieren konnte, das sein geniales Hirn erschaffen hatte. Er musste seine Technik nur noch perfektionieren. Die Zerlegung eines gewissen Dampfmannkundschafters, der draußen herumlief, würde der erste Schritt sein, um einen noch mächtigeren Virus für das Metallvolk zu entwickeln.
    Robur ließ sich von seinen Assistenten sein Mechomanikerwerkzeug bringen und die Eichenholzkisten aufbauen. Hinter ihm stand die catosische Offizierin und sah ihm mit berufsmäßigem Interesse zu, als er einige Klingen und Zahnriemen auspackte und sie an einem Griff befestigte, an dem sich ein Hochspannungsräderwerk befand. Die catosischen Stadtstaaten hatten sehr wenig Erfahrung damit, gegen das Volk des Freistaats der Dampfmänner zu kämpfen. Aber er würde diesen Schönheiten mit den unnatürlich gewachsenen Muskeln schon zeigen, wie man das machte.
    »Was ist das?«, fragte die Offizierin, als sie ihre Neugier nicht länger bezähmen konnte.
    »Ein Rumpföffner«, sagte Robur. »Ein Dampfmann-Rumpföffner.«

21

    D rei Panzerfahrzeuge von Haus Quest setzten mit großer Kraft zurück und rollten auf jeweils einer einzelnen Gleiskette über die Prachtstraßen. Die kurzläufigen, gedrungenen Kanonen auf ihren Aufbauten waren so hoch in den Himmel gerichtet, wie es möglich war, und sandten Granatengeschosse nach oben. Sie stampften durch einen Strom fliehender

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