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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Kampfes behielten die Dampfritter einen Rest von Selbstbeherrschung; sie kämpften wie eine konzentrierte tonnenschwere Masse Stahl. Und Eisenflanke schien zudem die Gefahr derart zu genießen, als sei er selbst ein Wilder. Er stürzte sich mit geschultertem Gewehr und gezogenen Klingen auf das Floß, zertrampelte gefallene Krieger sadistisch unter seinen metallenen Füßen, und das Blut der Craynarbier bespritzte seinen Safarianzug, während er lachte und tanzte und eine Schneise durch die Reihen der entsetzten Angreifer schlug.
    »Jetzt brenne ich!«, rief der Dampfmann, die Sprechvorrichtung auf voller Lautstärke. Die Dampfpfeife auf
seinem Rücken stieß einen Siegesschrei aus, als überhitzte Luft herausdrang. »Ich stehe in Flammen!«
    Einer der überlebenden Craynarbier, dessen Brustpanzer beinahe in Stücke gerissen worden war, versuchte auf Eisenflankes Rücken zu springen und klammerte sich am Gürtel des Dampfmanns fest, in den dieser die blutigen geraubten Stiefel geschoben hatte. Aber Eisenflanke schüttelte den Craynarbier ab, schleuderte ihn auf das Floß und stieß ihm die Spitze seines langen Messers in die Stirn. »Das sind meine Stiefel, wilder Panzer, meine! So schönes Leder ist nichts für deine Klauen!«
    Kriegsgesänge drangen von den vielen Flößen auf dem Fluss. Einer der Medizinmänner, der an seinen pelzbesetzten Hörnern zu erkennen war, beschwor den Weltengesang und versuchte, die Macht des von Regenwald bedeckten Landes zum Nutzen des Stammes anzuzapfen. Vor den Booten begann das eilig dahinströmende Wasser zu schäumen und Blasen zu werfen. Von den Mauern von Rapalaw Junction erschollen Rufe, die schnell mehr Gaspatronen aus dem Waffenlager der Garnison anforderten.
    »Das ist nicht gut«, sagte eine der catosischen Kämpferinnen.
    Der Pfeilhagel aus den Federbüchsen der Wilden war für einen Augenblick verebbt, und Bull sprang auf. »Zur Sprite, Jungs, schnell zur Sprite.«
    »Nicht mit der da!« Ein Matrose zeigte auf Amelia. »Nicht mit dem Jonas!«

    »Oh, beim Zirkel.« Amelia ergriff die Initiative, stemmte sich hoch und rannte auf das Tauchboot zu.
    Unten am Fluss wirbelte Eisenflanke herum und ahmte spöttisch den Zaubergesang des craynarbischen Medizinmanns nach, wobei beinahe perfekte Imitationen der typischen Dschungelgeräusche aus seiner Sprechvorrichtung drangen – Baumaffen, Paradiesflügel, Rotkatzen, Jagdspinnen. Auf der anderen Seite des breiten Flusses erhoben sich eilig Vögel in den Himmel, und die Geschöpfe des Regenwaldes heulten und kreischten eine Antwort. Als hätte sie das Aufbegehren des Dschungellebens ermutigt, löste sich nun die Tauchbootbesatzung aus ihrer Starre und stürzte in wilder Panik auf die Landungsbrücke der Sprite zu. Die catosischen Söldnerinnen zogen sich hingegen in zwei disziplinierten Reihen zurück, von denen sich eine hinkniete und schoss, dann hinter die Kameradinnen trat und mit fließenden Bewegungen die Karabiner lud, während nun die zweite Reihe das Feuer auf die Gegner eröffnete.
    Unten am Fluss wurden die Gesänge des Medizinmanns inzwischen erhört: Geflügelte Fische stießen wie eine Wolke aus purpurnen Schuppen und regenbogenfarbenen Rückenflossen aus dem Wasser und flatterten wie Fledermäuse zu den Befestigungsmauern, während andere über den Fluss dahinschossen und zu den Matrosen flogen, die immer noch ihrem Jonas hinterdreinliefen. Mit Giftstacheln versehene Fischköpfe bohrten sich in die gestreiften Hemden der Besatzungsmitglieder,
und winzige, rasiermesserscharfe Mäuler nagten am Fleisch ihrer Opfer.
    »Eisenflanke«, schrie Amelia, »zurück zum Schiff!«
    Sie versuchte, einen der gefallenen Matrosen zur Luke des Geschützturms zu ziehen, aber sein Gesicht schwoll an wie ein Ballon, die Haut seiner aufgedunsenen Finger wurde steif, während sich die Muskeln an seiner Kehle ausdehnten und ihn langsam erstickten.
    Veryann kam zu ihnen gerannt und stieß den Sterbenden mit einem Tritt in den Fluss. »Das Gift der fliegenden Fische ist tödlich – es gibt kein Gegenmittel.«
    Über den Mauern von Rapalaw Junction erscholl nun endlich das Donnern der abgeschossenen Gasgranaten, und eine Spur aus gelbem Gas zog hinter jedem Projektil her. Dort, wo sie landeten, strömten Wolken der giftigen Dämpfe pilzartig hervor, wie Springbrunnen senffarbener Tentakel, die sich bis zu den Wällen vor der Stadt erstreckten. Die Rotröcke, die auf sie hinabblickten, trugen Ledermasken mit heuschreckenähnlichen

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