Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
blutbefleckten Jägerjacke herum, als wollte er sich von einem Blutegel befreien.
    »Ah, meine Freunde des Hauses Quest, nehme ich an? Sie haben mir wohl sicherlich die verdammt schwere Kiste voller jackalianischer Münzen mitgebracht, die man mir versprach?«
    »Ihr Honorar liegt sicher auf unserem Schiff«, sagte Veryann.
    »Das ist gut, mein kleiner schöner Weichkörper, denn ich habe bedauerlicherweise die Agentengebühr verlegt, die Ihre Leute hierhergeschickt haben. Verdammt nachlässig von mir, ich weiß.« Seine zwei Teleskopaugen fuhren noch einmal um ihre halbe Länge aus und sahen Veryann auf eine beinahe raubtierhafte Art und Weise an. Eisenflanke spielte mit den Ketten, die seine vier Metallarme festhielten – seine Konstruktion machte den Anschein, als sei sie dem Körper eines Craynarbiers nachempfunden. »Dann lasst uns zur Sache kommen, meine guten Säugetiere. Tick tock. Wenn wir länger warten, zieht die Nacht herauf, und ich bezweifle, dass ihr drei im Dunkeln so sehen könnt, wie ich es kann.«
    »Dann also bis nächste Woche, was, Eisenflanke?«, Der Wachmann lachte und löste die Ketten.
    »Ich denke, ich werde Ihre Gastfreundschaft eine
Weile nicht bemühen, McGregor Weichkörper. Nun seien Sie eine gute Kampfeinheit und holen Sie mir meinen Mantel und meine anderen Besitztümer, die Ihre Strolche mir letzte Nacht abgenommen haben.«
    »Das war nicht letzte Nacht«, erwiderte der Soldat, »das ist verdammt nochmal schon drei Tage her.«
    Als der Oberländer wieder in die Zelle zurückkehrte, schwankte er unter dem Gewicht eines Gewehrs, das so groß war, dass es durchaus als Artilleriegeschütz hätte durchgehen können.
    »Ich hatte bisher den Eindruck, dass Ihr Volk Repetiergewehre bevorzugt, die mittels der Dampfkraft Ihrer eigenen Körper betrieben werden«, sagte Veryann.
    Eisenflanke schulterte seine Waffe und klopfte dann gegen den Doppelschlot, der aus seinem Rücken ragte. »Mein Kessel ist nicht mehr das, was er einmal war, gute Frau. Davon abgesehen mag ein Repetiergewehr ja durchaus dazu taugen, die Blauröcke einer Brigade aus Quatérshift zu durchlöchern, aber eine Donnerechse ist da dann doch von ganz anderer, und zwar ziemlich gepanzerter Art.«
    Veryann führte den Dampfmann davon, dessen klappernde Metallbeine aufgrund seines Gewichts Abdrücke in der trockenen Erde hinterließen.
    »Glauben Sie immer noch, dass wir im Dschungel seine Hilfe brauchen?«, fragte Amelia den Kommodore.
    »Mädel, unsere Lage ist mehr als nur ein bisschen schwierig, das steht mal fest.«
    Amelia biss sich auf die Lippe. Sie fuhren mit einem
antiquierten Tauchboot in eine der gefährlichsten, unerforschtesten Gegenden der Welt, umgeben von einem Haufen Sträflinge, einer Kampftruppe mit äußerst dünn gespanntem Geduldsfaden, die nicht einmal in ihrem eigenen Land erwünscht war, und hatten noch einen Saboteur dabei, der sie scheinbar um jeden Preis aufhalten wollte. Nun konnten sie zu dieser wilden Kombination noch den verrücktesten Dampfmann dazuzählen, der außerhalb der Irrenhäuser des Freistaates herumlief. Irgendwann musste sich ihr Glück doch noch einmal wenden.
     
    Nicht zum ersten Mal wünschte sich die Dienstmagd, dass die Vordertür ihres Herrenhauses in Westcheap über ein Sprechrohr verfügte, mit dessen Hilfe man ein wenig ausfiltern konnte, wem man öffnete. Es reichte schon, dass jeder Kaminkehrer oder Hausierer in ihrer Straße jeden Morgen wieder läutete, um sie oder die Köchin davon zu überzeugen, dass sie etwas kaufen sollten  – jetzt musste sie sich auch noch mit Dummköpfen herumschlagen.
    »Das ist nicht das Haus einer Damson Robur, Sir. Es gehört heute so wie jeden Tag in den letzten zwanzig Jahren Lord Leicester Effingham.«
    »Sie irren, Damson«, insistierte der verrückte Besucher. »Ich habe die fragliche Dame vor nur wenigen Tagen aufgesucht, und dieses Haus ist tatsächlich das von Damson Robur.«
    »Sie haben die falsche Adresse, guter Mann«, sagte die
Magd. »Die Straßen und Plätze in dieser Gegend sehen alle gleich aus, wenn man nicht hier wohnt.«
    »Wer war dann aber vor drei Nächten hier?«, fragte der Besucher.
    »Überhaupt niemand, Sir – das Haus stand leer. Lord Effingham befand sich auf seinem Landsitz in Haslingshire. Ich bin gerade erst mit seiner Köchin nach Middlesteel zurückgekommen, um das Haus wieder für die Saison herzurichten.« Sie deutete auf die dunklen Räume hinter ihr. Die Möbel im Flur waren noch von weißen

Weitere Kostenlose Bücher