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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Gespräche belauschte und durch Bullaugen linste. Die nächtliche Dunkelheit und das Plätschern des Gambleflowers machte sein Unterfangen einigermaßen sicher.
    Ungefähr in der Mitte des Schiffsbauchs fand er sie. Die zwei gedungenen Mörder, die Bunzal Kohlenschmelzer in den Karren mit dem doppelten Boden geworfen hatten. Sie hatten ihre Kohlenhändlerverkleidung inzwischen abgelegt und untersuchten die Überreste der gesprengten Brust des Dampfmanns. Einzelne Teile wurden sanft aus einer Lache dunklen, zusammengelaufenen Öls herausgelöst. Verdammt. Es war nicht Robur, der dem dunklen Geschäft der Grabräuber nachging – stattdessen wühlte eine dürre Bohnenstange von einem Mann im Körper des Dampfmanns herum.
    »Vorsichtig«, warnte das Rattengesicht. »Die Teile müssen erhalten bleiben und entfernt werden, ohne die Kristalle zu beschädigen.«
    »Dafür muss ich mich konzentrieren«, sagte der Mechomaniker, der die verbotene Autopsie vornahm. Er sprach fürchterlich leise, und die Worte waren von Cornelius’ Tonverstärker kaum aufzufangen.
    »Da ist ordentlich Knete für Sie drin«, sagte das Rattengesicht. »Also machen Sie Ihre Arbeit ordentlich. Der Kunde muss die Teile morgen zugeschickt bekommen,
und zwar gesäubert; alle Organe müssen beschriftet sein.«
    Der größere der beiden Schläger ließ die Knochen knacken. »Wenn Sie das hier nicht gut machen, dann werden Ihre Teile demnächst etwas Aufmerksamkeit benötigen. Das ist der letzte Dampfer auf unserer Liste. Sie werden keine zweite Chance bekommen.«
    »Das hier ist eine knifflige Arbeit«, flüsterte der Mechomaniker. »Lassen Sie mich nur machen.«
    Die Männer lachten darüber, wie sie dem gedungenen Spezialisten zugesetzt hatten, dann gingen sie und schlossen die Tür hinter sich. Cornelius wollte gerade die Rückholvorrichtung seines Seils aktivieren, als er merkte, dass der Mechomaniker vor sich hinmurmelte. Ein Hoch auf alle Selbstgespräche. Er drehte sein Hörgerät auf höchste Empfangsstärke, um das zischelnde Gebrabbel aufzufangen und versuchte, den bohrenden Schmerz zu ignorieren.
    »Drecksäcke, Widerlinge, wie die mich behandeln! Aber sie haben kein Hirn, keinen Geist.« Der Mann stülpte die Lippen nach außen wie ein Fisch, der pfeifen will, kratzte sich so heftig am Kopf, als ob er Läuse hatte, und wandte sich dann wieder den Innereien Bunzal Kohlenschmelzers zu. »Nicht klug. Der Kunde will sie morgen. Sie wollen es morgen, wollen sich in Whittington Manor den Bauch vollschlagen, die ganzen hohen Tiere treffen. Die ganzen Hübschen. Ich sollte gehen. Ich bin es doch, der für sie arbeitet, nicht diese Dummköpfe. Wie sie mich behandeln …«

    Whittington Manor. Cornelius hatte diesen Namen kürzlich erst gehört, oder hatte er in den Middlesteel Illustrated News davon gelesen? Wurde Robur vielleicht dort festgehalten und zum Narren gehalten, während er Pläne gegen das Erste Komitee von Quatérshift schmiedete? Er ließ die Rückholvorrichtung anschlagen und wurde mit leisem Zischen wieder aufs Promenadendeck der Ruby Belle gehievt.
    Dort angekommen, nahm er sein schlankes Weinglas wieder an sich und schritt an den Spieltischen vorüber, während seine Gedanken darum kreisten, wie er den schlüpfrigen Flüchtling vom zerstörten Hof des Sonnenkönigs aufspüren könnte; er war dabei so sehr mit seiner Beute beschäftigt, dass ihm die beiden Peitscher erst auffielen, als sie direkt vor ihn traten – beide einen Kopf größer als er selbst.
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber die Geschäftsleitung würde sich gern kurz mit Ihnen über die Begleichung Ihrer Schulden unterhalten.«
    »Meine Schulden?« Zwei weitere Peitscher lösten sich aus der Menge, die sich rund um die Tische drängte, und nahmen hinter ihm Aufstellung. Vier Gegner waren an sich kein unlösbares Problem, aber wenn ein ganz normaler Gast die Männer aus dem Weg räumte, dann würden die Verbrecherbanden aufmerksam werden, und möglicherweise würde Robur dann aus Vorsicht an einen anderen Ort gebracht. Er hatte aber auch verdammtes Pech, dachte Cornelius missmutig, dass er sich ausgerechnet einen Zechpreller zur Nachahmung
ausgewählt hatte. Nun, sollten sie ihr Sprüchlein aufsagen. Mit dem, was sich in der dicken Brieftasche befand, die er mitgenommen hatte, sollte er sich zumindest eine Nacht Handlungsspielraum erkaufen können. Und mehr als eine Nacht würde er nicht brauchen.
    »Was ist das für ein Unsinn?«, protestierte er also. »Ich habe

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