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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Gemeinschaften, in denen die Mitglieder ohne Störung ihre utopischen Ideale verfolgen konnten. Ich entdecke oft ihre Knochen und Überreste, wenn ich Jäger hier entlangführe.«
    »Eine verlorene Kolonie, so weit hier draußen? Ich habe davon gelesen, dass man so etwas in Concorzia entdeckt hat, aber nie so weit im Osten. Nun, alter Dampfer, das ist wieder eine neue Irrlehre, die man mir an der Hohen Tafel übelnehmen kann.« Amelia betrachtete die Statue eingehend: Nein, die Kleidung passte nicht, sie stammte auf keinen Fall aus der Zeit des Bürgerkriegs.
Sie war weder royalistisch überladen noch parlamentarisch schlicht. Die Figur musste älter sein als sechshundert Jahre. Das spürte sie in ihren Knochen. »Ich brauche einen Splitter von dieser Statue. Dann kann ich später versuchen, anhand der Abnutzung das Alter zu bestimmen, wenn ich nach Jackals zurückkehre.«
    Immer vorausgesetzt natürlich, dass ihr die acht Universitäten solche Untersuchungen gestatten würden. Verdammt sollten sie sein. Mit dem Honorar, das Quest ihr in Aussicht gestellt hatte, konnte sie ein eigenes College gründen.
    Eisenflanke deutete mit einem seiner vier Arme zu einer Lichtung im Dschungel, die sich geradewegs hinter dem von der Statue gekrönten Obelisken befand, eine Schneise aus niedergetrampelten Bäumen. »Das ist die Spur, die zu der Frischwasserquelle führt. Neropoden trinken ebenfalls daraus.« Er bemerkte Amelias fragenden Gesichtsausdruck. »Pflanzenfresser, meine kleine Weichkörperfreundin. Wenn man versucht, ein Tier des Rudels zu erledigen, dann werden sie einen zerquetschen, aber wenn man sie gar nicht beachtet, dann stören sie einen auch nicht.«
    Amelia ließ ihren Blick über Deck schweifen. Veryanns Söldnerinnen setzten ein eisernes Floß zusammen, das sie zum Ufer bringen sollte; am Heck war ein rotierendes Paddel befestigt, das von einer Dampfmaschine angetrieben wurde. Sie hatten ihre Karabiner gegen lange, gewaltige Gewehre eingetauscht, deren Lauf von einem Bolzen gekrönt wurde, der an die scharfen
Blütenblätter einer eisernen Blume erinnerte. Von den Schultern der Kämpferinnen, durch den Drogengenuss unnatürlich verbreitert, hingen schwere Köcher, in denen weitere solcher Bolzen steckten.
    Eisenflanke sah, wie Amelia die seltsam aussehenden Gewehre betrachtete. »Abraham Quests Einfallsreichtum erschöpft sich offenbar nicht nur darin, mich als Führer für diese Expedition anzuheuern. Die Kommandantin behauptet, diese Waffen seien dazu entwickelt worden, um die Schuppen einer Donnerechse zu durchschlagen, sich tief ins Fleisch zu bohren und in ihren Organen zu rotieren, um ihnen so den größtmöglichen Schaden zuzufügen.«
    »Wurden sie schon erprobt?«
    »Nicht in Liongeli«, schnaubte Eisenflanke. »Ich spüre die Symmetrie Ihrer Berechnungsmaschinen in der Art, wie sie konstruiert wurden.«
    Amelia überhörte die Geringschätzigkeit, die in den Worten des Dampfmanns lag, und zuckte die Achseln. »Sind unsere Berechnungsmaschinen so völlig anders als die klugen Köpfe, die im Freistaat der Dampfmänner ans Werk gehen?«
    »Ein Drittel meiner Verachtung gilt dem langsamen Drehen der Walzen Ihrer Weichkörper-Rechenmaschinen«, sagte Eisenflanke. »Die anderen zwei Drittel gelten dem Verständnis, das Ihre Rasse dem Dschungel und dem Leben darin entgegenbringt. Diese Gegend ist ein Organismus, ein System. Man kann seine Komplexität nicht anhand der Knochen von Donnerechsen
bestimmen, die man im Middlesteel-Museum wieder zusammengeleimt hat, und man kann seine Sprache nicht entschlüsseln, indem man dicke Bücher über Flora und Fauna in der Königlichen Akademie wälzt. Selbst unser Fluss hier lebt. Sie könnten ihn neun Mal abkochen, und wenn Sie nach dem zehnten Mal einen Schluck davon tränken, würden die Fieber Sie trotzdem nach nur einer Nacht dahinraffen.«
    Er stieß einen seltsamen Schrei aus, und aus dem Dschungel erklang eine Antwort, in der Zorn über die Störung mitschwang, laut und wild. »Das ist die Sprache dieser Gegend.« Er tätschelte die kanonengroße Feuerwaffe, die von seiner Schulter hing. »Und das ist mein Übersetzer. Wenn Sie das Flüstern des Dschungels hören wollen, kommen Sie im Frühjahr mit mir. Wenn Sie schon diese Statue untersuchenswert finden, werden Sie von den Überresten, die man im Inland findet, begeistert sein.«
    Amelia verfluchte den Dampfmann unterdrückt. Ganz offenbar beherrschte er nicht nur die Sprache dieser grünen Hölle. Er wusste

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