Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
sprach sie eine kleine Zirkelmeditation und flehte darum, dass der verrückte Dampfmann, der sie eskortierte, nicht in das Gebrüll der Wilden einfiel; sie und der Erste Maat waren auch so in ihren ungelenken Tauchanzügen Zielscheibe genug.
Gabriel deutete nach vorn. Am Heck ihres riesigen Tauchboots befand sich eine Zwillingsschraube, und die Flügel des Steuerbordpropellers hatten sich mit einem verdrehten Ende des Steuerruders verkeilt. Gabriel sagte etwas, erkannte dann aber, dass seine Worte von den Helmen zu stark gedämpft wurden, als dass man sie hätte verstehen können. Er zeigte auf das Ruder und deutete mit einer Handbewegung an, dass sie es beide anpacken sollten. Amelia stemmte die Füße gegen das Eisenteil, während der Erste Maat auf der gegenüberliegenden Seite Aufstellung nahm und mit behandschuhten Händen oberhalb ihrer eigenen Finger das beschädigte Ruder ergriff. Gemeinsam bearbeiteten sie das Metall, Amelia drückte, während Gabriel McCabe von der anderen Seite zog. Das Gesicht des Ersten Maats war hinter seinem Visier vor Anstrengung verzerrt, und das Kristall beschlug von innen. Das Gummi ihres Anzugs, das über Amelias enormen Armen ohnehin schon stark gedehnt war, grub sich tief ein, als sie ihre Muskeln anspannte. Wenn der Anzug platzte, dann konnte sie lediglich darauf hoffen, sich bloß Hautverbrennungen an jenen Stellen zuzuziehen, an denen das Dreckgas seine
hässliche Arbeit tat. Wenn durch den Riss ein Weg zu ihren Lungen frei wurde, dann waren dicke, blutige Blasen auf der Haut noch das kleinste Problem. Gabriel brüllte vor Anstrengung, und Amelia hörte seinen Wutschrei selbst durch den Helm. Sie konnte kaum noch etwas sehen, da ihr der Schweiß in die Augen lief. Irgendwo oberhalb der Gasschwaden brannte die Sonne von Liongeli mit aller Kraft auf Rapalaw Junction nieder und nahm keine Rücksicht auf Narren in Gummianzügen und ihre verzweifelten Bemühungen. Das Ruder schien sich gerade ein wenig zu bewegen, als ein Pfeil vom Metall abprallte und, als er zerplatzte, blaue Tropfen Fischblut auf Amelia regnen ließ. Gift. Sie hatten ihre Pfeile mit dem Gift der fliegenden Fische gefüllt!
Eisenflanke machte sich bereit, den Angriff abzuwehren; Pfeile schrammten über das genietete Metall unter seiner Jägerkluft, als er sein Donnerechsengewehr erneut hob. Die Waffe bäumte sich wie ein erzürnter Drache in seinen Händen auf, als er eine Ladung Blei in Richtung der heransurrenden Pfeile schickte.
Der Schreck, beinahe mit Dschungelgift verletzt worden zu sein, ließ Amelia nun mit aller Gewalt gegen das Ruder drücken, und sie schrie in die nach Gummi riechende Luft ihres Helms. Gabriel zog, und sein Griff war so fest, dass er Dellen im Metall hinterließ. Noch mehr Pfeile gingen auf sie nieder, es war ein tödlicher Regen, der von den Stahlplanken abprallte und in den Fluss fiel. Amelia fühlte mehr, als dass sie es sah, dass ein craynarbisches Floß mit einem Ruck gegen die
Seite der Sprite stieß. Dennoch konzentrierte sie sich darauf, endlich das Ruder zu bewegen und das verbogene Metall von der Schraube wegzudrücken, und sie versuchte die riesenhaften wilden Panzer zu ignorieren, die auf das Tauchboot sprangen. Eisenflanke rannte auf die Craynarbier zu, brüllte wüste Beschimpfungen und ließ seine Macheten wie eine eiserne Windmühle rotieren, die auf rein mörderische Bewegungen eingeschworen war – aber diese Wilden ließen sich nicht einschüchtern.
Endlich und mit einem Ruck lockerte sich zu Amelias Überraschung das Ruder. Es bewegte sich nun ganz leicht, als hätte die Nachmittagssonne es aufgeheizt und weich wie Butter werden lassen. Auf Deck kämpfte Eisenflanke gegen die craynarbischen Wilden mit jener Präzision, wie sie allein den Dampfmännern eigen war. Zwei Arme schlugen nach den Speeren, die ihm entgegengeschleudert wurden, während die zwei anderen zustachen und die schneckenartige Maske eines Kriegers zerfetzten. Das Dreckgas ließ den Craynarbier husten, und er stolperte zurück, während Eisenflanke den lebenden Gasschutz unter seinen Füßen zertrat und den Krieger mit einer schnellen Drehung über Bord warf.
Weitere Kämpfer sprangen vom Floß, beachteten das Duell zwischen ihren Genossen und dem Dampfmann nicht weiter und stürmten auf Amelia und den Ersten Maat zu. Mit ihrer Arbeit am Ruder waren die beiden fertig, aber es stand zu befürchten, dass sie dafür teuer bezahlen würden. Amelia stieß einen Schwall von
Beschimpfungen aus und
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