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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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auch ganz genau, welche Knöpfe er bei ihr drücken musste.
     
    Acht Matrosen von der Sprite waren nötig, um den Karren – eine flache Ladefläche und acht Räder, die aus leeren Fässern bestanden – durch die Schneise zu Eisenflankes Frischwasserquelle zu ziehen. Auf dem Rückweg würden sie noch langsamer vorwärtskommen wegen der vielen Gallonen Wasser, die sie dann
mit sich führen würden. Bull Kammerlan, der die Meersäufer anführte, hatte seine Truppe zudem angewiesen, ihre Dreizacks und die Kondensatoren bei sich zu tragen. Eisenflanke hatte sich gegen das unnötige Gewicht ausgesprochen und erklärt, dass die wilde Energie die größeren der Donnerechsen eher reizen als erledigen würde, aber die Sträflingscrew hatte sich von ihrer Überzeugung nicht abbringen lassen. Über die seltsamen Gewehre der Catosierinnen hatte der Dampfmann nichts weiter gesagt. Amelia bahnte sich einen Weg über die zertrampelten Schlingpflanzen und Farne, und sie versuchte angestrengt, die vielen verschiedenen Gerüche auszublenden, die sie auf diesem Weg umgaben – von verrottenden Pflanzen am Boden bis zu Gewächsen, so hoch aufgeschossen wie ihre catosischen Begleiterinnen, die vom letzten Regen befeuchtet honigartige Düfte verströmten, um Insekten als Nahrung anzulocken. Liongeli lebte, mit leuchtenden Farben und unbändiger Energie – ganz anders als die tristen Moore und dunklen Eichenwälder von Jackals.
    Amelia sah, dass Bull unter der Last des Kupferkondensators schwitzte, und ihm blieb ihr verächtlicher Gesichtsausdruck nicht verborgen. »Sie brauchen gar nicht so hochnäsig auf diese Dinger herabzublicken, Kleine. Sie haben Ihnen die wilden Panzer lange genug von der Pelle gehalten, bis die Sprite aus Rapalaw Junction entkommen konnte.«
    »Es ist wilde Energie.«
    »Und gerade das mag ich daran. Sie sind genauso
übervorsichtig wie die alte Tante Black – oder sollte ich lieber den echten Namen des Kommodore benutzen?«
    »Nur, falls Sie möchten, dass alle auch Ihren echten Namen kennenlernen, Sie verdammter Narr«, gab Amelia zurück.
    »Sie wissen doch, wer er in Wirklichkeit ist, genau wie ich. Die meisten von der Besatzung der Sprite haben in der royalistischen Exilflotte gedient, und die da«, Bull deutete auf die im Gänsemarsch dahinschreitenden Catosierinnen, »diese verdammten Ausländerinnen interessieren sich sowieso einen Dreck für Jackals oder irgendwas anderes als ihren geliebten Meister Abraham Quest. Was den alten Blacky angeht, den würde es doch auch nicht stören, wenn ihn hier draußen irgendjemand als Samson Dark anspräche. Er war ein Herzog in der Flotte, ich hingegen nur der Sohn eines niederen Barons. Er umgibt sich gern mit der Aura des alten Adels, nicht wahr, unser großer Mann mit seinem großen Schiff. Nicht, dass unsere Titel noch irgendeine Bewandtnis hatten, als die Luftschiffe von Jackals uns damals aufbrachten.«
    »Sie leben gern gefährlich, nicht wahr, Kammerlan? Einer Ihrer Männer könnte Sie eines Tages verraten, nur um den Preis zu kassieren, der auf Ihren Kopf gesetzt wurde. Tatsächlich könnte ich mir fast überlegen, ob ich nicht …«
    »Ja, Sie sollten mich anschwärzen, Süße«, sagte Bull. »In mir fließt mehr königliches Blut als in den verwässerten Adern der Landjunker, die Ihr Parlament in den
königlichen Aufzuchtstätten gefangen hält. Glücklicherweise sind meine Wählerdaten ebenso falsch wie die des Kommodore.«
    Amelia schüttelte den Kopf. »Wenn der Kommodore hört, was Sie hier alles von sich geben …«
    »Er ist weich«, sagte Bull. »Sie waren alle am Hof, direkt beim Lord Protektor im Exil. Haben eher wie die Fürsten gelebt als wie Rebellen. Haben sich die dicken, leichten Prisen gekapert. Die Besatzungen der Schiffe wurden verschont.«
    »Der Kommodore hat mir erklärt, wieso er Sie aus der Flotte werfen ließ«, sagte Amelia.
    »Angst ist eine Waffe. Das Haus der Hüter versteht das auch. Ich habe die Offiziere und Mannschaften in ihre eigenen Rettungsboote verfrachtet und sie dann bis an den Rand der Feuersee geschleppt.«
    »Sie haben sie zuerst mit Seehundfett eingerieben!«, wandte Amelia ein.
    »Der Geruch des brennenden Fetts zieht Ascheaale an – so ging es für sie schneller, als wenn sie darauf hätten warten müssen, dass ihre Flöße verbrannten und sanken.«
    »Sie sind schon ein sehr gnädiger Hurensohn«, zischte Amelia.
    »Die Royalisten verloren den Bürgerkrieg vor sechshundert Jahren«, erklärte Bull

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