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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Knirschen zerberstenden Glases sickerte das Explosivgemisch aus beiden Kammern in den Sprengkopf der Rakete, und das Geschoss schraubte sich in den Himmel, wo es in einem Sternenschauer aus Magnesium aufging.
    »Ja. Als Erstes.«
    Vom Fluss her antworteten einige Explosionen, ein Geräusch, als ob man frische, knackende Scheite auf ein Herdfeuer warf. Runde Granaten explodierten über den Rückkehrern, Rauchspiralen hinter sich herziehend, die sich schnell über dem Blätterdach ausbreiteten.
    Veryann belohnte die gute Arbeit ihrer Untergebenen mit einem zufriedenen Nicken. »Dann wollen wir einmal
sehen, ob dieses Geschöpf uns unter einer Rauchtarnung noch immer so gut wittern kann.«
    »Der Zirkel segne das catosische Militär«, sagte Amelia und begann wieder zu laufen. Und der Zirkel verdamme den Verräter in ihren Reihen. Erst die Sabotage an den Gasreinigern ihres Tauchboots, und nun das. Irgendjemand wollte um jeden Preis verhindern, dass sie ihr Ziel erreichten. Aber jeder, der überhaupt irgendetwas über Camlantis wusste, musste ebenfalls mitbekommen haben, dass diese Zivilisation die höchste Form moralischer Entwicklung erreicht hatte. Wer, der klaren Geistes war, würde derart entschlossen versuchen, den unvollkommenen, sich ständig bekriegenden Völkern, die auf Camlantis gefolgt waren, die Geheimnisse der Uralten vorzuenthalten? Daher war Unwissenheit als Motiv auszuschließen. Wer von ihnen war so stark daran interessiert, dass die Expedition niemals bis nach Camlantis vorstieß, um die Bereitschaft aufzubringen, die halbe Besatzung zu ermorden? Es hatte doch wohl niemand von Bulls Leuten so viel Angst davor, als Sklave der Daggischten zu enden, dass er die Hälfte seiner eigenen Kameraden geopfert hätte, nur um die Sprite zur Umkehr zu bewegen? Auf diese Weise würden sie zudem auch keine Begnadigung erwirken.
    Vom Fluss her spuckten die Mörser, die auf dem Tauchboot postiert waren, einen dicken Teppich von Rauch aus, der mit geradezu unheimlicher Genauigkeit der Geschwindigkeit angepasst war, mit der sie sich vorwärtsbewegten. Das Geheul des Kilasaurus hinter ihnen
wurde zu einem verwirrten Kreischen, das im beißenden Rauch unterging, bis endlich zu ihrer großen Erleichterung der lange, dunkle Rumpf der Sprite in Sicht kam, die in der Strömung des Flusses vor Anker lag. Kommodore Black winkte ihnen vom nächstgelegenen Geschützturm zu. Die Tauchbootbesatzung unterstützte die Catosierinnen dabei, hastig die Mörser abzubauen und Sockel und Geschützrohre in den offenen Luken zu verstauen. Die Sprite lag so nahe am Ufer, dass der kleine Kahn, mit dem sie zuvor an Land gerudert waren, nun beinahe als Planke dienen konnte. Ein Brüllen hallte durch den Rauch. Es klang unangenehm nah.
    Kommodore Black half Amelia die letzten Sprossen der Außenleiter hoch. »Du solltest Trinkwasser mitbringen, Professorchen, kein wild gewordenes Schoßtierchen.«
    »Du weißt doch, wie es ist«, erwiderte Amelia, »wenn eine Frau etwas in einem Schaufenster an der Penny Street sieht, dann muss sie es haben.«
    Der Kommodore beobachtete, wie die Tauchboot-Crew in undiszipliniertem Durcheinander zur Sprite hinüberkletterte, während Veryanns Söldnerinnentruppe in fester Formation, die Gewehre mit den Blütenbolzen im Anschlag, den Rückzug antrat. »Na, ich werde dieses grässliche Vieh jedenfalls nicht für dich füttern. Veryann, bringen Sie Ihre Leute an Bord – ich werde mit meinem Läufer quer über das ganze Brett marschieren, wenn Sie versuchen sollten, sich selbst mit einem Kilasaurus anzulegen.«

    Amelia wandte sich um und sah Eisenflanke, der über das Deck polterte. »Kann Ihre Freundin ins Wasser hineinwaten, alter Dampfer?«
    »Ein Kilasaurus wird den Shedarkshe nicht überqueren«, sagte Eisenflanke, umklammerte sein Donnerechsengewehr und spähte in den rauchverhangenen Dschungel. »Diese Viecher schwimmen nicht gern.«
    Der letzte Mörser war abgebaut und die Catosierinnen an Bord, als sich ein Kopf durch den allmählich dünner werdenden Nebel schob. Eine abartig kleine, mit rasiermesserscharfen Zähnen versehene Schnauze pendelte nach Eisenflanke Ausschau haltend hin und her, und ihr folgte ein riesenhafter, mit grünen Schuppen besetzter Körper, der so groß wie ein Middlesteeler Hochhaus war. Aus dem zweiten Maul auf der Brust zuckte eine Zunge. Es erinnerte an eine Kreissäge, wie es sich knirschend und wild immer wieder öffnete und schloss. Drei unversehrte Augen und ein vernarbtes

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