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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Geld. Sie haben den Falschen erwischt.«
    Ein schraubstockartiger Griff packte seine Schulter. »Ich bin sicher, die Geschäftsleitung wird das gern mit Ihnen klären, Sir. Hier entlang.«
    Sie führten ihn zu einer dick mit gestepptem Leder verkleideten Tür. »Kommen Sie mit, Sir.«
    Er fand sich in einem kleinen Fahrstuhl wieder, der kaum größer war als ein Speiseaufzug für Köche und Kellner. Die Türen hatten sich kaum hinter ihm geschlossen, als gelbes Gas aus einem Lüftungsschlitz am Boden drang; die Dämpfe legten sich warm über seine Haut und verstopften seine Lungen. Cornelius taumelte gegen eine verspiegelte Wand. Der Fahrstuhl bewegte sich weder nach oben noch nach unten. Er versuchte, die Tür aufzudrücken, aber die übelriechende Wolke, die sich allmählich in dem kleinen Raum ausbreitete, nahm ihm die Kraft. Eine seltsame Art, mit der man hier das Geld aus den Taschen der Kunden zog – es war für die Verbrecherbanden sicherlich effektiver, die Leute einfach in den Schuldturm werfen zu lassen. Und was war überhaupt mit der guten alten Tradition, zunächst als kleine Warnung ein paar Finger zu brechen?
    Als die Türen erneut geöffnet wurden, strömte plötzlich
wieder frische Luft herein, und jemand fing ihn auf, als er nach draußen taumelte. Ihm wurden die Arme auf den Rücken gedreht, und ein hammerharter Schlag drängte die letzte Luft aus seinen Lungen. Eine Warnung also. Offenbar hatte er es mit Traditionalisten zu tun. Um seine Handgelenke schnappten ein paar Handschellen zu, und dann schleppten ihn die Schläger wie eine leere Kiste Jinnflaschen über den Flur. Die Nachwirkungen des beißenden Gases ließen Cornelius’ Augen tränen, ein Heuschreckenschwarm kroch über sein Gesichtsfeld, während einer der Peitscher mit dem Stiefel hart gegen sein linkes Bein trat.
    Er konnte kaum etwas sehen, als man ihn auf einen Stuhl warf, aber er erkannte die sanfte, leise nuschelnde Stimme des Mechomanikers, den er dabei belauscht hatte, wie er sich an Bunzal Kohlenschmelzers Körper zu schaffen gemacht hatte. Sie war, auch wenn man dem Mann direkt gegenüberstand, nicht lauter als durch den Bug des schwimmenden Jinn-Palasts.
    »Unerträglich. Wie kann ich meine Arbeit machen, wenn ich ständig derart unterbrochen werde?«
    »Bauen Sie das Ding einfach zusammen«, knurrte ein Peitscher.
    Oberhalb der Stirn des Gesichts, das Cornelius sich geliehen hatte, wurde das Haar abgeschabt, und dann setzte man ihm einen scharfkantigen Reif auf. Bei den Zähnen des Zirkels, es war eine Dornenkrone, die man ihm jetzt anpasste. Ein schmales Band aus kleinen, unperfekt geschliffenen Bruchstücken jener Muttersteine,
mit denen das Kristallgitternetzwerk von Jackals betrieben wurde. Aber diese Kristalle brauchten keine Sender, um zu funktionieren, und sie konnten lediglich eine einzige Botschaft übermitteln. Schmerz. Reinen Schmerz. Mit einer Dornenkrone konnte ein Mensch über Wochen gefoltert werden, ohne dass körperliche Anzeichen zurückblieben, bis sich das Gehirn der Opfer in dem verzweifelten Versuch, den Verstand zu schützen, in verschiedene Persönlichkeiten aufspaltete. Nicht zu Unrecht hieß es: Unter einer Dornenkrone betritt ein Einzelner den Raum, und als Gruppe kommt er wieder heraus.
    »Ich werde bezahlen«, sagte Cornelius. »Ich habe das Geld.«
    »O ja, du wirst bezahlen, du Drecksack«, sagte einer der Handlanger, der Cornelius’ Füße an dem Stuhl festband. »Dafür werden wir sorgen.«
    »Holen Sie den Geschäftsleiter«, bat Cornelius. »Das ist doch sinnlos. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich zahlen werde. Wie wollen Sie meine Schulden noch eintreiben, wenn ich dank dieses Geräts in einer Anstalt gelandet bin?«
    Ein brennender Schlag mitten ins Gesicht war die erste Antwort. »Halt die Klappe. Deine Brieftasche interessiert uns nicht. Die haben wir schon. Wir wollen wissen, wer du bist.«
    »Wer ich bin? Das wissen Sie doch bereits!«
    Wieder ein Schlag. Diesmal wesentlich stärker.
    Der nuschelnde Mechomaniker war immer noch damit
beschäftigt, die Dornenkrone zusammenzubauen, aber vermutlich hätten diese Kerle Cornelius auch so geschlagen. Ein bisschen körperliche Demütigung war zusätzlich eine wirksame Maßnahme. Das hatte er in den sechs Monaten Gefangenschaft gelernt, die er in einer organisierten Gemeinschaft des Gemeinwesens zusammen mit dem unerträglichen Wolfschnapper Harry Stave verbracht hatte. Immerhin waren in Quatérshift die meisten Leute, die über das

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